Originaltitel: Carrie
USA | 1976 | 94 Min. | FSK: ab 16
Horror, Drama
Regie: Brian De Palma
Drehbuch: Lawrence D. Cohen
Besetzung: Sissy Spacek, Piper Laurie, John Travolta u.a.
Kinostart: 22.04.77
DVD/Blu-Ray VÖ: 27.04.04/15.11.13
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Szenenbild © MGM Networks (Deutschland) GmbH
Worum geht’s?
Nach dem Sportunterricht bekommt die schüchterne Carrie White in der Mädchenumkleide ihre erste Regelblutung – völlig ohne zu wissen, was ihr da geschieht – und wird daraufhin von ihren Mitschülerinnen furchtbar gehänselt. Carries tiefreligiöse Mutter hat sie nicht vorbereitet. Stattdessen bringt sie ihr mit strenger Hand Gottesfurcht bei. Als Carrie ihrem Frust Luft macht, entdeckt sie an sich telekinetische Fähigkeiten.
Wie ist der Film?
Es gibt doch kaum etwas Unheimlicheres als religiösen Fanatismus, unter dem Aspekt betrachtet, dass man nie so genau weiß, wo er beginnt oder endet und er der Realität viel näher ist als andere gängige Perversionen von Horrorfilmfiguren. Und es gibt wohl kaum eine geläufigere Hürde im Leben der Menschen als die soziale Selbsteinordnung zur Zeit des Erwachsenwerdens. – Aus diesen zwei Seiten setzt sich „Carrie“ zusammen und hat damit trotz verstörender Bilder von vornherein eine sehr ansprechende Wirkung. Mit sicherer Hand und einer gesunden Experimentierlust inszenieren Regisseur Brian De Palma und sein Team diese Themen, sodass ein sowohl visuell interessanter als auch inhaltlich packender Trip daraus erwächst.
Basierend auf Stephen Kings erstem veröffentlichten Roman kontrastiert „Carrie“ immer wieder Harmonie mit Grauen und transportiert dieses Wechselbad der Gefühle gekonnt zum Publikum – ein aufregender Film. Die Hitchcock-Referenzen wirken zuweilen deplatziert, etwa wenn bei Carries telekinetischen Ausbrüchen ausgerechnet die kreischenden Streichinstrumente aus „Psycho“ anklingen; dafür überzeugt De Palma bei der Abschlussball-Sequenz mit einer wunderschönen Suspense-Szene in bester Tradition des Großmeisters.
Das alles funktioniert natürlich auch erst dank der herausragenden Hauptdarstellerin Sissy Spacek („Badlands – Zerschossene Träume“), rund acht Jahre älter als ihre Rolle, und doch ist ihr strahlendes Gesicht perfekt, um die Unsicherheit, Verwirrung und Verzweiflung einer sehr jungen, unterdrückten Frau zum Ausdruck zu bringen. Das weitere Ensemble ist solide bis gut, doch selbst ihre Filmmutter Piper Laurie lässt Spacek hinter sich zurück (letzten Endes wurden beide für einen Oscar nominiert). Aus heutiger Sicht witzig-schräg ist der Auftritt des blutjungen John Travolta, kurz vor seinem großen Durchbruch.
„Carrie“ lässt sich als überspitzte Metapher auf jugendliche sowie elterliche Befindlichkeiten lesen, als finstere „Aschenputtel“-Umkehr, oder auch als schwarze Satire auf den Coming-of-Age-Film, lange bevor dieser überhaupt richtig populär wurde. Es steckt also viel drin, wenn man erst einmal den dümmlichen deutschen Titelzusatz überwunden hat. Leider unzureichend herausgearbeitet ist die Entwicklung der Schlüsselfigur Sue Snell, sodass ihre Gedankengänge und Sinneswandel nur schwer nachzuvollziehen sind. Abgesehen von diesem Abstrich ist „Carrie“ ein intensives Horrorerlebnis und sicherlich eine der besten King-Verfilmungen, obwohl es im Buch noch deutlich mehr kracht.
Schade, dass Chloë Moretz sich nach „Let Me In“ 2013 mit einem weiteren überflüssigen Remake aufhält – nämlich mit dem von „Carrie“.
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Carrie (2013)
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