Originaltitel: Halloween
USA | 2007 | 121 Min. | FSK: ab 18
Horror, Thriller
Regie: Rob Zombie
Drehbuch: Rob Zombie
Besetzung: Malcolm McDowell, Daeg Faerch, Sheri Moon Zombie, Tyler Mane, Scout Taylor-Compton u.a.
Kinostart: 25.10.07
DVD/Blu-Ray VÖ: 07.04.08/23.10.08
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Worum geht’s?
In der Kleinstadt Haddonfield wächst Michael Myers in einer zerstrittenen Familie der Unterschicht auf. In der Halloween-Nacht ermordet er seine ältere Schwester und den Freund seiner Mutter auf kaltblütigste Weise. Daraufhin wird er in eine Anstalt gesteckt, wo er von Dr. Smauel Loomis psychologisch betreut wird. Die beiden werden so etwas wie innige Freunde. Michael, der über die Jahre in seiner Zelle nichts tat als Masken zu basteln, nutzt nach 15 Jahren die Gelegenheit, auszubrechen. Loomis setzt alles daran, ihn zu finden. Er weiß genau, wohin der erwachsene Michael zurückgekehrt ist.
Wie ist der Film?
Prinzipiell war es keine schlechte Idee, Rob Zombie („Haus der 1000 Leichen“, „The Devil’s Rejects“) mit dem obligatorischen Remake des Horrorklassikers zu beauftragen, denn der Musiker und Filmemacher hat schon früher bewiesen, dass er verstörende Bilder mit spezieller eigener Note kreieren kann. So hat er die bekannte Geschichte auch sorgfältig neu aufbereitet, nur nach hinten raus geht dem Film – fast zwangsläufig – die Luft aus.
Schon auf der rein visuellen Ebene spricht die Neuverfilmung ihre eigene Sprache. Sehr viele Großaufnahmen mit wackeligen Handkameras und extremen Tiefenschärfe-Spielereien – ganz anders als im Original. Zombie schreibt die Geschichte nicht um, aber interpretiert sie dennoch neu. Erstmals wird Michael Myers‘ Kindheit beleuchtet und die verstörende Ungewissheit des Originals somit durch eine relativ plausible Serienkillerbiografie ersetzt. Zwar bedient die lange Hinführung zum erwachsenen Michael diverse Klischees, doch die Darstellung der White-Trash-Familie ist immerhin intensiv und konsequent. Hierbei meistert Zombies Gattin Sheri Moon auch ihre bisher anspruchsvollste Rolle.
Zombie gelingt es gut, die Lücken des Originalfilms zu füllen beziehungsweise alternative Details mit mehr Plausibilität hinzuzufügen. So kann Michael diesmal nicht Auto fahren, weil er es eben gar nicht gelernt haben kann, und man erfährt, warum er genau diese Maske und genau diesen Overall trägt. Der Regisseur und Autor hat sich also intensiv mit der Materie beschäftigt. Zombie versteht es bei seiner eigenen Version auch, das Original immer wieder zu zitieren (statt zu kopieren), manchmal nur im Detail, wie mit den verwendeten Songs, manchmal ganze prägnante Szenen. Bei Letzterem macht Zombie sich auch gerne mal einen Spaß daraus, es beginnen zu lassen wie man es vom Original kennt, dann aber eine überraschende Wendung herbeizuführen. Die Mischung aus eigenen Ideen und Verweisen auf den Klassiker ist auf alle Fälle gelungen.
Auch bei der Besetzung wurde vieles richtig gemacht. Malcolm McDowell („Uhrwerk Orange“) ist als Loomis mindestens genauso charismatisch wie Donald Pleasence in der ´78er-Version. Ex-Wrestler Tyler Mane erfüllt aufgrund seiner äußeren Erscheinung seinen Zweck und lässt den Anblick von Michael Myers zuweilen bedrohlicher als je zuvor wirken, wenn es auch nicht ganz nachvollziehbar ist, wie genau sich der Sprung vom blonden Bubi (gelungen gespielt von Daeg Faerch) zum Zweimeterrüden mit dunkler Mähne vollzogen hat. Abgerundet wird das Ganze durch viele bekannte Gesichter aus der B-Movie-/Horror-Ecke in Nebenrollen. Sympathisch und passend zur mit vielen Zitaten gespickten Geschichte.
Dumm und unverständlich ist nur, dass Laurie, die Rolle von Scout Taylor-Compton, die hier in die großen Fußstapfen von Jamie Lee Curtis treten muss, schlichtweg unsympathisch angelegt wurde. Die neue Laurie nervt, dabei müsste sie die entscheidende Sympathieträgerin sein. Das ging wohl in die Hose. So ist auch der Subtext des Originals dahin, da Laurie sich im Grunde nicht mehr von ihren Freundinnen unterscheidet. Allerdings zeigt Frau Taylor-Compton im fortgeschrittenen Verlauf des Films, wo es nur noch um Hysterie und Geschrei geht, dass sie das Zeug zur echten Scream-Queen hat.
Rob Zombies schmutzige Wiederaufbereitung der bekannten Geschichte besticht durch relativ gut durchdachte Handlungserweiterungen, geschickte Zitate und bedrückend ernsthaft inszenierte Mordszenen. Die erste Dreiviertelstunde ist Zombies Glanzstück. Leider verliert sich der Film nach Michaels Ausbruch im Horror-Durchschnitt, was das Konzept ja auch fast nicht anders zulässt. Die Zeichnung der weiblichen Hauptfigur ist vergeigt und die Spannung des Originals kann leider nie eingefangen werden, trotz der kaum veränderten Originalmusik von John Carpenter. Das Remake ist eine erst kreative, dann uninspirierte aber unterm Strich würdige Wiederbelebung des kultigen Maskenmörders, sofern man das Original nicht als unantastbar betrachtet.
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