Originaltitel: The Evil Dead
USA | 2013 | 91 Min. | FSK: ab 18
Horror, Splatter, Remake
Regie: Fede Álvarez
Drehbuch: Fede Álvarez, Rodo Sayagues
Besetzung: Jane Levy, Shiloh Fernandez, Lou Taylor Pucci u.a.
Kinostart: 16.05.13
DVD/Blu-Ray VÖ: 02.10.13
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Bilder © Sony Pictures
Worum geht’s?
Mia soll endlich von den Drogen wegkommen. Für ihren Entzug trifft sie sich mit ihrem Bruder David, dessen Freundin Natalie sowie den alten Bekannten Eric und Olivia bei einer kleinen Ferienhütte im Wald. Als Eric aus einem mit Stacheldraht versiegelten Buch vorliest, das im Keller der Hütte gefunden wird, setzt er etwas Schreckliches frei, das nach und nach von der Gruppe Besitz ergreift.
Wie ist der Film?
Halleluja, dass wir das noch erleben dürfen! Einen reinen, hochwertig produzierten US-Horrorfilm von derartiger Intensität hat es seit gefühlten Ewigkeiten nicht gegeben; erst recht nicht in Form eines Remakes. Zu Beginn der 80er Jahre stellten Regisseur Sam Raimi und Produzent Robert Tapert mit dem auf preiswertem 16mm-Film gedrehten „Tanz der Teufel“ („The Evil Dead“) ein kleines, eigensinniges Splatter-Filmchen vor, das durch die Verbreitung auf Video eine riesige Fangemeinde erlangte und zwei lustigere, teurere Fortsetzungen nach sich zog: „Tanz der Teufel II – Jetzt wird noch mehr getanzt“ sowie „Armee der Finsternis“. Der Kult um die Trilogie und deren Hauptdarsteller Bruce Campbell hielt sich über die Jahrzehnte, und ein häufig angedachter, doch immer wieder verworfener vierter Teil wurde schließlich zur Neuverfilmung.
Keine geringeren als Sam Raimi, Robert Tapert und Bruce Campbell selbst stärkten als Produzenten der Neuauflage dem Regisseur Fede Álvarez sowie dessen Autor Rodo Sayagues – beides Hollywood-Frischlinge aus Uruguay – mit vielen Ratschlägen, aber auch viel eingeräumter Freiheit den Rücken. Damit erfüllt sich Raimis Traum, seine damalige Idee mit professioneller Technik überall auf die große Leinwand zu bringen, wie es ihm einst nicht vergönnt war. Und damit erfüllt sich auch der Traum zweier unverbrauchter, passionierter Nachwuchstalente, die eine einmalige Chance zu nutzen wussten. Nicht zuletzt dank selten guter Voraussetzungen ist „Evil Dead“ eines der besten Horror-Remakes überhaupt geworden.
Neben ein paar schönen Zugeständnissen an das Original, die sich in Details verstecken, scheut sich „Evil Dead“ nicht, die bekannte Geschichte sehr frei zu interpretieren und umzudichten, was angesichts des ganz neuen Ambientes nur folgerichtig und willkommen ist. Alvarez und Sayagues machen alles richtig, indem sie von Anfang an humorlos bleiben und die Hauptfiguren aus sehr ernsten Gründen die entlegene Hütte aufsuchen lassen. Weil die Charaktere diesmal keine partyhungrigen Opfer ihrer eigenen Hormone sind und stattdessen eine bedrückende gemeinsame Hintergrundgeschichte mitbringen, sind sie automatisch bedeutender. Diese entscheidende Prämisse ebnet den Weg für einen Horrortrip, der wirklich durch Mark und Bein geht.
Schauspielerisch ist die recht unbekannte Besetzung keine Sensation, aber überzeugend und allemal besser als die des Originals. Ob Lou Taylor Pucci mit langen Haaren und Opa-Brille nicht etwas überzeichnet aussieht, sei mal dahingestellt. Ausgefeilte, saubere Kameraarbeit sowie absolut authentische, handgemachte, grausame Spezialeffekte umschmeicheln das Quintett. Auch weil die recht klassisch gehaltene Tonkulisse stark mit Lautstärke spielt, ist „Evil Dead“ im Zusammenhang mit der aufwühlenden Handlung ein Film, der sein Kinopublikum ständig penetriert, sodass man die Lust am Horror mal wieder richtig spürt und sich der Puls beschleunigt, als hätte man in seinem Leben erst drei, vier Horrorfilme gesehen.
In vielen Momenten arbeitet „Evil Dead“ durchaus mit inzwischen nur allzu bekannten Genreklischees, bettet diese aber dramaturgisch so geschickt in die Geschichte ein, dass man sich an ihnen eigentlich nicht stören kann. Die enge Hütte im Wald wird zum tatsächlich beengenden Schauplatz und das Leid der Figuren ist hautnah. Dadurch, dass „Evil Dead“ eine durch und durch ungemütliche Atmosphäre zeichnet und beinahe komplett auf Humor verzichtet, ist das Grauen so konsequent. Dabei sind diverse Gewaltszenen sicherlich das Härteste, was je in (deutschen) Multiplex-Lichtspielhäusern gezeigt werden durfte und machen „Evil Dead“ somit zu einem kleinen Meilenstein der Kinounterhaltung.
Die Skepsis war da, dass so kurz nach der genialen, das Horrorgenre regelrecht abschließenden Ironie-Granate „The Cabin in the Woods“ nichts Ernstzunehmendes mit ähnlicher Prämisse mehr kommen könnte. Doch der durch und durch böse „Evil Dead“ belehrt uns eines Besseren. Gerade als man denkt, der Film verheddert sich gen Ende in wirren Plot-Entwicklungen, fängt er sich wieder, überrascht und feuert ein sagenhaftes Finale ab. Fede Álvarez‘ Traumdebüt ist der Beweis, dass Remakes unter Umständen immer noch sinnvoll sind und dass es die absolut pure, plättende Splatter-Horror-Erfahrung im Mainstream immer noch gibt. Danke. Ach ja: Bitte den Abspann absitzen.
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Das klingt gut. Man war ja gleich skeptisch als man hörte das der Klassiker Tanz der Teufel ein Remake bekommt. Aber nun, nach der Veröffentlichung, liest man nur gutes über Evil Dead. Anscheinend ist er mehr ein eigenständiger Film als ein reiner Abklatsch. Vielleicht gerade deswegen fällt die Kritik so positiv aus. Ich bin gespannt – werde ihn mir schon bald ansehen.