Let Me In

Filmposter Let Me In

6/10

Originaltitel: Let Me In
USA, GB | 2010 | ca. 116 Min. | FSK: ab 16
Horror, Coming-of-Age, Drama, Remake
Regie: Matt Reeves
Drehbuch: Matt Reeves, John Ajvide Lindqvist
Besetzung: Kodi Smit-McPhee, Chloë Grace Moretz, Elias Koteas, Richard Jenkins u.a.
Kinostart: 15.12.11
DVD/Blu-Ray VÖ: 19.04.12

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © Central Film

Worum geht’s?

Los Alamos, New Mexico, Anfang der 80er Jahre: Der zwölfjährige, in sich gekehrte Owen wird in der Schule gehänselt und malt sich zu Hause, wo er allein mit seiner Mutter lebt, seine Rache aus. Eines Abends lernt er die gleichaltrige Abby kennen, die gerade in die Wohnung neben ihm eingezogen ist. Als sich die beiden einsamen Seelen anfreunden, kommt Owen hinter Abbys düsteres Geheimnis.

Wie ist der Film?

Hollywood-Mechanismen kennen keine Gnade und keine Scham. So erscheint mit „Let Me In“ die amerikanische Neuverfilmung eines bei Kritik und Publikum hochgelobten Horror-Dramas aus Schweden, wobei die beiden Werke nicht einmal drei Jahre auseinander liegen. Ein etwas fadenscheiniger Grund, die Geschichte mit der blitzschnellen Neuauflage einem breiteren Publikum zugänglich machen zu wollen. Aber leider ist eben auch wirklich etwas dran, angesichts der untertitelfaulen Masse, die eher selten das Risiko eingeht, einen europäischen Film zu beäugen.

Szenenbild Let Me InEs ist vor allem eine moralische Frage, wie man „Let Me In“ bewertet. Denn er ist so nah am bravurösen Original „So finster die Nacht“, dass es zum einen keinen triftigen Grund gibt, ihn sich überhaupt anzusehen. Andererseits, objektiv betrachtet, ist es eben auch einfach ein weiterer guter Film. Die markantesten Unterschiede fallen erwartungsgemäß aus: „Let Me In“ fährt ein bisschen mehr die Grusel-Schiene, hält bei den blutigen Szenen etwas ungenierter drauf, schraubt die angedeutete Sexualität der jungen Protagonisten dafür brav zurück und macht sie stattdessen noch ein bisschen niedlicher. Die zarte Liebesgeschichte der Hauptfiguren ist vergleichsweise zu glatt inszeniert, obwohl sie doch so schwierig ist. Im Zuge dessen wirkt die tiefschürfende Vampir-Tristesse auch etwas abgeschwächt, was wohl oder übel dem pervers romantisierten Blutsauger-Bild im „Twilight“-Kosmos und dessen noch immer aktuellem Hype zuzuschreiben ist.

„Let Me In“ traut sich auch, ein paar eigene Markenzeichen einzuführen. So werden etwa die Eltern des Jungen zu gesichtslosen Wesen, was unnötige Ausschweifungen verhindert. Die markanteste Neuerung gegenüber der Vorlage ist indes die Einführung eines ermittelnden Polizisten als neue Figur, höchstwahrscheinlich der beliebten Krimi-Komponente wegen und der Handlung leider nicht dienlich. Regisseur Matt Rieves („Cloverfield“) beweist glücklicherweise sehr viel Respekt vor dem Original, indem er dessen Geist unangetastet lässt, kann dessen eigenartig-charmante Atmosphäre aber nur selten in seine Version übersetzen. Die besten Einstellungen sind fast immer nur passable Kopien. Wenig dafür kann das engagierte Kinderpaar, bestehend aus Kodi Smit-McPhee, der sich durch seine Rolle in „The Road“ empfahl, und Chloë Moretz, die dank ihrer ‚Hitgirl‘-Darbietung in „Kick-Ass“ schon jetzt eine kleine Legende ist.

Gemeinsam haben beide Filme übrigens auch die teils fragwürdigen visuellen Effekte, welche jedoch von einer schaurig-schönen Geschichte in den Schatten gestellt werden. Für ein eigentlich durch und durch überflüssiges Remake behält „Let Me In“ beachtlich viel Würde und büßt keine Kurzweile ein, das muss man dem Film lassen, auch wenn er sämtliche Motive des Originals in einer plumperen Variante widerkäut. Achtung: Im Zuge eines perfiden Tricks für die ganz Dummen erscheint nahezu zeitgleich mit der deutschen Kinopremiere von „Let Me In“ auch ein britischer Horrorstreifen namens „Lass ihn nicht rein“ auf DVD/BD. Letzterer hat jedoch nichts mit der oben erörterten Handlung zu tun. Die DVD/BD, die man sich besorgen sollte, trägt im deutschsprachigen Raum den Titel „So finster die Nacht“ – das Original, das in jeder Hinsicht eine Prise mehr Stil und schlichtweg den Urheberbonus besitzt.

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