Originaltitel: Rick and Morty
USA | seit 2013 | ca. 22 Min. | FSK: 16
Animation, Komödie
Idee: Justin Roiland, Dan Harmon
Drehbuch: Ryan Ridley, Tom Kauffman u.a.
Synchronisation: Justin Roiland / Kai Taschner, Tim Schwarzmaier u.a.
DVD/Blu-Ray VÖ: 21.10.16, 21.01.17, 31.08.18
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IMDb | Wikipedia
Bilder © Studio Hamburg
Worum geht’s?
Der geniale Wissenschaftler und Alkoholiker Rick wohnt seit kurzem bei seiner Tochter und deren Familie. Seinen Enkel Morty nimmt Rick immer wieder mit zu gefährlichen Abenteuern auf fremden Planeten und in bizarren Parallelwelten. Während Rick und Morty das Universum retten, versuchen die Eltern Beth und Jerry ihre Ehe zu retten.
Wie ist die Serie?
„Rick and Morty“ ist eine der fantasievollsten Serien unserer Galaxis, inspiriert durch bekannte Vorbilder. Die Prämisse von „Zurück in die Zukunft“ trifft auf Familiengeschichten à la „Die Simpsons“ und die Science-Fiction von „Futurama“. Heraus kam ein Sensationserfolg, der im Gegensatz zu den genannten Vorbildern nicht einmal ansatzweise für Kinder geeignet ist.
Die Serie schöpft die Möglichkeiten der Animationstechnik voll aus, indem sie die bizarrsten Wesen, Orte und Handlungen kreiert. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und die Macher beweisen immer wieder den Mut, Schnapsideen einfach durchzuziehen. Dabei findet „Rick and Morty“ eine beeindruckend gelungene Balance zwischen Furz-Witz und Philosophie. Die Geschichten leben nicht nur vom visuellen Overkill, sondern genauso von einem wunderbar derben, selbstironischen Humor, abgerundet mit einer sympathischen Prise Metaebene. Die Dialoge sind temporeich wie scharfsinnig (oft auch improvisiert), die Entwicklungen unvorhersehbar. All das generiert einen Unterhaltungswert, der seinesgleichen sucht.
Der Reiz liegt auch im Spannungsverhältnis zwischen dem Metaphysischen (Aliens, Parallelwelten) und dem Alltäglichen (kriselnde Ehe, Pubertät der Highschool-Teenies). So abgehoben es auch wird, „Rick and Morty“ bleibt stets menschlich. Die rund 22 Minuten pro Folge vergehen schnell, zumal jede ein neues, abgeschlossenes Abenteuer erzählt. Trotzdem – und das macht die Serie erst recht sympathisch – ist das große Ganze durchdacht, indem immer wieder Bezüge zu früheren Episoden hergestellt werden.
Bei Hauptfigur Morty fällt eine Inkonsistenz auf: Er ist als zurückgebliebener Verlierer angelegt, sagt dann aber ständig sehr kluge Dinge und bietet Rick die Stirn. Das liegt daran, dass die Schöpfer Justin Roiland und Dan Harmon („Community“) ihren Morty nach der ersten Präsentation nochmal überarbeiten mussten, weil der Sender Cartoon Network ein Sympathieproblem sah. Sei’s drum; das Hauptproblem in „Rick and Morty“ dreht sich vielmehr um Rick, so sympathisch der nihilistisch rülpsende Wissenschaftler auch ist.
Die größte Stärke der Serie ist zugleich ihre größte Schwäche: Alles, wirklich alles kann passieren. Rick ist praktisch allmächtig; wenn jemand stirbt, hat er auch dafür ‚Lösungen‘ und er arbeitet derart schnell, mit Ressourcen aus dem Nichts, dass man es schon bald nicht mehr nachvollziehen, sondern nur noch hinnehmen kann. Darunter leidet die emotionale Bindung an die präsentierten Konflikte. In gewisser Weise könnte „Rick and Morty“ mit mehr Grenzen also noch packender sein.
Letzten Endes probiert die Serie doch bloß immer wieder, möglichst verrückt zu sein, mit immer neuen Mindfuck-Variationen. Zum Staffelbeginn stets ambitioniert (2.1: „Geteilte Zeit ist halbe Zeit“, 4.3: „Der Heist-Meister“), später konzeptionell auch mal etwas faul (1.8: „Was wäre wenn“, 3.8: „Kopfkino“). Die ersten beiden Staffeln überzeugen zudem mit einem würdigen Finale, dagegen endet Staffel 3 ernüchternd. Generell hat sich die Grundidee nach zwei Staffeln bereits weitgehend erschöpft. Danach verstärkt sich ein gewisses Willkür-Empfinden und es gibt eigentlich nur noch absurde Highlights nach eigenem Geschmack herauszupicken, darunter sicherlich 3.3: „Gurken-Rick“. Dies betrifft ebenso die jüngste Staffel 4, die in zwei Blöcken mit Zwischenpause erscheint.
Als Ganzes betrachtet dreht sich „Rick and Morty“ im Kreis; dafür bieten die einzelnen Episoden unglaublich einfallsreiche und extrem kurzweilige Unterhaltung, voller WTF-Momente, cleverer Wortgefechte und Popkulturreferenzen. Spannend, dass eine derart zynische Serie so einen durchschlagenden Mainstream-Erfolg verzeichnet – bestimmt ein wichtiger Einfluss für künftige TV-Formate.
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