Los Angeles, 23. März 1998. „Titanic“ sahnt elf Oscars ab und ist Gesprächsthema Nummer 1. Doch wenn es an diesem Abend so etwas wie ‚Sieger der Herzen‘ gibt, dann gehört dieser Titel zwei jungen Männern, die sichtlich überwältigt die Bühne betreten, als sie in der Kategorie ‚Bestes Originaldrehbuch‘ gewinnen: Ben Affleck und Matt Damon, die Autoren von „Good Will Hunting“. Ein American Dream geht in Erfüllung. Es ist der erste Meilenstein zweier Ausnahmekarrieren.
Ben und Matt kennen sich schon seit Kindestagen, sind sogar entfernt miteinander verwandt. Beide lieben Sport und teilen vor allem das Talent für die Schauspielerei. In Cambridge, Massachusetts, wo sie aufwachsen, hält es sie nicht lange, denn Hollywood ruft. Nach ersten Schauspielengagements ziehen die beiden auf die andere Seite der USA nach Los Angeles, um tiefer in die Filmbranche einzusteigen. Bens jüngerer Bruder Casey gesellt sich hinzu.
Ben taucht zunächst in kleineren Independent-Produktionen auf, wie „Confused – Sommer der Ausgeflippten“ (´93) und „Mallrats“ (´95). Oft spielt er Fieslinge und fürchtet auch, das Rüpel-Image nicht mehr loszuwerden. Doch dann gibt Filmmacher Kevin Smith ihm die Hauptrolle in „Chasing Amy“ (´97) – die tragikomische Geschichte eines Comiczeichners, der sich in eine Lesbe verliebt. Nicht zuletzt wegen seiner kontroversen Thematik macht der Film Schlagzeilen und verhilft Affleck zu Bekanntheit.
Matt Damon gelingt der Sprung ins Mainstream-Kino schon etwas früher, als er eine Nebenrolle in dem aufwändigen Western „Geronimo – Eine Legende“ (1993) ergattert, gefolgt vom Golfkriegsdrama „Mut zur Wahrheit“ (´96) und einer ersten großen Hauptrolle in Francis Ford Coppolas „Der Regenmacher“ (´97). In der Zwischenzeit nimmt eine Kurzgeschichte, die Matt ursprünglich für einen Autorenkurs an der Uni verfasst hatte, immer weiter Gestalt an. Matt zieht Ben hinzu, die beiden entwickeln aus der Kurzgeschichte das Drehbuch „Good Will Hunting“. Zunächst will sich kein Studio für die Filmidee begeistern. Doch nach etwas Hilfe von Freunden landet das Buch bei Miramax und erhält schließlich grünes Licht für die Produktion. Der Rest ist Geschichte.
Nach dem Drehbuch-Oscar für „Good Will Hunting“, in dem beide auch als Schauspieler zu sehen sind, arbeiten Ben und Matt weiter fleißig vor der Kamera. Blockbuster wechseln sich mit kleineren Filmen ab; beide bleiben ihrem Kumpel Kevin Smith treu und tauchen weiterhin in dessen New-Jersey-Filmen auf. Affleck spielt in den erfolgreichen Blockbustern „Armageddon“ (1998) und „Pearl Harbor“ (2001), muss aber viele negative Kritiken über sich ergehen lassen. Mit „Daredevil“ und „Gigli“ folgen 2003 zwei waschechte Flops. Matt beweist einen etwas besseren Riecher bei der Rollenwahl. Er wird der Soldat James Ryan, Jason Bourne und einer von Oceans Spießgesellen.
Kleiner Trost: Ben erhält 2002 vom People Magazine die berühmte Auszeichnung ‚Sexiest Man Alive‘, welche Matt erst fünf Jahre später vergönnt sein wird. Die Liste der Parallelen geht weiter: Lange bevor der Poker-Thriller „Runner Runner“ 2013 weltweit über die Kinoleinwände flimmert, entdeckt Affleck seine private Leidenschaft für das spannende Kartenspiel. Regelmäßig lässt er sich mit Kollegen beim Texas Hold’em blicken, der bekanntesten unter zahlreichen Variationen, die vor allem durch die intensive Darstellung in Funk und Fernsehen Berühmtheit erlangte. Damon frönt ebenfalls dem Spiel, und bereits 1998 war er selbst in einem Poker-Film zu sehen: „Rounders“. Noch ein Hobby, das sich die Stars teilen.
Die zwei Hollywood-Größen gehen ihren jeweils eigenen Weg, doch die Freundschaft bleibt und immer wieder entstehen gemeinsame Projekte. Darunter die von Ben und Matt mitproduzierte Fernsehshow „Project Greenlight“ – ein Wettbewerb für aufstrebende Filmschaffende (siehe: „Feast“). Gesunde Selbstironie beweisen die Zwei, als sie sich 2008 für die Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live!“ zum Gegenstand eines fiktiven Liebes-Vierecks mit Kimmel und Sarah Silverman machen. Das so entstandene Video „F*@#ing Matt Damon“ und die Antwort „F*@#ing Ben Affleck“ gehören zum Besten, was YouTube zu bieten hat. Noch heute spielt Kimmel gerne auf diese Aktion an.
Während Matt in erster Linie vor der Kamera aktiv bleibt – und das als einer der bestbezahlten Schauspieler der Welt – versucht sich Ben zunehmend auch als Regisseur. „Argo“ erbringt Affleck 2013 schließlich seinen zweiten Oscar – nicht für die Regie, da er in dieser Kategorie gar nicht nominiert ist, jedoch als Produzent des besten Films. Ein zweites gemeinsames Drehbuch hat das Promi-Paar nie geschrieben. Sollte es eines Tages doch noch passieren, werden sich die Produktionsfirmen wahrscheinlich darum reißen.
Foto Matt Damon: https://de.wikipedia.org/wiki/Matt_Damon#/media/File:Matt_Damon_TIFF_2015.jpg
Foto Ben Affleck (Gage Skidmore): https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Ben_Affleck_by_Gage_Skidmore_2.jpg
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