Der Tiger von New York

DVD-Cover Der Tiger von New York

6/10

Originaltitel: Killer’s Kiss
USA | 1955 | 64 Min. | FSK: ab 12
Krimi, Liebesfilm, Film noir
Regie: Stanley Kubrick
Drehbuch: Stanley Kubrick, Howard Sackler
Besetzung: Jamie Smith, Irene Kane, Frank Silvera u.a.
Kinostart: 12.12.58
DVD/Blu-Ray VÖ: 14.03.08

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | new-video
Bild © Metro Goldwyn Mayer / new-video

Worum geht’s?

Der erfolglose Boxer Davey verliebt sich in seine hübsche Nachbarin Gloria von Gegenüber, als er sie vor ihrem aufdringlichen Verehrer Vincent beschützt. Gloria erwidert Daveys Gefühle und erzählt ihm ihre Geschichte. Unglücklicherweise ist Vincent ein Gangster, der die beiden nicht ohne weiteres davon kommen lässt.

Wie ist der Film?

Der zweite Spielfilm des damals 26 Jahre alten Stanley Kubrick. Sein Debüt konnte er im Nachhinein nicht leiden. Auch dieser Nachfolger wurde vom Regisseur später nicht mehr besonders geschätzt. „Der Tiger von New York“ bzw. „Killer’s Kiss“ ist eine simple Mann-trifft-Frau-Geschichte mit Krimieinschlag, bestehend aus Versatzstücken, die man heute Klischees nennen darf: Off-Erzähler und Rückblenden – scheinbar um sich erzähltechnischen Aufwand zu ersparen –, eine kleine Traumsequenz, schnelles Verlieben der Hauptfiguren, Verfolgungsjagd auf dem Dach und Showdown in der Schaufensterpuppen-Werkstatt. In der schlichten Geschichte trifft Dreiecksromanze auf Film noir. Eine fast skurrile aber keine zwingend untaugliche Mischung, jedoch krankt der Film daran, dass er für eine abendfüllende Laufzeit einfach zu wenig Wichtiges zu erzählen hat.

Natürlich ist die große Frage, ob sich Kubricks spätere Geniestreiche in diesem Film schon ankündigen. Die Antwort: Nicht wirklich; höchstens für enthusiastische Kubrick-Anhänger, die eine Inszenierung gerne haarklein zerpflücken. Schnitt, Kamera und Lichtsetzung zeigen schon gute Ideen, sind insgesamt aber noch etwas unausgegoren. Die Schauspielerei ist nicht der Rede wert. Am ehesten interessant ist Hauptdarstellerin Irene Kane, nicht zuletzt weil sie an Grace Kelly („Über den Dächern von Nizza“) erinnert. Am negativsten fällt der nervende Einsatz der eigentlich stimmungsvollen Musik auf: Es gibt keine stille Minute am Stück und dabei ein Thema, das sich immer und immer wieder wiederholt.

Trotz der nicht einmal 70 Minuten weist „Killer’s Kiss“ so manche Länge auf. Kubrick dehnt einige Szenen, in denen die Figuren einfach nur ihrem Alltag nachgehen. Wenn der Film vorbei und die Thematik somit klar ist, stellt sich rückblickend heraus, dass Daveys harmonisches Verhältnis zu seinem ominösen Onkel Charlie, den man nie sieht, und Glorias ausführlich beschriebene Familiengeschichte der Handlung überhaupt nicht dienlich sind. So lässt sich „Killer’s Kiss“ als ziemlich gehaltlos entlarven. Doch ärgerlich ist anders – irgendwie verliert man nicht das Interesse an den Charakteren. Außerdem erhält man ein paar hübsche Eindrücke von New York City und das Finale weist immerhin eine gewisse Dichte und Spannung auf. Hier war Kubrick, der umgeschulte Fotograf am Werk. Kubrick, der Meisterregisseur ist später.

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