Originaltitel: House of the Dead
USA, DE, CA | 2003 | ca. 87 Min. | FSK: ab 18
Horror, Splatter, Direct-to-DVD
Regie: Uwe Boll
Drehbuch: Mark A. Altman, Dave Parker
Besetzung: Jonathan Cherry, Ona Grauer, Jürgen Prochnow u.a.
Kinostart: —
DVD/Blu-Ray VÖ: 02.11.04
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Bilder © Kinowelt
Worum geht’s?
Greg, Simon, Cynthia, Karma und Alicia verpassen die Fähre, die sie zu einer Rave-Party auf der sogenannten „Isla del muerte“ bringen soll. Doch ein mürrischer Schiffskapitän namens Kirk erledigt den Job für eine saftige Bezahlung. Endlich auf der Insel angekommen, findet die fünfköpfige Gruppe nur noch die Überreste der Party vor. Niemand ist mehr am Feiern – dafür taucht bald eine Horde blutrünstiger Zombies auf.
Wie ist der Film?
Eines vorweg: „House of the Dead“ hat nichts mit George A. Romeros legendärer „… of the Dead“ Reihe zu tun, im Gegenteil. So ziemlich alles, was einen klassischen (Romero-) Zombiefilm ausmacht, wird in „House of the Dead“ mit Füßen getreten, auch wenn Romero in einem der durchweg schwachen Dialoge ganz bewusst erwähnt wird. Es handelt sich um die freie Verfilmung des schlichten wie erfolgreichen Ballerspiels von Sega. Aus so einer gehaltlosen Vorlage lässt sich natürlich nicht wirklich etwas machen. Und ein Regisseur, der es dennoch freiwillig versucht, kann ja keine hohen Ansprüche haben. So passt alles zusammen und ist so mies wie erwartet.
Regisseur Uwe Boll begann mit „House of the Dead“ eine ganze Reihe von Computer- bzw. Videospielverfilmungen, die ihm mehrere Plätze auf diversen Listen der schlechtesten Filme überhaupt bescherte und so manchem bekannten Schauspieler zu einem Tiefpunkt in dessen Karriere verhalf. „House of the Dead“ ist auch gleich eines der schlimmsten Beispiele von Bolls fragwürdigem Feldzug.
Die drei filmischen Grundpfeiler Drehbuch, Regie und Schauspiel versagen allesamt. Ein ungelenker Off-Kommentar ersetzt die Charakterzeichnung, die Figuren nerven mit hanebüchenen Dialogen und unlustigen Sprüchen, sodass einem ihr Überleben oder Sterben herzlich egal ist, die einzelnen Handlungspunkte wirken haarsträubend konstruiert und entziehen sich jeder Rechtfertigung. Verkrampft hangelt die Geschichte sich von Ereignis zu Ereignis, umrahmt von preiswerter Musik von der Stange und peinlichen Schnitt-Spielereien wie z.B. animierte Übergänge.
Dass „House of the Dead“ frei von Grusel ist, kristallisiert sich angesichts der schrill geschminkten, an unsichtbaren Seilen hängend aus irgendwelchen Büschen springenden Zombiedarsteller schnell heraus. Es bleibt die Frage, was Boll mit seinem Film eigentlich erreichen will. Eine Antwort liefern die immer wieder eingestreuten Szenenschnipsel aus dem tatsächlichen Videospiel. Boll inszeniert die Action im Film nämlich in einer bewusst überspitzen Videospiel-Ästhetik und kreiert somit eine Art Fanboy-Hommage an das hirnlose Geballer am Bildschirm. Das sieht teilweise tatsächlich cool aus (gar nicht mal schlecht geklaute „Matrix“-Anleihen etc.) und hätte fast einen gewissen Charme, würde Boll den Bogen nicht maßlos überspannen und eine Kampfszene zwischen Menschen und Zombies mal eben auf ununterbrochene fünf Minuten (Uncut-Fassung) ausdehnen.
Boll scheint das Videospiel gar nicht in einen Film verwandeln zu wollen, sondern macht eher einfach sein eigenes Videospiel, als Film getarnt. Ein unbeschwertes Multiplayer-Gemetzel, inklusive sich rot färbendem Bildschirm, wenn ein Mitspieler getötet wird und dadurch ausscheidet. Das mag eine halbwegs verständliche Intention sein, ist aber für Regie und Autor kein Freischein dafür, den ganzen Rest, der den Film zum Film macht – Einleitung, Dialog, Charaktere, Ende und überhaupt die ganze Handlung – nur stiefmütterlich zu behandeln und Defizite mit schlechten Witzen aufzuwiegen.
Es ist nicht ganz nachvollziehbar, warum die ursprüngliche Fassung von „House of the Dead“ in Deutschland indiziert wurde, denn durch den fehlenden Draht zwischen Publikum und den Agierenden bleibt man selbst bei den zeitweiligen Splatter-Orgien teilnahmslos. Der lächerliche Kontext schwächt die extreme Gewalt auf ein Minimum ab. Schließlich bleiben für den Zuschauer nur zwei Felsen in der Brandung – die der einen Hauptdarstellerin.
Immerhin scheint der Regisseur erkannt zu haben, dass „House of the Dead“ als Horrorfilm höchstens zu belächeln ist und hat ein paar Jahre später doch tatsächlich die sogenannte „Funny Version“ nachgereicht. Diese beinhaltet u.a. alternative Musik und Pop-Up-Sprechblasen mit lustigen Kommentaren, die immer wieder eingeblendet werden. Ob das Grundkonzept auf diese Weise besser zu ertragen ist, sei dahingestellt. Der sinnfreie „House of the Dead“ jedenfalls könnte für nachsichtige Fans des gleichnamigen Spiels spaßige Actionunterhaltung zum Hirnausschalten sein, ist aber für alle sonstigen Filmfreunde ein einziges Debakel. „House oft he Dead II“ soll übrigens deutlich besser sein, sicherlich nicht zuletzt weil Uwe Boll nichts mehr damit zu tun hatte.
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