Weinberg

DVD-Cover Weinberg

8/10

Originaltitel: Weinberg
DE | 2015 | ca. 52 Min. | FSK: 12/16
Thriller, Mystery
Idee: Arne Nolting, Jan Martin Scharf, Philipp Steffens
Drehbuch: Jan Martin Scharf, Arne Nolting
Besetzung: Friedrich Mücke, Antje Traue, Arved Birnbaum, Gudrun Landgrebe, Ronald Kukulies, Jonah Rausch u.a.
DVD/Blu-Ray VÖ: 03.11.16

Links zur Serie:
IMDb | Wikipedia | offizielle Website
Bilder © STUDIOCANAL / TNT Serie / Martin Rottenkolber

Worum geht’s?

Verletzt und ohne Erinnerung erwacht ein Mann auf einem nebelverhangenen Weinberg. Im Dorf Kaltenzell am Fuße der Reben nimmt ihn der Bürgermeister in seiner Gaststätte auf. Genau an der Stelle, wo der Mann zu sich kam, wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Der Erinnerungslose sucht Hilfe bei einer pensionierten Therapeutin und versucht, den Mord aufklären. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf so manches dunkle Geheimnis in der Dorfgemeinschaft.

Wie ist die Serie?

Szenenbild Weinberg 1„Weinberg“ ist eine Eigenproduktion des deutschsprachigen Bezahlsenders TNT Serie, die die Latte für das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen sehr hoch hängt. Nach all den Debatten über die Qualität deutscher Serien im internationalen Vergleich zeigt „Weinberg“, wie es richtig geht, noch weiter gedacht als „Morgen hör ich auf“.

Wie der SPIEGEL bereits schrieb, die aus sechs Episoden bestehende Miniserie setzt neue Standards für deutsches Fernsehen – überaus hochwertig produziert, spannend und rund erzählt, mit Bezug zum deutschen Setting, aber auch mit Potenzial für weltweite Ausstrahlung. Vor allem handelt es sich nicht um den x-ten Polizeikrimi oder die x-te Beziehungskomödie, sondern um einen gruseligen Mystery-Thriller nach US-Vorbild. Bei einem Konzept, an dem schon Produktionen wie „Gonger – Das Böse vergisst nie“ eher gescheitert sind, beweisen die Macher hier genau das richtige Feingefühl.

Szenenbild Weinberg 2Natürlich kann man sich an Details aufhängen, die in den USA besser funktionieren, aber das ist nur Jammern auf hohem Niveau. „Weinberg“ besticht durch eine atmosphärisch konsequent dichte, liebevolle Inszenierung und viele facettenreiche, gut gespielte Charaktere. Der Schauplatz wimmelt nur so vor Geheimnissen, und alle Auftretenden sind verdächtig – so zieht die Serie das Publikum in ihren Bann, und die Gesamtlaufzeit von rund sechs Stunden vergeht fast zu schnell. Keine Episode bleibt besonders hervorzuheben, ebenso wenig wie konkrete Schauspielleistungen; „Weinberg“ ist eine aus einem Guss erzählte, von Anfang bis Ende interessante Ensemblegeschichte zum Miträtseln. Und – der große Vorteil gegenüber den meisten anderen Serien – sie endet in einer befriedigenden, schlüssigen Auflösung, bevor sie sich zu weit verästeln kann.

Ein Innovationspreis gebührt der Spurensuche des Gedächtnislosen letzten Endes nicht, aber sie bezieht im besten Sinne Inspiration von den Großen im Ausland. Und der rheinländische Drehort birgt durchaus seinen eigenen Charme. „Weinberg“ ist schlichtweg das Beste, was die deutsche TV-Landschaft anno 2016 zu bieten hat.

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3 Kommentare

  1. Visuell und stilistisch durchaus sehr ansprechend. Ich bin witzigerweise gerade mit der Hauptfigur nicht wirklich warm geworden, aber dafür hat die Serie ein paar sehr interessante Nebencharaktere zu bieten.

  2. Ich war sehr angetan von der Serie. Für deutsche Verhältnisse ein echter Lichtblick und auch keine schlichte Kopie amerikanischer Vorbilder, sondern eine geschickte Übertragung auf deutsche Verhältnisse. Hervorragend gemacht ist, dass die Handlung immer neue Wendungen nimmt und unvorhersehbar bleibt, am Schluss aber alles eine einigermaßen sinnvolle Erklärung findet, so dass es nicht völlig willkürlich in der Luft hängt. Durchweg sehr gute schauspielerische Leistungen von allen Darstellern, selbst wenn die Figuren z.T. nicht völlig stringent charakterisiert werden. Es ist sicherlich Absicht dass die Hauptfigur etwas distanziert wirkt und nicht unbedingt als Identifikationsfigur angelegt ist. Alles ist sehr gut durchdacht und sehr gut gemacht. Sicherlich nicht in allen Punkten perfekt, aber ein großer Schritt in die richtige Richtung für die deutsche Serienkultur. Es ist nur sehr schade, dass das vom (VOX-)Publikum nicht wirklich angenommen wird. Ich glaube, das deutsche Publikum ist für Serien auf diesem Niveau einfach noch nicht bereit. Die wollen einfachere Stories. Schaut mal die Forumkritiken zu den Tatort-Sendungen an: Dann wird klar, dass viele da die Tatortfolgen so wie in den 1970er Jahren wollen. Viele von denen waren ja auch nicht schlecht, aber das kann heute nicht mehr der Standard sein. An die Macher von Weinberg: Gebt nicht auf! Macht in der Richtung weiter! Ihr seid auf dem richtigen Weg.

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