Pulp Fiction

Filmposter Pulp Fiction

10/10

Originaltitel: Pulp Fiction
USA | 1994 | 148 Min. | FSK: ab 16
Episodenfilm, Krimi
Regie: Quentin Tarantino
Drehbuch: Quentin Tarantino, Roger Avary
Besetzung: John Travolta, Samuel L. Jackson, Bruce Willis, Uma Thurman, Ving Rhames, Tim Roth, Amanda Plummer, Harvey Keitel, Maria de Medeiros, Eric Stolz, Christopher Walken u.a.
Kinostart: 03.11.94
DVD/Blu-Ray VÖ: 17.07.00/02.02.12

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

Los Angeles. Gangsterboss Marsellus Wallace schickt seine über Gott und die Welt philosophierenden Auftragskiller Jules und Vincent los, damit diese sich um gewisse Leute kümmern, die sich nicht an gewisse Abmachungen hielten. Ferner hat Vincent den Auftrag, Mrs. Wallace diskret zum Essen auszuführen. Marsellus hat einen Deal mit Boxer Butch, der bei seinem Kampf für einen Batzen Geld vorzeitig zu Boden gehen soll. Für jeden Beteiligten ereignet sich eine Reihe unvorhergesehener Probleme.

Wie ist der Film?

Wenn ein Film durch und durch Kult ist, dann „Pulp Fiction“. Diese Absolutheit von sorgfältig erarbeitetem Kult kann nur mit der Höchstwertung honoriert werden. Der Film war ein sensationeller Überraschungserfolg eines überdurchschnittlich enthusiastischen Autorenfilmers; ein Film, der zunächst wie eine Modeerscheinung aussah, sich aber als fester Bestandteil der Popkultur etablierte. „Pulp Fiction“ schaffte es, die Filmwelt in den 90ern aufhorchen zu lassen, und das alles obwohl, aber auch gerade weil dahinter ein Mann steckt, der bis zu diesem preisgekrönten Hit lediglich ein einziges weiteres Werk vorzuweisen hatte – „Reservoir Dogs“, ein Low-Budget Heist-Movie, das realisiert werden konnte, weil ein paar einflussreiche Leute sich für die innovative Erzählweise des Querdenkers Tarantino begeisterten und sein Potential erkannten.

„Pulp Fiction“ kam mit den richtigen Mitteln zur perfekten Zeit, allein deswegen bleibt Quentin Tarantinos zweiter Spielfilm unerreicht. So katapultierte sich Tanzfilm-Legende John Travolta auf eindrucksvolle Weise aus dem Karrieretief der seichten Familienunterhaltung namens „Kuck mal wer da spricht“ 1-3, altbekannte Gangsterfilm-Handlungsstränge wurden gepackt, von völlig neuen Seiten beleuchtet und munter über Kreuz ineinander verwoben und pfiffig besetzte Gaststars brachten das Werk zur Formvollendung. Genau das ist der Stoff, aus dem Publikumsinteresse gemacht wird, welches wiederum das Lebenselexier eines Films ist. „Pulp Fiction“ sprudelt vor Leben.

Der Film arbeitet mit Zeitsprüngen und erfordert Konzentration, behält dabei aber immer Pepp und wirkt nie zu verliebt in eine ausgefallene Struktur, weil am Ende alles genauso durcheinander Sinn macht und harmoniert, wie es erzählt wurde, und nicht anders. Der „Kult“-Stempel dabei ist von Tarantino geradezu berechnet, aber nicht um des Kults willen, sondern als Nebeneffekt einer aufrichtigen Lust auf Neues aus Altem. Ein Haufen Retrosongs, gehuldigt durch die Einbettung in schräge, interessant verschachtelte Szenarien, an die man sich einfach erinnert, weil darin Figuren agieren, die so sympathisch reden wie auch unsereiner der Schnabel gewachsen ist, gleichzeitig aber von etwas Magischem umgeben sind, weil sie alle auf ihre Art eine kriminelle Berufung haben, die nie gänzlich offengelegt wird. Das alles schreit einfach nach Coolness, welche den Kult ganz logisch begründet.

„Pulp Fiction“ ist etwas ganz Besonderes, weil es keine Krimigeschichte ist, die auf ein Ziel hinarbeitet, sondern eher einfach Einblicke in das Leben von miteinander verknüpften Personen gibt, die innerhalb ihres Mikrokosmos um einen Gangsterboss mit seinen Partnern und Gegnern völlig authentisch und natürlich agieren und reagieren. Jedoch ist es wahrlich kranke Scheiße, auf die sie reagieren müssen, wie das Leben in diesem hyperrealistischen Mikrokosmos eben so spielt. Wohlgemerkt voller herrlich schwarzer Situationskomik. Und trotz dieser Technik der Einblicke ohne lineare Geschichte, bei der Tarantino wieder verlängert, wo Andere schneiden würden und ausspart, wo Andere verlängern würden, gibt es ein Filmende, das sich tatsächlich wie ein Ende anfühlt, selbst wenn es mittendrin in der eigentlichen Geschichte sein mag. So geht unverbrauchtes Entertainment, das den Zuschauer voll befriedigt entlässt. Was will man mehr?

Alles in allem leistet der mit der goldenen Palme von Cannes und einem Oscar für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnete „Pulp Fiction“ gleich mehrere hohe Verdienste an die Filmwelt, womit er sich den Klassikerstatus redlich verdient hat. Ein spannend besetzter Schelm von Gangsterfilm, der ganz von seinem erfrischenden Stil in perfekter Dramaturgie lebt und bei wiederholtem Anschauen wächst und wächst und wächst.

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1 Kommentar

  1. Mein absoluter Lieblingsfilm!!!

    Wie könnte man einen verwobenen, zeitweise verwirrenden Retro-Gangster-Film nicht lieben, in dem die Protagonisten über Hamburger und Gerüchteküche, aber auch Gott und Wunder diskutieren??

    Eine satte Adrenalinspritze – nicht nur für den Zuschauer – paart sich mit äußerst tanzbarer Musik und einer großen Krimi-Geschichte, die fesselt und doch nie wirklich im Vordergrund steht.

    Und Kult ist er sowieso – obgleich er Schund ist!

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