Nader und Simin – Eine Trennung

Filmposter Nader und Simin

8.5/10

Originaltitel: Jodaeiye Nader az Simin
IR | 2011 | 123 Min. | FSK: ab 12
Drama
Regie: Asghar Farhadi
Drehbuch: Asghar Farhadi
Besetzung: Leila Hatami, Peyman Moaadi, Shahab Hosseini u.a.
Kinostart: 14.07.11
DVD/Blu-Ray VÖ: 27.01.12

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © Alamode Film

Worum geht’s?

Nader und Simin wollen sich scheiden lassen. Simin möchte den Iran verlassen, um der Tochter Termeh eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Nader kann nicht mitkommen, weil er sich um seinen an Alzheimer leidenden Vater kümmern muss. Eigentlich lieben sich die beiden. Der Richter akzeptiert den Scheidungsgrund nicht. Als Simin erst einmal auszieht und Nader gezwungenermaßen eine provisorische Pflegekraft für den Vater einstellt, gerät der Alltag aller Beteiligten aus den Fugen.

Wie ist der Film?

Kurz nach der Uraufführung im Entstehungsland wurde „Nader und Simin – Eine Trennung“ bei der Berlinale 2011 als bester Film ausgezeichnet und Hauptdarstellerin sowie Hauptdarsteller gleich mit geehrt. Eine sehr wohlwollende, internationale Beachtung bis hin zum Oscar für den besten fremdsprachigen Film folgte, zum Glück und zu Recht. Ein von vorne bis hinten grandios ausgearbeitetes Drehbuch sowie unglaublich authentische Schauspielerei zeichnen das Bild der iranischen Gesellschaft, wo Religion, Ethik, Recht und Fundamentalismus sich immer wieder verstricken, erzählen gleichzeitig aber auch eine nahezu allgemeingültige Geschichte über menschliche Beziehungen.

Szenenbild Nader und SiminFast atemlos folgt man dem Geschehen und ist durch die dynamische Inszenierung immer mittendrin. Tempo und Timing sind so formvollendet, dass keine Längen entstehen und man die bis zum Schluss ausgesparte Musikuntermalung nie vermisst. Die Wahl der Kameraperspektiven und die vollen Räume machen die Beengung der Charaktere spürbar. Regisseur, Produzent und Autor Asghar Farhadi gelingt es, für eine tiefgehende Identifikation mit den Figuren kulturelle Grenzen zu überwinden, obwohl auch eine bestimmte Kultur im Vordergrund steht. Dabei ist seine Arbeit stets realistisch, nüchtern und gerade deshalb so mitreißend.

Immer stimmig vermengt „Nader und Simin“ Themen wie Liebe, (Un)Wahrheit und (Un)Gerechtigkeit anhand eines kleinen Alltagseinblicks und stellt viele kritische Fragen. Das wahre Kunststück dabei ist, dass der Film es subtil und völlig parteilos tut. Jeder in der Geschichte hat sein Päckchen zu tragen; alle stehen in Wechselbeziehungen zueinander, jenseits von Gut und Böse, Schwarz und Weiß. Mit schwierigen, immer nachvollziehbaren Konflikten zieht der Film in seinen Bann und schöpft seine Kraft daraus, dass er sich auf keine klare Schuldzuweisung und keine klaren Antworten verlässt. Die Töchter der beiden im Mittelpunkt stehenden Ehepaare sind geschickt als Schlüsselfiguren eines komplexen Vierernetzes eingearbeitet.

„Nader und Simin – Eine Trennung“ ist ein brillant geschriebenes und gespieltes Drama, so schlicht wie vielschichtig. Ein wichtiger Beitrag aus dem Iran für den Iran, wie auch ein Genrevorbild für die ganze Filmwelt.

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