Der große Gatsby

Filmposter Der große Gatsby

5.5/10

Originaltitel: The Great Gatsby
USA | 2013 | 142 Min. | FSK: ab 12
Drama, Liebesfilm, Romanadaption
Regie: Baz Luhrmann
Drehbuch: Baz Luhrmann, Craig Pearce
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan, Joel Edgerton, Isla Fisher u.a.
Kinostart: 16.05.13
DVD/Blu-Ray VÖ: 20.09.13

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © Warner Bros. Ent.

Worum geht’s?

Nick Carraway, ein gebeutelter junger Mann, erzählt die Geschichte einer prägenden Bekanntschaft: 1922 nimmt er sich ein kleines Haus auf Long Island, direkt neben dem Palast des geheimnisvollen Millionärs Jay Gatsby. Als Carraway zu einer von Gatsbys regelmäßigen ausschweifenden Partys eingeladen wird, erfährt er nach und nach, was sich hinter der Fassade verbirgt.

Wie ist der Film?

Viel verheißt uns die rauschhaft inszenierte Exposition von „Der große Gatsby“ 2013 – zu viel. Der 1925 erschienene Romanklassiker von F. Scott Fitzgerald nimmt offenbar ein relativ banales Liebesdrama als Mittel zum Zweck, um den kurzsichtigen, exzessiven Lebensstil seiner Zeit zu kritisieren und vor der Missdeutung des Amerikanischen Traums zu warnen. Die Adaption von Regisseur/Autor Baz Lurmann („Moulin Rouge“, „Australia“) hingegen fällt zwischen zelebriertem Pomp in der einen und Gefühlsduselei mit Seifenoperncharakter in der anderen Hälfte auseinander.

Szenenbild Der große Gatsby„Der große Gatsby“ lässt eintauchen in eine wirr montierte, bewusst künstliche Welt voller hinreißender Kostüme, verliert jedoch im weiteren Verlauf zunehmend die Rechtfertigung für die 3D-Optik. Gegenüber der bekannten Kinoadaption mit Robert Redford von 1974 mag Luhrmanns Variante den Geist der Goldenen Zwanziger empathischer einfangen, hat ansonsten jedoch nicht wirklich etwas hinzuzufügen, bläst nur noch auf, ist allerdings ansprechender weil nuancierter gespielt.

Die Ensemblemitglieder in „Der große Gatsby“ sind auf der Höhe ihres Könnens. Die beiden männlichen Hauptfiguren geben im Grunde ihre Paraderollen – Tobey Maguire („Spider-Man“) ist der leicht unbeholfene Sympathieträger, Leonardo DiCaprio („Inception“) der strahlende (Anti-) Held. Carey Mulligan („Drive“) und Isla Fisher („Hot Rod – Mit Vollgas durch die Hölle“) zeichnen als Grazien, die quälend unentschlossen und von Reichtum schnell beeindruckt sind, ein hässliches Frauenbild, welches die Neuentdeckung Elisabeth Debicki als selbstbewusste Beobachterin auffängt. Witzig: Joel Edgerton und Jason Clarke sind nach „Zero Dark Thirty“ schon wieder vereint, diesmal in völlig unterschiedlichen Rollen, doch genauso überzeugend.

So wie Romanautor Fitzgerald die Weltwirtschaftskrise vorausgeahnt haben muss, lässt sich „Der große Gatsby“ heute etwa auch auf das heikle Bankenkasino trotz kurz zurückliegender Finanzkrise übertragen. Der irre Soundtrack ist ein netter Versuch, die Zeitlosigkeit des Romanstoffs auch in Luhrmanns Film zu unterstreichen, wo man die 20er Jahre jederzeit vor Augen hat. Ein stimmungsvolles, aber auch irritierendes Sammelsurium verschiedener Musikrichtungen, Epochen und Coverversionen. Immerhin ein prägnantes Markenzeichen, das Jay-Z da produziert hat.

Wenn sich „Der große Gatsby“ als Drama entpuppt, erinnert man sich an einen ähnlichen Film – und siehe da, er ist vom selben Regisseur: „William Shakespeares Romeo + Julia“ modernisiert ebenfalls eine alte Liebesgeschichte unter Verwendung von Leonardo DiCaprio. Und da haben wir den Beweis, dass die Romantik in einem solchen Unterfangen nicht zwingend derartig in Kitsch kippen muss wie in „Der große Gatsby“. Im fortgeschrittenen Verlauf, der auch kleine Längen aufweist, ist „Der große Gatsby“ mehr Stimmungskiller als emotionaler Höhepunkt.

Durch den formal sehr verspielten Spannungsaufbau und die letztlich abgeschmackte Handlungsentwicklung wirkt „Der große Gatsby“ oberflächlich, nicht stringent und inkonsequent, hält sich aber durch ein starkes Ensemble (mit einem leider etwas verloren wirkenden Tobey Maguire) über Wasser. Erkundigt man sich über die literarische Vorlage und deren Wirkung, erscheint Luhrmanns „Der große Gatsby“ inhaltlich nah dran, und doch weit weg davon.

Ähnliche Filme

Der große Gatsby (1974)
William Shakespeares Romeo + Julia

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Wie ist deine Meinung?

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.