Originaltitel: De rouille et d’os
FR, BE | 2012 | 122 Min. | FSK: ab 12
Drama
Regie: Jacques Audiard
Drehbuch: Jacques Audiard, Thomas Bidegain
Besetzung: Marion Cotillard, Matthias Schoenaerts u.a.
Kinostart: 10.01.13
DVD/Blu-Ray VÖ: 19.07.13
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Worum geht’s?
Ohne Geld streift Ali mit seinem kleinen Sohn Sam durchs Land. Die beiden finden Unterschlupf bei Alis Schwester. Bei einem Türsteherjob lernt Ali die Schwertwaltrainerin Stéphanie kennen, flüchtig. Erst Monate später treffen sich Ali und Stéphanie wieder. Stéphanie sitzt inzwischen im Rollstuhl und ist verbittert. Ausgerechnet der schroffe Ali zeigt ihr den Weg zurück ins Leben.
Wie ist der Film?
Nach seinem internationalen Erfolg „Ein Prophet“ verliert sich Regisseur und Autor Jaques Audiard erneut in einem nüchternen Figurenportrait um des nüchternen Figurenportraits willen. Er hält den springenden Punkt um das ganze Geschehen wieder bewusst im Verborgenen, nur dass diesmal leider auch der Plot an sich auf der Stelle zu treten scheint. „Der Geschmack von Rost und Knochen“ plätschert vor sich hin, allerdings ohne wirklich langweilig zu sein.
Neben einer gewohnt wundervollen Marion Cotillard („Nine“, „Midnight in Paris“) leistet Matthias Schoenaerts als eher unsympathischer Protagonist gute Arbeit. Die verquere Chemie zwischen den beiden stimmt. Dafür sorgt auch die angenehme Bildsprache: Gekonnt schmuggeln sich immer wieder kunstvolle Zeitlupenmomente zu den gemäßigten Handkameraaufnahmen, um den halbdokumentarischen Stil aufzubrechen. Alexandre Desplats Musik hält sich vornehm zurück.
Griesgram im Rollstuhl erhält neue Lebensfreude durch mitleidlose Bekanntschaft – unweigerlich fühlt man sich an den ebenfalls aus Frankreich stammenden „Ziemlich beste Freunde“ erinnert. Hier gibt es statt Wohlfühl-Witz allerdings aufdringliche Sexszenen. Formell ist „Der Geschmack von Rost und Knochen“ darum bemüht, Nähe zu den Hauptfiguren herzustellen. Ungünstig nur, dass ebendiese Hauptfiguren schwer zugänglich sind. Mag man sich anfangs noch über eine angenehm unsentimentale Herangehensweise ans Thema freuen, erweist sich der Film als regelrecht abgestumpft und aufgesetzt roh. Letzten Endes passiert kaum etwas, nur dass Schicksalsschläge als Mittel zum Zweck des Zueinanderfindens benutzt werden. Der Schlussakt wirkt dabei ziemlich konstruiert.
Sozialkritische Andeutungen ertrinken in Melodram und einer kühlen, fragmentarischen Liebesgeschichte über auf unterschiedliche Weise kaputte Menschen. Es bleibt ein wenig aussagekräftiger, gekonnt bebilderter Film mit unsichtbaren und damit perfekten visuellen Effekten, die uns von der Behinderung der Protagonistin überzeugen. Schwierig. In seiner schrulligen Art mit viel Spielraum für eigene Gedanken wirkt „Der Geschmack von Rost und Knochen“ für die einen ungeheuer intensiv, für die anderen lahm.
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