Originaltitel: The Birds
USA | 1963 | 114 Min. | FSK: ab 16
Thriller, Horror
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Evan Hunter
Besetzung: Tippi Hedren, Rod Taylor, Jessica Tandy u.a.
Kinostart: 20.09.63
DVD/Blu-Ray VÖ: 05.08.04
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Worum geht’s?
In einem Vogelgeschäft in San Francisco hinterlässt der neckische Mitch Brenner einen bleibenden Eindruck bei der verwöhnten Melanie. Daraufhin besorgt sie ihm heimlich die beiden Liebesvögel, die er eigentlich für seine Schwester zum Geburtstag kaufen wollte, und bringt diese dann zu seinem Wochenendhaus in Bodega Bay. Dort wird Melanie von einer Möwe angegriffen. Das ist nur der Anfang einer unerklärlichen Attacke der unzähligen Vögel auf die Bewohner des Küstenortes.
Wie ist der Film?
Seit „Psycho“ ist Hitchcock brutal geworden. Mit Stil, natürlich. Doch war „Psycho“ noch ein fast minimalistischer Thriller, dehnt er in „Die Vögel“ die Dimension des Schreckens um ein Vielfaches und verzichtet dafür auf überraschende Auflösungen. „Die Vögel“ ist Horror; eine Geschichte, die harmlos, praktisch wie ein klassischer Liebesfilm beginnt und sich dann immer weiter zuspitzt. Erstaunlich dabei ist der komplette Wegfall von Filmmusik, was schließlich aber durchaus Sinn macht. Die einzige Musik stellen die elektronischen Vogelstimmen dar, die sich verstörend über die Protagonisten und den Zuschauer ergießen. Hört man sie nicht, dann bereitet man sich auf sie vor, oder man lässt die Charaktere in Dialogen zueinander finden. Kein Bedarf für Musik.
Diesen Wechsel von Stille und bedrückendem Lärm nutzt Hitchcock natürlich für einige Suspense-Momente. Am gelungensten: Die Szene mit den Raben, die sich zunächst unbemerkt auf dem Klettergerüst des Schulhofs versammeln, bevor sie angreifen. Von Anfang an setzt Hitchcock hier und da immer wieder kleine Sequenzen, die den Zuschauer bei Laune halten und sagen „Da kommt bald was.“ Trotzdem schafft es die lange – wenn auch nötige – Vorbereitung bis hin zum fortgeschrittenen Handlungsverlauf, wo sich die Horrorelemente bis fast zum Psychoterror verdichten, nicht, sich pausenlos auf Beklemmung oder interessierte Erwartung zu stützen. So entgeht die Geschichte in einigen Momenten nur haarscharf der Langatmigkeit. Nennt man das gutheißend „Ruhepausen“, so gibt es ein bisschen mehr Pause als man braucht.
Ein Blick auf die Hauptdarsteller lohnt sich. Besonders interessant: Eine neue Hitchcock-Blondine, vom Regisseur selbst in einem Werbespot entdeckt, wird eingeführt. Tippi Hedren ist eine charismatische Newcomerin, bei der man sich eigentlich nur fragt, warum sie nicht schon früher anfangen konnte, wie Grace Kelly. (Ihr zweiter und aus persönlichen Gründen letzter Hitchcock-Einsatz war im Nachfolger „Marnie“.) An Hedrens Seite erweist sich Rod Taylor als kerniger Held mit der richtigen Portion Charme. Jessica Tandy (berühmt als Miss Daisy, die mit dem Chauffeur), spielt gekonnt noch so eine seltsame Hitchcock-Mutter und brilliert durch einige aussagekräftige Blicke.
Auch sehr gelungen sind die handgemachten Spezialeffekte, die dem Zahn der Zeit überraschenderweise immer noch standzuhalten wissen. Sowohl einige Bilder als auch die Tonkulisse brennen sich ins Gedächtnis ein. Eine Spezies, die seit jeher unter uns lebt, übermannt den egoistischen „Weltherrscher“ namens Mensch. – Eine Vorstellung, die aufgrund unserer zahlenmäßigen Unterlegenheit gar nicht mal so abwegig ist und hier auf erschreckend nachfühlbare Weise bebildert wurde. Dass die essentielle Frage des Films, z.B. wegen der Wahrung der beklemmenden Aura, nie beantwortet wird, kann man sich schon denken. Trotzdem ist das Ende eine Spur zu nüchtern geraten. Hat man sich nicht maßlos in den Film hinein gesteigert, ist es am Schluss ein bisschen, als würde er einfach verpuffen.
Dennoch ist „Die Vögel“, wie schon „Rebecca“ inspiriert durch eine Geschichte von Daphne du Maurier, ein wirkungsvoller und Hitchcocks erschreckendster Film, dem man die Brutalität und die starke psychologische Zuspitzung zu Beginn gar nicht zutraut. Von „Experten“ gnadenlos überinterpretiert, ist diese Schreckensvision in erster Linie ein gelungenes Horror-Experiment aus Bild- und Toneffekten, das zuweilen eindrucksvolle Endzeitstimmung verbreitet und dem man – meistens – gespannt folgt.
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Marnie
Psycho
Diesen Film habe ich als Kind zum erstenmal gesehen und ich war damals schockiert und hatte große Angst. Heute sehe ich solche Filme sehr gerne und bin großer Fan von Alfred Hitchcock.
Trotzdem wenn ich heute noch die großen schwarzen Vögel sehe, muß ich oft an Hitchcocks Film denken und mache mir Gedanken was ich tun würde wenn ich von denen angegriffen werde.