Only God Forgives

Filmposter Only God Forgives

7/10

Originaltitel: Only God Forgives
USA | 2013 | 89 Min. | FSK: ab 16
Drama, Thriller, Krimi
Regie: Nicolas Winding Refn
Drehbuch: Nicolas Winding Refn
Besetzung: Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas, Tom Burke u.a.
Kinostart: 18.07.13
DVD/Blu-Ray VÖ: 18.11.13

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © Tiberius Film

Worum geht’s?

Der Amerikaner Julian Thompson lebt im von Sex und Drogen regierten Bangkok, wo er als Dealer arbeitet und einen Boxclub betreibt. Julians großer Bruder Billy begeht einen grausamen Mord und muss dafür teuer bezahlen. Daraufhin reist die Mutter der beiden an und sinnt auf Rache für ihren geliebten Erstgeborenen. Julian bleibt nur, sich einem übermächtigen Polizeileutnant zu stellen.

Wie ist der Film?

Köstlich, wie enttäuscht die Fans sein werden, die einen zweiten „Drive“ erwarten, nur weil Regisseur Nicolas Winding Refn nach dem Welterfolg erneut mit Superstar Ryan Gosling („The Place Beyond the Pines“) zusammenarbeitete. Winding Refn behält sein Erkennungsmerkmal – den Hang zum Wortkargen und Ausladenden, sowohl in puncto Erzählrhythmus als auch in puncto Gewalt, doch „Only God Forgives“ ist kein auf edel getrimmter Gangster-Prolet mit kessen Autoszenen, sondern schön archaisches, auf den Punkt gebrachtes Rachekino.

Szenenbild Only God ForgivesSo reduziert der Inhalt, so prächtig ist die Form. Freilich kann man Winding Refn, ähnlich wie schon bei „Drive“, selbstzweckhafte Bild-Hyperstilisierung vorwerfen. Doch diesmal ist schlichtweg alles in sich stimmig, sodass aus der ‚überzeichneten‘ Form eine wirklich fesselnde Atmosphäre hervorgeht. Vorbilder lassen grüßen. – Auffällig sind die vielen symmetrischen, geradezu hypnotischen Kameraeinstellungen, bei denen der Fluchtpunkt genau auf der Mittelachse des Bildes liegt, wie sie in Stanley Kubricks „Shining“ und vor allem „Eyes Wide Shut“ eine ganz ähnliche Wirkung entfalten. Dass Winding Refn sich im Abspann bei Gaspar Noé („Enter the Void“) bedankt, spricht auch für sich. Doch der Regisseur verliert sich nie in Zitaten; er hat eine klare Linie gefunden, die er durchzieht. Er entführt uns regelrecht in seinen eigenen bedrückenden Mikrokosmos von grausamer Schönheit.

Ryan Gosling lässt mal wieder weitestgehend Blicke für sich sprechen. Er kann eigentlich noch so viel mehr, aber auch das Subtile steht ihm gewohnt gut. Sein Gegenspieler Vithaya Pansringarm ist so unscheinbar wie beängstigend. Ein herrlich dubioser Mistkerl und ein Sinnbild für den titelgebenden Gott, den Goslings Figur in ihrer Verzweiflung herausfordert. Nur Gott vergibt – wenn überhaupt, scheint die Devise. Den dritten wirklich nennenswerten Auftritt legt die ungewohnt besetzte Kristin Scott Thomas („Nowhere Boy“) als moralisch völlig verkommene Mutter hin.

Würde „Only God Forgives“ die angenehm bodenständige Laufzeit von 89 Minuten deutlich überschreiten, geriete der Film zu anstrengend, doch so bleibt er in seiner Langsamkeit spannend, merklich spannender als der gleichlange, aber schwerer auszuhaltende „Walhalla Rising“ (2009). Die Gewaltspitzen – auch wieder ein wichtiges Markenzeichen – sind wunderbar roh, glaubhaft in den Kontext eingebettet und daher wirkungsstark. Die Gewalt liegt permanent in der Luft, bis sie passiert. „Only God Forgives“ ist sexy, brutal und bannt dank großartiger Lichtsetzung, Kameraarbeit und Musikuntermalung mit einem faszinierenden Hang zum Surrealismus. Mindestens eine gelungene cineastische Selbstbefriedigung, und mehr muss es eigentlich auch gar nicht sein.

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