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8/10

Originaltitel: Up
USA | 2009 | 96 Min. | FSK: ab 0
Animation, Komödie, Drama, Abenteuer
Regie: Pete Docter
Drehbuch: Bob Peterson, Pete Docter
Synchronisation: Edward Asner / Fred Maire, Jordan Nagai / Maximilian Belle u.a.
Kinostart: 17.09.09
DVD/Blu-Ray VÖ: 21.01.10

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

Ein alter Witwer und ehemaliger Ballonverkäufer erfüllt sich den langjährigen Wunsch von ihm und seiner Frau: ein Haus in Südafrika. Dazu nimmt er sein Haus einfach mit, dank einer gewaltigen Anzahl mit Helium gefüllter Ballons, samt blindem Passagier in Form eines eifrigen Nachwuchs-Pfadfinders.

Wie ist der Film?

Pixar produziert mittlerweile ja eigentlich nur noch Meisterwerke, stets mit frischen Ideen. „Oben“ reiht sich da einfach ein. Über die Optik muss man kaum noch Worte verlieren, da Pixar auf diesem Gebiet längst die Perfektion erreicht hat. Hunderte einzelne, miteinander interagierende Luftballons stellen allerdings einen neuen Durchbruch im realistisch-detailreichen Animieren dar. Nicht zu Unrecht unterstellen Zyniker, Pixar-Filme würden bald schon „zu echt“ aussehen. Doch andererseits muss man sich angesichts der drollig gebauten Charaktere – immer noch ein Pixar-Markenzeichen – über so etwas keine größeren Sorgen machen.

Sind die Figuren auch rein optisch schon zum Knuddeln, lässt sich sagen, dass „Oben“ mit mehr Stil seine Liebenswürdigkeit versprüht als der Vorgänger „Wall-E“. Denn das Drehbuch zeugt von einem großartigen Talent für kluges und feinfühliges Geschichtenerzählen, was vor allem und auf wirklich beeindruckende Weise in der frühen Sequenz zum Vorschein kommt, die in wenigen Minuten fast das ganze Leben eines Ehepaares erzählt, ohne ein einziges gesprochenes Wort zu verlieren. Stattdessen werden immer wieder kleine Gesten oder Andeutungen platziert, die mindestens genauso viel sagen wie tausend Worte. So kommen selbst heikle Themen in dem für jede Altersgruppe zugänglichen Film angemessen unter. Stark.

Viele unschuldige wie lustige Gags wechseln sich mit nachdenklichen Momenten ab, die nicht selten durch ihre geradezu überraschende Lebensnähe unheimlich berührend wirken. Die Mischung stimmt und damit funktioniert „Oben“ wirklich fantastisch. Die 3D-Effekte sind da nur ein schönes Plus am Rande, ohne dass der Film zu deutlich auf sie ausgerichtet ist.

Es könnte der vielleicht reifste Kinderfilm der Welt sein, wären da nicht einige unnötig naive und weit hergeholte Einfälle, zumal man bestimmt nicht alle von ihnen als Sinnbilder betrachten kann. Die Aufrichtigkeit, die Ehrlichkeit und die Melancholie, mit der die Hauptfigur und deren Beziehungen gezeichnet werden, verhalten sich einfach unstimmig zu diversen Hunden, die aufgrund futuristischer Halsbänder sprechen können. Vielleicht wäre ohne sie ein erheblicher Teil des Humors verloren gegangen, doch zeigt diese Überlegung wiederum nur, wie ausbaufähig selbst ein so wegweisender Film wie „Oben“ noch sein kann.

„Oben“ ist ein erstaunlich überlegter Film, der im weiteren Verlauf häufig ins bunte Kinder-Abenteuer nach Disney-Manier kippt. Die Klugheit scheint sich dabei nur in einem Punkt selbst zu schaden, nämlich im Einsatz eines Bösewichts, der ein völlig nachvollziehbares Motiv aufweist und dann damit der vom Publikum ins Herz geschlossenen Hauptfigur nach dem Leben trachtet. Allgemein tut sich „Oben“ schwer mit dem Versuch, Innovation mit altbewährten Entertainment-Kniffen für Jung und Alt zu verweben. Trotzdem ist das Endergebnis berührend, lustig, rasant, kurzweilig, schön, elegant, spektakulär und klug, und alles davon nicht zu knapp. Der Oscar für „Oben“ steht wie schon bei „Wall-E“ und „Ratatouille“ wieder außer Frage, wenn sich diesmal auch „Coraline“ als Underdog an seine Fersen heften dürfte.

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