Anatomie eines Mordes

Anatomie eines Mordes

8.5/10

Originaltitel: Anatomy of a Murder
USA | 1959 | 154 Min. | FSK: ab 16
Gerichtsfilm, Krimi, Romanadaption
Regie: Otto Preminger
Drehbuch: Wendell Mayes
Besetzung: James Stewart, George C. Scott u.a.
Kinostart: 22.09.59
DVD/Blu-Ray VÖ: 02.08.01

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

Eine Frau wendet sich an einen Anwalt und erzählt ihm, ihr Mann habe in einer Bar einen Mann erschossen, da dieser sie vergewaltigt hat. Nach einigen Überlegungen und Gesprächen beschließt der Anwalt, den Mörder zu verteidigen.

Wie ist der Film?

Dank einer glänzenden Besetzung, dem immer wieder auflockernd wirkenden Jazz-Soundtrack von Duke Ellington und vielen humorigen Einschüben ist die durchaus lang geratene und praktisch nur aus Dialogen bestehende Romanverfilmung „Anatomie eines Mordes“ ein Topfilm, der allerspätestens ab dem zweiten Viertel, wo es in den Gerichtssaal geht, richtig in Fahrt kommt und auf brillante Weise zu unterhalten weiß.

Das Herzstück des Films ist das lange, in mehrere Akte aufgeteilte Verbal-Duell im Gerichtssaal, welches gewitzter, spannender und ausgeklügelter ist als es ein Duell mit Schwertern jemals sein könnte. Der von James Steward brillant verkörperter Verteidiger kämpft hier gegen gleich zwei Anwälte der Gegenseite. Beide Seiten erweisen sich als sehr fähig und klug. Die Sympathien liegen natürlich bei dem von Stuart gespielten Profijuristen Paul Biegler. Doch dieser leistet sich auch mal ungünstige emotionale Ausbrüche und kleine Schnitzer, und steht angesichts seiner fast gleichstarken Gegner nicht selten kurz vor der Ausweglosigkeit. Das macht den besonderen Reiz des Films aus.

„Anatomie eines Mordes“ beschäftigt sich nur so viel mit menschlichen Schicksalen, wie es die Recherchearbeit der Hauptfigur Paul Biegler, wo der Zuschauer die interessanten Nebenrollen kennen lernen darf, erfordert. Ansonsten konzentriert sich die Geschichte, ganz im Sinne des treffenden Titels, nur auf den Gerichtsfall selbst (schließlich stammt die Romanvorlage auch von einem Juristen). Ist man dann mit dem Fall vertraut, lebt die Spannung vom ungewissen Ausgang des Prozesses, denn wem man wirklich trauen kann, ist nie so ganz klar. Als ausgleichende Instanz im Gerichtssaal ist da noch die Rolle des Richters, der einen tadellosen Gerechtigkeitssinn hat, dabei aber nicht seinen Humor und seine Menschlichkeit verliert, sehr positiv hervorzuheben. Für Spaß sorgt außerdem Arthur O’Connell als Bieglers etwas zerstreuter Kollege.

Ein unspektakuläres aber nettes Ende rundet die Geschichte ab, und fertig ist einer der besten Gerichtsfilme aller Zeiten. Nach einem lockeren Einstieg ein heißer Kampf mit Worten, der stets darauf bedacht ist, mithilfe ausgefeilter Charakterzeichnung, einer gesunden Prise Humor und guter Musik nicht trocken zu werden.

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