Daniel – der Zauberer

Filmposter Daniel - der Zauberer

1.5/10

Originaltitel: Daniel – der Zauberer
DE | 2004 | 77 Min. | FSK: ab 6
Drama, Dokumentation, Fantasy, Musikfilm
Regie: Ulli Lommel
Drehbuch: Ulli Lommel
Besetzung: Daniel Küblböck, Ulli Lommel, Peter Schamoni u.a.
Kinostart: 12.08.04
DVD/Blu-Ray VÖ: 30.09.05

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

Daniel ist ein Popstar, der die Massen begeistert. Doch ebenso viele Menschen hassen den schrillen Teenager wie die Pest. Balthasar will Daniel um jeden Preis tot sehen und setzt seine Komplizen auf ihn an. Doch Daniel wird von einem zaubernden Geist beschützt, der ihm dabei hilft, seine schweren Prüfungen zu bestehen.

Wie ist der Film?

Daniel Küblböck, Drittplatzierter der ersten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“, ist ungeachtet seiner künstlerischen Qualität zweifellos ein Pop-Phänomen. Angesichts dessen, was der bayrische Teenager in Deutschland auslöste, macht ein Film über ihn sogar Sinn. Ein solches Individuum, das eine so extreme Polarisation ins Rollen bringt, entspringt RTL schließlich nicht alle Tage. Der Film „Daniel – der Zauberer“ greift auch genau dieses Thema auf, welches Küblböck vor allem anderen ausmacht: „Von Millionen geliebt, von Vielen gehasst“. Das große Pech dabei ist, dass das Projekt von einer Gruppe von Filmschaffenden in die Hand genommen wurde, die eine wirklich haarsträubende Amateurhaftigkeit an den Tag legt.

„Daniel der Zauberer“ ist Dauergast der IMDb Bottom 100, war lange Zeit Platz 1 und kann somit als der schlechteste deutsche Film aller Zeiten bezeichnet werden. Man darf es mutig nennen, dass dieses jenseits des filmtechnischen Standards rangierende Werk in die Kinos gebracht wurde. Dort war es schließlich auch ein großer Flop, den man hätte absehen können. Da der bisexuelle Paradiesvogel Küblböck schon von Natur aus provoziert, der Film schließlich aber nur für Liebe und Verständnis plädiert, ist „Daniel – der Zauberer“ ausschließlich für Daniel-Fans genießbar. Und da selbst unter jenen nicht alle über die mangelhaften Inszenierungskünste von Ulli Lommel hinwegsehen können, ist das Debakel vorprogrammiert.

Regisseur, Autor und Schauspieler Ulli Lommel, der in seiner langjährigen Filmkarriere schon viele Genres mehrfach ausprobierte, vorwiegend aber Horrorfilme macht, war von Küblböcks Ausstrahlung und dessen Wirkung auf sein Publikum fasziniert. Daraufhin schusterte er eine schwer verträgliche Mischung aus Dokumentation und Fantasy zusammen, besetzte einige Verwandte vor und hinter der Kamera und engagierte dazu ein paar Theaterleute sowie diverse Laien, darunter Daniels Vater, der sich selbst spielt. Die Umstände versprechen düstere Aussichten. Lommels Film zeugt immerhin von einigen guten Intentionen, scheitert aber grandios in der Umsetzung.

Schauspielerisch steckt sogar einiges an Potential in dem Film. Lommel selbst spielt seine Rolle als Zauberer angenehm subtil, wenn man von seiner lächerlichen Aufmachung absieht. Rudolf W. Brem als Mephisto-Verschnitt Balthasar ist immerhin eine gewisse Erfahrung anzumerken. Ferner fällt der junge Theaterdarsteller Oliver Möller positiv auf, vor allem durch seine gute Sprechstimme. Dass sie sich allesamt trotzdem blamieren, liegt an Lommels planloser Regie, die die Schauspieler hilflos wirken lässt, und vor allem an dem unsäglich grobmotorischen Drehbuch. Abgerundet wird der Schlammassel von der unkontrollierten Musikuntermalung, der befremdlichen Theaterbeleuchtung und vor allem der konsequenten Homevideo-Optik.

„Daniel – der Zauberer“ beschäftigt sich mit allen ausschlaggebenden Aspekten der Person Küblböck, die nicht nur singt, sondern auch ins Dschungelcamp zieht oder versehentlich mal in einen Gurkenlaster kracht. Die Punkte, die Lommel abarbeiten will, sind legitim, doch tut er dies so erschreckend plump und direkt, dass nichts als die bloße Idee bebildert wird und kilometerweise Zusammenhänge, Ausschmückungen und Logik einfach übergangen werden. Schlimmstes Beispiel ist die „Hollywood-Szene“, die nichts als eine erste Skizze für eine spätere, richtige Szene darstellt, für die Lommel aber wohl die Lust fehlte.

Oft bleibt nichts als Musikvideos, in denen Küblböck lustig herumtollen, sich im Schnee wälzen und mit Tigern spielen darf. Ohne die Geschichte um Mörder und Zauberer drum herum wäre der Film auch tatsächlich besser aufgehoben, zumal die komischen Gestalten, die unbedingt Küblböcks Tod wollen, nicht das geringste Motiv vorzuweisen haben und der musikalische Anfang des Films immerhin für eine akzeptable Konzert-DVD getaugt hätte. Stattdessen wird es oft nur allzu peinlich, vor allem auch bei Daniels hoffnungsvollem Kirchengang am Ende, wo sich sogar der zweite Kameramann einen Kurzauftritt ergattert.

Im Vergleich zu Lommels Zaubershow kommt Uwe Boll wie ein Scorsese daher, muss man leider sagen. Dieses reißbrettartige Star-Portrait mit Märchenelementen, das war einfach nix. Dann doch lieber der Lordi-Film. Eines muss man dem Streifen jedoch lassen: Er versucht, Emotionen einzufangen und zu entfachen. „Daniel – der Zauberer“ ist ein Film mit Herz, aber ohne Verstand. Nur einer verliert bei diesem Machwerk nichts: Küblböck selbst. Er gibt sich, wie er nun mal ist. Oder besser: Wie er war. Da sich Daniel Küblböck ab 2007 einem radikalen Imagewandel unterzog, jetzt seriös ist, Jazzmusik macht und als wirklich ernstzunehmender Künstler daherkommt, stellt „Daniel – der Zauberer“ ein einmaliges Erbe eines so nicht mehr existierenden Popstars dar. Leider meistens nicht mal unfreiwillig komisch, da einfach zu ernst und tragisch unbeholfen, dafür aber eine kleine Legende.

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