Reservoir Dogs

Filmposter Reservoir Dogs

9/10

Originaltitel: Reservoir Dogs
USA | 1992 | 99 Min. | FSK: ab 18
Thriller, Krimi
Regie: Quentin Tarantino
Drehbuch: Quentin Tarantino
Besetzung: Harvey Keitel, Tim Roth, Michael Madsen, Steve Buscemi, Chris Penn u.a.
Kinostart: 10.09.92
DVD/Blu-Ray VÖ: 25.01.00/03.11.08

Links zum Film:
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Szenenbild © STUDIOCANAL

Worum geht’s?

Eine Gruppe von Männern in schwarzen Anzügen, die einander nicht kennen und unter Decknamen agieren, wurde für einen Überfall auf ein Diamanten-Geschäft zusammengestellt. Die Männer samt Auftraggeber stärken sich vor dem Überfall in einem Restaurant und diskutieren angeregt über Popsongs und Trinkgelder. Der Raub selbst geht schließlich furchtbar schief und bald kommt ans Licht, dass sich unter den Männern ein Verräter befindet.

Wie ist der Film?

Quentin Tarantinos offizielles Kinodebüt ist keineswegs spritzige Actionunterhaltung, von der man sich berieseln lässt, sondern im engeren Sinne ein Film, dem man zusieht. Das gilt für diesen Film noch mehr als für den Nachfolger „Pulp Fiction“, der deutlich spektakulärer daherkommt und dem Regisseur seinen absoluten Durchbruch bescherte. In „Reservoir Dogs“ besteht der Rahmen aus einem simplen Sachverhalt – dem misslungenen Raubüberfall einer vom Big Boss zusammengestellten, anonymen Gangster-Truppe – ohne dass dieses zentrale Ereignis selbst gezeigt wird. Stattdessen vertieft sich die Geschichte in die menschlichen Beziehungen und -Konflikte drum herum, welche sich als Puzzleteile nach und nach zusammensetzen.

Reservoir Dogs SzeneWo hier beim ahnungslosen Publikum zunächst eine Irritierung, wenn nicht sogar Enttäuschung einsetzen mag, macht sich der Tarantino-Style bemerkbar, der trotz aller Referenzen und Inspirationen etwas so Eigenes ist, dass man es zwangsläufig in die Kategorie „herausragend“ stecken muss, da er auch wunderbar funktioniert und sehr clever und sorgfältig ausgearbeitet ist, und man sich als Zuschauer nur noch mit ihm anfreunden muss, um eben auch „Reservoir Dogs“ als kleines Meisterwerk zu akzeptieren. Wie in jedem Tarantino ist nicht die Geschichte der Knüller, sondern die Art, wie sie erzählt wird. Ein langer Einführungsdialog, der mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun hat, zeichnet die Charaktere. Im Anschluss machen die Charaktere sich auf in ihr Abenteuer, nach welchem man sich mit manchen von ihnen noch viel näher beschäftigt, und manche nicht wieder vorkommen, weil sie nämlich weg vom Fenster sind, frei nach dem Motto „C’est la vie“. Dabei zeigt sich die absolut unkonventionelle und gleichzeitig raue und pessimistische Art, mit der Tarantino seine Geschichte erzählt.

Eine Handlung zerstückeln und sie in verkehrter Reihenfolge wieder ausspucken ist nicht sonderlich schwer. Doch macht man es mit der nötigen Liebe und Cleverness, wird es genial. Entscheidende Zutaten dabei sind in „Reservoir Dogs“ die langen Kameraeinstellungen aus der Distanz und andere ungewöhnliche Perspektiven, die den ganz eigenen Charme gewährleisten, schonungslose Gewalt, einige coole Songs und vor allem die gehobene Dialog-Kunst. Das ganze Vorhaben steht und fällt natürlich mit der Besetzung. Und in diesem Punkt wurde einfach alles richtig gemacht. Harvey Keitel, Steve Buscemi, Tim Roth, Michael Madsen und Chris Penn spielen glänzend, unter den Fittichen von Lawrence Tierney als Gangster-Papa. Dabei zeigt Tarantino als einer der Anzugträger, dass er auch vor der Kamera überzeugt, wenn er sich auch zurückhält und das Feld weitgehend den Profis überlässt. Er hätte sich jedenfalls keinen besseren Hunde-Haufen aussuchen können, um seinen Texten Leben einzuhauchen.

Man darf „Reservoir Dogs“ als eine glückliche Mischung aus Anti-Mainstream-Haltung und durch das geringe Budget bedingte Grenzen betrachten. So kommt es, dass das zentrale Ereignis der Handlung gar keine Verfilmung erfährt, dass sich ein Großteil in einer heruntergekommenen Lagerhalle abspielt, dass sich alles auf eine Handvoll diskutierender Personen beschränkt und dabei nicht eine einzige Frau zu Wort kommt. Es ist ein wunderbar cooler, dreckiger und gemeiner Film, der zeigt, dass man mit geringen Mitteln nur die richtige Herangehensweise braucht, um einen Hit zu landen. Ein Querkopf-Film von einem Mann, der sich einfach von seinen alten Lieblingen inspirieren lässt und sich nicht um gängige Sehgewohnheiten schert, wenn er nicht sogar bewusst dagegen arbeitet. Ein Film zum mindestens Zweimal gucken. Einmal um sich überraschen zu lassen, einmal um ihn schätzen zu lernen. Wohl eins der außergewöhnlichsten Heist-Movies; kein Actionfilm, einfach ein Tarantino.

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