M

Filmposter M

7.5/10

Originaltitel: M
DE | 1931 | ca. 117 Min. | FSK: ab 12
Krimi, Thriller
Regie: Fritz Lang
Drehbuch: Thea von Harbou, Fritz Lang
Besetzung: Peter Lorre, Otto Wernicke, Gustaf Gründgens u.a.
Kinostart: 11.05.31
DVD/Blu-Ray VÖ: 28.10.02/11.11.16

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

Berlin. Ein rätselhafter Kindermörder treibt sein Unwesen. Die Polizei arbeitet bis zur Erschöpfung, aber tappt im Dunkeln. Die Bevölkerung wird zunehmend misstrauisch und wütend, denn praktisch jeder könnte der Täter sein. Selbst die organisierten Kriminellen der Stadt leiden unter dem Fall, weil sie ständig beobachtet werden, und beschließen, den Mörder selbst zu jagen.

Wie ist der Film?

Fritz Langs „M“ ist ein wegweisendes Werk und gilt als einer der wichtigsten deutschen Filme aller Zeiten, weil er so vieles leistet: „M“ funktioniert als Thriller, als Milieustudie, als Gesellschaftskritik sowie Zeitzeugnis eines technischen Umbruchs. Es handelt sich um einen der ersten (deutschen) Tonfilme, und Lang setzt sein neues Mittel mit Bedacht ein. Viele Einstellungen sind absichtlich stumm, um von pointierten Soundeffekten kontrastiert zu werden. Auch im Schauspiel zeigt sich die Umbruchstimmung: Während Lang die Berliner Bevölkerung erstaunlich realistisch zeichnet, blitzen immer wieder große Gesten aus dem Expressionismus der 20er auf, vor allem in der Darstellung von Peter Lorre, der dadurch erst recht heraussticht.

Für eine Wiederaufführung im Jahr 1960 wurde „M“ mit neuen Toneffekten befüllt, sogar umgeschnitten und erhielt den Titelzusatz „Eine Stadt sucht einen Mörder“, jedoch missachtet diese Version Langs Intentionen völlig. Erst mit den aufwändigen Restaurierungen 2003 und 2011 konnte der Film nahezu vollständig so rekonstruiert werden, wie der Regisseur ihn 1931 veröffentlichen ließ. Die aktuelle Blu-ray stellt besonders deutlich dar, wie gelungen die Kulissen aussehen und wie clever die Figuren darin positioniert sind. Lang hat, gerade für die damalige Zeit, viele schöne visuelle Ideen und nutzt Parallel- und Assoziationsmontagen sehr souverän. Trotz der anstößigen Thematik spielt sich das Grauen nur in den Köpfen des Publikums ab, wo es sich umso mehr entfalten kann.

Leicht kann man die Geschichte über die Jagd nach dem Mörder fehldeuten, etwa als Aufruf zur Selbst- und Lynchjustiz, doch gerade diese kritisiert Lang. Denn der Regisseur hält einer Gesellschaft den Spiegel vor, die munter denunziert, die hin- und hergerissen ist zwischen dem Wunsch nach Anarchie und dem Wunsch nach einer vollstreckenden Autorität. Einen Menschen wegen ‚falscher‘ Eigenschaften zu ‚beseitigen‘ ist in „M“ nicht die finale Lösung, womit Lang sich im Subtext schon gegen den aufkeimenden Nationalsozialismus ausspricht. Seine Botschaft setzt früher an und ist am Ende recht banal: Wir müssen uns mehr um unsere Kinder kümmern.

„M“, der wohl erste Film über einen pathologischen Killer, zeigt mit teils dokumentarischer Lebensnähe, wie ermittelt wird, und dass sich Täterprofile über die Jahrzehnte kaum geändert haben – lediglich die Technik zur Überführung. Der Film zeigt aber auch, wie leicht die Masse sich aufrütteln und verunsichern lässt. Umso relevanter wird „M“, weil er auf der wahren Mordserie von Peter Kürten basiert, der kurz nach der Filmpremiere hingerichtet wurde. Peter Lorre liefert als Mörder mit vollster Leidenschaft die Performance seines Lebens, die ihn noch lange verfolgen sollte. Auf eine natürlichere Weise gefallen auch Otto Wernicke als Kommissar, Gustaf Gründgens als Gangsterboss und Friedrich Gnaß als schelmischer Einbrecher.

Die filmhistorische Bedeutung von „M“ ist unbestreitbar, ebenso die vielen guten handwerklichen Einfälle und facettenreichen Schauspielleistungen. Nach der raffinierten Einleitung schleichen sich jedoch diverse Längen ein. Weil sich zahlreiche Charaktere in kurzen Auftritten abwechseln und es im Grunde keine Hauptfigur gibt, fällt es schwerer, sich emotional an den Kriminalfall zu binden. In der zweiten Hälfte nimmt der Film dann etwas Fahrt auf und mündet in ein einschneidendes Finale mit leider recht abruptem Schluss. Eine mit Abstrichen spannende Pionierleistung, die schlichtweg zum filmischen Allgemeinwissen gehört.

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