Originaltitel: Einmal bitte alles
DE | 2017 | 85 Min. | FSK: ab 12
Komödie, Drama, Coming-of-Age
Regie: Helena Hufnagel
Drehbuch: Sina Flammang, Madeleine Fricke
Besetzung: Luise Heyer, Jytte-Merle Böhrnsen u.a.
Kinostart: 20.07.17
DVD/Blu-Ray VÖ: 01.12.17
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Worum geht’s?
Isi ist 27, lebt mit ihrer besten Freundin Lotte in einer Münchener WG und träumt von einem Job als Illustratorin. Doch als ausgebeutete Verlagspraktikantin ist es schwer, Karriere zu machen. Als Lotte sich verliebt und schleichend zur Spießerin mutiert, werden Isis Zukunftsängste größer denn je.
Wie ist der Film?
Zwischen Geldsorgen, Party, Liebeskummer und der generellen Quarter-Life-Crisis entsteht ein Lebensgefühl, das Regisseurin Helena Hufnagel in ihrem Kinodebüt überaus treffend einfängt. 2012/13 erzählten die Schwarzweißfilme „Frances Ha“ (USA) und „Oh Boy“ (Deutschland) bereits sehr ähnliche Geschichten. Aber „Einmal bitte alles“ ist nicht nur bunter, sondern auch authentischer und setzt mit einem Produktionsstab, der zum Großteil aus Frauen besteht, ein wichtiges Zeichen in der männerdominierten Filmwelt.
Weil 30 bekanntlich das neue 20 ist, erzählt Hufnagel eine Coming-of-Age-Geschichte der nächsten Stufe. Während die einen schwanger und spießig werden, suchen die anderen immer noch den Einstieg ins Berufsleben und sich selbst. Die Protagonistin und ihre Weggefährtin sind weder naiv noch seltsam klug oder melancholisch, wie man Figuren in Coming-of-Age-Filmen oft erlebt. Nein, sie sind einfach echt. Als Großstadtdschungel dient hier München, das abseits des Schickimicki-Klischees gezeigt wird. Der Film könnte auch in Berlin spielen, oder in einer anderen Großstadt, wo sich viele junge Menschen mit großen Träumen und kleinem Geldbeutel tummeln. – Wäre da nicht Kabarettist Maxi Schafroth, der mit seinem bayerischen Charme die Besetzung auflockert.
„Einmal bitte alles“ ist ein feinfühlig beobachtetes, hübsch inszeniertes Portrait der ‚Generation Y‘ (‚Generation Why?‘), die Lebensentwürfe hinterfragt und sich Freiheit, aber auch Sicherheit wünscht. Ein sehr aktueller und gleichzeitig zeitloser Film. Denn einige clevere Verweise auf F. Scott Fitzgeralds Roman ‚Die Schönen und Verdammten‘ deuten an, dass es Menschen vor fast hundert Jahren ganz ähnlich ging. Hufnagel und ihr Team kommen weitgehend ohne Romantisierung aus und verzichten auf eine Moralkeule, sodass ihre Indie-Dramödie nicht wesentlich heraussticht, aber schlicht wahrhaftig und sympathisch ist.
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