Originaltitel: A Single Man
USA | 2009 | 96 Min. | FSK: ab 12
Drama
Regie: Tom Ford
Drehbuch: Tom Ford, David Scearce
Besetzung: Colin Firth, Julianne Moore, Matthew Goode, Nicholas Hoult u.a.
Kinostart: 08.04.10
DVD/Blu-Ray VÖ: 27.08.10
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Worum geht’s?
Ein Tag im Jahre 1962. Der Literaturprofessor George Falconer leidet schwer darunter, dass sein Lebensgefährte Jim, die große Liebe, durch einen Autounfall starb. Er beschließt, sich zu erschießen. Doch bevor er für immer geht, hat er noch einige Begegnungen mit Menschen, die seine in schmerzlichen Erinnerungen verlorenen Gedanken beeinflussen. Darunter seine beste Freundin Charlotte, die ebenso einsam ist wie er, und einer seiner Schüler, der sich sehr für ihn interessiert.
Wie ist der Film?
Wer selbst nicht schwul ist, wird es in gewisser Weise für die Dauer dieses Films, so formschön und behutsam gestaltet sich die Romanverfilmung über den homosexuellen Professor von Regiedebütant Tom Ford. Weiß man, dass Ford eigentlich Modedesigner ist, macht sich dieser Umstand in nahezu jeder Szene bemerkbar. Minutiös sind die 60er Jahre mit sämtlichen Details wiederbelebt worden. Zu dieser sorgfältigen Ausstattung gesellt sich eine hoch künstlerische Form: Eigenwilliger Schnitt, ständiges Spiel mit der Farbsättigung (wenig in Georges trostlosem Alltag, viel in heiteren Momenten), das alles umschmeichelt von traumhaft schöner Streichermusik.
Diese Stärke ist gleichzeitig auch die eventuelle große Schwäche von „A Single Man“. Zu knapp schrammt Fords Inszenierung am Kitsch vorbei, zu schön sind die Menschen, zu märchenhaft die Bilder und Situationen. Die zeitweilige, fast sterile Werbeästhetik droht die starken Emotionen, welche sich unter der Oberfläche verbergen, zu schmälern. Doch ein Mann weiß dem entgegenzuwirken: Colin Firth. Es ist vielleicht die Rolle seines Lebens. Firth („Tatsächlich … Liebe“) spielt seine gefasste aber tief gebrochene Figur einfach großartig. Er hätte den Hauptdarsteller-Oscar 2010 verdient gehabt. Letztendlich bekam ihn Jeff Bridges („Crazy Heart“), weil dessen Auszeichnung einfach überfällig war und weil bereits im Jahr zuvor verdienterweise das Portrait eines Schwulen gewann – Sean Penn in „Milk“. Doch das wird nicht Firths letzte Chance gewesen sein.
Auch stark sind Julianne Moore („Boogie Nights“) als verlorene Seele sowie Nicholas Hoult. – Der Bengel aus „About a Boy“, der sich zum Schönling schlechthin entwickelt hat, spielt glaubhaften den subtilen Flirt mit dem Professor, obwohl er sein Sohn sein könnte. Das ist wiederum auch auf Regisseur Ford und sein Team zurückzuführen, das kleine, aber vielsagende Blicke mit viel Feingefühl einzufangen weiß.
„A Single Man“ ist melancholisch, schön und traurig. Im Grunde genommen ist da kaum eine wirkliche Handlung; man taucht einfach nur in die tragische Gefühlswelt der Hauptfigur ein, und das obwohl gerade diese sehr verschlossen ist. Darin liegt auch die Magie des Films. Ein hübsches Experiment. Man muss nur noch für sich selbst herausfinden, ob Fords Ästhetisierung des Stoffs komplett in den Bann zieht oder eher einen unangenehmen Beigeschmack hinterlässt.
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Zustimmung! Ein klasse Film, dessen Melancholie geradezu aus der Leinwand kriecht und die Zuschauer (für mich galt das jedenfalls) voll erfasst.