Originaltitel: فروشنده Foruschande
IR | 2016 | 123 Min. | FSK: ab 12
Drama
Regie: Asghar Farhadi
Drehbuch: Asghar Farhadi
Besetzung: Shahab Hosseini, Taraneh Alidoosti u.a.
Kinostart: 02.02.17
DVD/Blu-Ray VÖ: 15.06.17
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Bilder © 2017 PROKINO
Worum geht’s?
Emad und Rana müssen ihre gemeinsame Wohnung verlassen, weil das Haus durch nahegelegene Bauarbeiten einsturzgefährdet wird. Das Ehepaar steckt gerade in den Proben zum Theaterstück „Tod eines Handlungsreisenden“. Ein Schauspielkollege vermittelt den beiden eine neue Wohnung. Kurz nach dem Einzug passiert dort ein traumatisierender, folgenschwerer Unfall, der mit der geheimnisvollen Vormieterin zusammenhängt.
Wie ist der Film?
2017 machte der iranische Regisseur und Autor Asghar Farhadi auf sich aufmerksam, weil er gegen Donald Trumps Einreiseverbot für muslimisch geprägte Länder protestierte. Er blieb der Oscarverleihung fern, obwohl sein „The Salesman“ in der Kategorie ‚Bester fremdsprachiger Film‘ nominiert war (und gewann). Damit unterstreicht er einen schrecklicher Fehlschlag amerikanischer Politik, zumal Farhadis Filme Grenzen überwinden und Empathie lehren.
Nach „Nader und Simin – Eine Trennung“, für den er ebenfalls einen Oscar erhielt, konzentriert Farhadi sich erneut auf sein Heimatland als Schauplatz. Mentalität der iranischen Mittelschicht trifft auf universelle Themen wie Rache, Schuld und Sühne. Mit beeindruckender Natürlichkeit entfaltet Farhadi ein leises Thriller-Drama, das nie konstruiert wirkt und konfrontiert das Publikum mit einem moralischen Dilemma, ohne je den Zeigefinger zu erheben. Die Konflikte der Handlung spiegeln sich im Theaterstück „Tod eines Handlungsreisenden“, das die Figuren selbst spielen, womit der Film die eigenen Motive geschickt herausarbeitet und zur Deutung anbietet.
Schnitt und Kamera bleiben stets dem Inhalt untergeordnet und halten ein angemessenes Tempo; die Schauspielerei ist bemerkenswert authentisch. Die Handlung braucht viel Zeit, um in Fahrt zu kommen, der letzte Akt wirkt ein wenig in die Länge gezogen, das Ende nicht ganz rund. Insgesamt erreicht „The Salesman“ nicht die Wucht des ähnlich erzählten „Nader und Simin – Eine Trennung“, aber Farhadi legt hier mit seinen gewohnten Markenzeichen eine weitere sehenswerte, fein beobachtete Familienstudie vor. In seiner vermeintlichen Schlichtheit liegt eine große Gabe.
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