Komm und sieh

Filmposter Komm und sieh

8.5/10

Originaltitel: Иди и смотри
UdSSR | 1985 | 146 Min. | FSK: ab 16
Drama, Kriegsfilm
Regie: Elem Germanowitsch Klimow
Drehbuch: Ales Adamowitsch, Elem Germanowitsch Klimow
Besetzung: Aleksei Kravchenko, Olga Mironova u.a.
Kinostart: 09.05.1986
DVD/Blu-Ray VÖ: 15.11.15/27.11.20

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Bilder © Bildstörung

Worum geht’s?

1943 im von den Nazis besetzten Weißrussland: Der junge Fljiora schließt sich gegen den Willen seiner Mutter den Partisanen an, die der Wehrmacht die Stirn bieten. Sein Stolz darüber, im Krieg dienen zu dürfen, entwickelt sich nach und nach zu purem Grauen.

Wie ist der Film?

Kriegsfilm, Antikriegsfilm, Horrorfilm – schon über die Einordnung von „Komm und sieh“ lässt sich streiten, weil er eben den Zweiten Weltkrieg auf eine ganz eigene Art und Weise behandelt. Die damals von Nazis zerstörten weißrussischen Dörfer, über die verhältnismäßig wenig gesprochen wird, bilden die Grundlage der Geschichte. Eine Geschichte, die kaum den Krieg selbst zeigt, sondern unerbittlich in das Leid eintaucht, das der Krieg mit sich bringt.

Szenenbild Komm und sieh„Komm und sieh“ hat nichts mit Hollywood zu tun, ist kein Unterhaltungsfilm und eher nur in cineastischen Fachkreisen bekannt, gilt dort aber als einer der besten Filme über Krieg aller Zeiten, zu Recht. Die beeindruckend geführte Kamera gleitet mitten durch das Elend und den Wahnsinn, stets aus der Perspektive eines Jungen, dem man bei der Traumatisierung zusieht. Der Hauptdarsteller war damals Laie, doch sein Spiel, vor allem seine Gesichtsausdrücke zeugen von einer beklemmenden Intensität. Bemerkenswert ausdrucksstark ist aber auch das gleichaltrige Mädchen, das den Jungen eine Zeit lang begleitet.

Stellenweise zeigt der Regisseur surreale Bilder, ja, geradezu eine groteske Komik im Kriegsszenario, was daran liegen mag, dass Elem Germanowitsch Klimow auch Satiriker war. Diese zunächst verwirrenden Elemente machen den Film letztlich nur noch realistischer, arbeiten die Facetten des Grauens heraus. Als letztes Puzzleteil sorgt auch die ausgeklügelte, teils zermürbende Tonkulisse dafür, dass das Publikum die Reise des Protagonisten mitfühlt, obwohl der Ton nur in Mono vorliegt (übrigens auch nur als OmU).

„Komm und sieh“ – benannt nach einer Bibelstelle über die Apokalypse – ist eine herausragend inszenierte, stark gespielte Aufarbeitung des (russischen) Traumas durch das Dritte Reich. Auch wenn der Film handlungsarm bleibt und sich im Mittelteil kleine Längen einschleichen: viele wuchtige Momente (etwa das Ende) überwiegen. Lange kämpfte Regisseur Klimow mit Zensur und konnte dieses, sein finales Filmprojekt mit einigen Jahren Verzögerung dann doch noch veröffentlichen, zum Glück. Die Brutalität, in die das Publikum hineingesogen wird, wirkt zu keiner Zeit glorifizierend oder selbstzweckhaft, sondern versprüht nur eine Kernbotschaft: ‚nie wieder!‘

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