Shutter Island

Filmposter Shutter Island

7.5/10

Originaltitel: Shutter Island
USA | 2010 | 138 Min. | FSK: ab 16
Mystery, Thriller
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Laeta Kalogridis
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Ben Kingsley, Mark Ruffalo, Max von Sydow, Michelle Williams u.a.
Kinostart: 25.02.10
DVD/Blu-Ray VÖ: 02.08.10

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

1954: Der vom Zweiten Weltkrieg und dem Tod seiner Frau traumatisiertee US-Marshal Teddy Daniels und sein neuer Partner Chuck Aule untersuchen einen Fall auf Shutter Island; eine isolierte Insel, die praktisch nur aus einer Anstalt für geisteskranke Schwerverbrecher besteht. Eine Patientin ist spurlos verschwunden. Doch Daniels glaubt auf der düsteren Insel noch viel tieferliegende Geheimnisse zu entdecken.

Wie ist der Film?

Jedem halbwegs fitten Filmkonsumenten wird beim Trailer zu „Shutter Island” klar, dass es sich dabei um einen dieser Mystery-Thriller handelt, der im Finale mit einer drastischen Wendung der Handlung aufwartet. Trotz dieser unbarmherzigen Erwartungshaltung besteht der Film beim Großteil des Publikums, obwohl er hält, was der Trailer verspricht. Scorseses Romanverfilmung nach der Vorlage von Dennis Lehane, der nun nach „Mystic River“ und „Gone Baby Gone“ zum dritten Mal erfolgreich verfilmt wurde, dreht und wendet die Story (plausibel!) so sehr, dass man am Ende kaum anders kann, als überrascht zu sein.

Kaum. Es wird sie immer geben, und es gibt sie auch im Publikum von „Shutter Island“: Diejenigen, die es „haben kommen sehen“. Eine Minderheit, die dem Film das den ganzen Rest überschattende Prädikat „schrecklich vorhersehbar“ aufdrückt. Während sie sich schon darüber ärgern, dass es so rauskam, wie sie es längst befürchteten, übersehen sie vermutlich auch das gewitzte Ende, mit dem sich Scorsese und sein Drehbuchautor elegant verabschieden.

Bei einer Geschichte, die tatsächlich nicht allzu viele Möglichkeiten bietet, drängen sich natürlich Klischees auf. „Shutter Island“ kann Klischees freilich nicht abschmettern. Aber als Filmkenner-und-trotzdem-Überraschter aus der Publikumsmehrheit empfindet man es so: Der Film spielt mit Klischees, bastelt aus den Klischees neue Klischees und lässt sie in wieder andere Klischees münden, die strenggenommen keine Klischees sind, weil sie immer wieder richtig gut funktionieren.

Grundlegend leistet Scorsese mit diesem Film optisch wie inhaltlich eine Hommage an klassischen Filmstoff, bestehend aus Versatzstücken, die man nicht gleich zuordnen kann, aber einem jedenfalls bekannt vorkommen. Wer ihn wieder als uninspirierten Dieb bezeichnen will, argumentierend mit „Departed – Unter Feinden“, kann das auch gerne tun und hat nicht zwingend Unrecht. Die vielen Individuen im Publikum sind einer der Hauptreize von Kino – „Shutter Island“ trennt bis auf minimale Ausnahmen gnadenlos in zwei Hälften: Kommt man dem Film vorzeitig auf die Schliche, muss man sich bis zur „Erlösung“ regelrecht durchackern; Lässt man sich jedoch mitreißen und von der Erzählung überlisten, so sind die über zwei Stunden tatsächlich niemals langweilig.

Die Fakten: „Shutter Island“ arbeitet mit Überraschungen, deren Wirkung fast allein über Bestehen oder Durchfallen beim Zuschauer entscheidet. In jedem Fall nicht zu vergessen ist dabei die gelungene Atmosphäre. Nicht allzu sorgfältige Spezialeffekte werden durch eine auf sehr interessante Weise fast minimalistische Tonkulisse, eine detailgespickte Inszenierung und die namhafte Besetzung locker ausgeglichen. Leonardo DiCaprio spielt seit nunmehr etwa zehn Jahren, meistens unter Scorseses Fittichen, gegen sein „Titanic“-Bubi-Image an und ist damit immer glaubwürdiger geworden. In „Shutter Island“ krallt er sich fast allen Raum der Szenen für eine recht fesselnde Darbietung, die den Psychothriller erst zum Psychothriller macht. Marc Ruffalo („Zodiac – Die Spur des Killers“) ist als Sidekick sympathischer Durchschnitt. Viel Präsenz gibt es dafür dann noch von einem schön subtilen Ben Kingsley („Lucky#Slevin“).

„Shutter Island“ ist ein wahrer Psychotrip zum Zweimalgucken, der im Ansatz unoriginell wirkt, aus den limitierten Vorgaben der Vorlage aber das Beste herausholt; mit dem richtigen Blickwinkel sehr stimmungsvoll und fesselnd. Dabei tut es ganz gut, den Namen „Martin Scorsese“ ein bisschen auszublenden. Erkennt man auch seine Handschrift im Film, ist es in diesem Fall Unsinn, die eigenen Erwartungen an Namensassoziationen zu binden. Anschauen lohnt sich trotzdem ganz bestimmt.

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2 Kommentare

  1. Meiner Meinung nach gut gelungener Thriller: Wie es bei einem Thriller sein sollte, so hat man während des Films keinerlei Ahnung, was am Ende des Films noch auf einen zukommen mag. So auch hier. Auch wenn der Film nicht sonderlich spannend ist und einige langatmige Szenen bereithält, so ist die Spannung über die Wahrheit der Insel und den Leuchtturm genug, um den gesamten Film erwartend anzuschauen. Um so besser das Ende, welches völlig anderst kommt, als man erwartet. Sehr ähnlich zu dem Film “Das Geheime Fenster” mit Johnny Depp;)
    Sehr zu empfehlen für Leute, die sich gerne mit der Wahrheit des Films bis zum Schluss hinhalten lassen und dann überrascht werden, weil alles ganz anderst kommt, als man gedacht hat… Thriller halt!

  2. … das erste und bislang einige Mal, dass ich als eingefleischte Kinoliebhaberin eingeschafen bin! Ich habe das Buch verschlungen und in 2 Nächten durchgelesen… richtig schade, wenngleich ich Leo – wie in den letzten Rollen immer – fantastisch fand!

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