Buch, Hörbuch, Verfilmung – ein Vergleich

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Bild: Danny de Bruyne, Vassilis Kokkinidis, Harry Fodor

Film ist unmittelbar. Wir sehen, was wir sehen und hören, was wir hören. Neue Welten, fix und fertig zum Konsum. Film ist eine Kette der Entscheidungen. Die Regie und eine untergebene Crew legen fest, welche Gestaltungswerkzeuge wie zu welchem Zweck zum Zuge kommen. Film ist also bereits die Interpretation einer Geschichte. Ein großer Reiz an Filmen liegt darin, diese Interpretation zu bewerten, oder zumindest auf sich wirken zu lassen, zu fühlen.

Der Roman, quasi einer der Vorläufer des Films, ist eher eine bloße Anregung, abstrakt – Buchstaben eben. Das Spiel mit den Worten gibt bestimmte Richtungen vor, doch lässt das Buch viel mehr Raum für eigene Interpretation. Stichwort Kopfkino – man baut sich die Geschichte anhand einer Anleitung selbst. Ein richtiges Training fürs Gehirn. Im besten Fall die Sorte Training, die Spaß macht. Das Buch ist die wohl komplexeste, freieste Form des Erzählens. Es unterliegt keiner Längenvorgabe und muss nicht komprimieren.

Das Hörbuch vereint Elemente beider Kunstformen – Buch und Film –, ist es doch die Interpretation eines Textes durch eine Stimme. Nicht zu verwechseln mit dem Hörspiel („Die drei ???“) stellt das Hörbuch schlichtweg die Tonaufnahme einer Lesung dar. Lesen für Lesefaule, möchte man meinen, doch erlaubt es dem Kopfkino auch eine noch freiere Entfaltung, denn die Augen können geschlossen werden. Eine als unpassend empfundene Stimme kann die Entfaltung der Geschichte behindern, eine gute Stimme kann sie bereichern. Liest der Autor sein eigenes Werk, kann er seine Intention unterstreichen, schön zu hören von Hape Kerkeling in „Ich bin dann mal weg“ & Co.

Eine Buchverfilmung komprimiert in der Regel ihre Vorlage, doch Komprimierung ist nicht zwingend etwas Schlechtes. Auf der einen Seite verliert die filmische Interpretation oft gegen das zuvor gebaute, höchst persönliche Kopfkino. (So fiel der Film „Ich bin dann mal weg“ auch bei Kritik und Publikum durch.) Auf der anderen Seite gewähren Verfilmungen kreative neue Einblicke in eine Geschichte. Erscheint der Film vor dem Buch, subtrahiert die Filmverbuchung in der Regel ähnliche viele Erzähldetails, wie etwa subtile Mimik. „Er ist wieder da“, geschrieben von Timur Vermes, gelesen von Christoph Maria Herbst und verfilmt von David Wnendt ist aktuell wohl eines der besten Beispiele dafür, wie Buch, Hörbuch und Film ihre jeweils ganz eigenen Reize mitbringen.

Buch, Hörbuch, Film – wann zieht ihr welche Form des (Kopf-)Kinos vor?

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