Der Vorspann gehört zum Film wie das Popcorn zum Kino. Bei weißen Titeln auf schwarzem Grund möchte man manchmal am liebsten vorspulen. Doch es gibt auch Filme, die aus der Titelsequenz eine eigene Kunstform erschaffen. Schon zu Stummfilmzeiten nutzte man bestimmte Schriftarten und Musikstücke, um die Stimmung des Films zu etablieren und dessen Handlung anzudeuten. Über die Jahrzehnte häuften sich einige geniale Ideen, um die Texteinblendungen spannend zu gestalten.
01. Lord of War – Händler des Todes (2005)
Das satirische Drama mit Nicolas Cage als Waffenhändler brennt sich schon in den ersten Minuten ins Gedächtnis ein. Während die Namen von Cast und Crew erscheinen, folgen wir dem Weg einer Gewehrkugel von der Produktion bis zu ihrem traurigen Ziel, begleitet von Buffalo Springfields gesellschaftskritischem Song „For What It’s Worth“. Die Computeranimation sieht heute nicht mehr überzeugend aus, doch die Idee ist grandios und bringt den Zynismus der Hauptfigur auf den Punkt.
02. Catch Me If You Can (2002)
Klassisches Design in Anlehnung an die 50er und 60er Jahre (siehe Punkt 10 dieser Liste) trifft auf moderne Geschmeidigkeit und schafft eine Faszination, der man sich kaum entziehen kann. Raffinierte 2D-Animation lässt Text mit Figuren interagieren und nimmt die Filmhandlung schon vorweg. Die Eröffnung von Steven Spielbergs „Catch Me If You Can“ ist eigentlich ein eigener kleiner Film und macht mit John Williams‘ verheißungsvoller Musik große Lust auf das, was folgt.
03. Die nackte Kanone (1988)
Die Slapstick-Komödie „Die nackte Kanone“ parodiert Kriminalgeschichten und was auch immer den Autoren sonst noch einfiel. Folgerichtig lässt sich der Vorspann auch als Parodie auf Titelsequenzen begreifen. Wir fahren mit einem vermeintlichen Polizeiauto mit, das in bizarre Situationen gerät. Dass der ganze Film gnadenlos albern ist, macht diese Eröffnung unmissverständlich klar. Fortgeführt wurde das Konzept in „Die nackte Konen 2½“ (1991) und „Die nackte Kanone 33 ⅓“ (1994).
04. Verblendung (2011)
Über die Daseinsberechtigung von David Finchers „Verblendung“ lässt sich streiten, da die nur zwei Jahre zuvor erschienene schwedische Version stark genug ist. Eines muss man der US-Variante jedoch lassen: Sie startet mit einer unglaublich kraftvollen und ästhetischen Titelsequenz.
Dieser Listenplatz soll stellvertretend für mehrere Fincher-Filme stehen, denn auch „Sieben“ (1995) und „Fight Club“ (1999) überzeugen jeweils mit einem brillanten Vorspann.
05. Watchmen – Die Wächter (2011)
Es ist eine anspruchsvolle Comicroman-Adaption, mit der wir es zu tun haben, dementsprechend stylish fällt bereits die Titelsequenz aus. Das Intro von Zack Snyders „Watchmen“ erzählt seine eigene kleine Geschichte mit geschickt eingebetteter Schrift. Dazu noch Bob Dylan und das Publikum bekommt Gänsehaut, bevor es überhaupt richtig losgeht.
06. Zombieland (2009)
Metallica, Splatter und Superzeitlupe – kann es eine coolere Kombination geben!? Zu Beginn von „Zombieland“ werden wir mehr als gut auf eine abgedrehte Horrorkomödie eingestimmt. Pluspunkte gibt es für die Textanimation, die auf das grausige Zombietreiben reagiert. Wer von dieser Eröffnung nicht gepackt wird, ist wahrscheinlich untot.
07. Deadpool (2016)
Wenn jemand einen draufsetzt, dann Deadpool. Die Titelsequenz der erfolgreichen Comicverfilmung vereint ein parodistisches Element à la „Die nackte Kanone“ mit den Styles von „Watchmen“ und „Zombieland“ und platziert obendrein noch Meta-Witze über Hauptdarsteller Ryan Reynolds – das alles innerhalb von nur zwei unglaublich guten Minuten.
08. Napoleon Dynamite (2004)
Es muss nicht immer aus dem Computer kommen. „Napoleon Dynamite“ zeigt eine komplett handgemachte Titelsequenz, die reichlich Charme besitzt und perfekt zur kauzigen Art des Films passt. Eine äußerst kreative Abwechslung zum Hollywood-Bombast.
09. James Bond 007: Casino Royale (2006)
Die langlebige Filmreihe um den Doppelnullagenten hat ihre verspielten Titelsequenzen zum Markenzeichen gemacht. Fragt man nach der besten von allen, erhält man von Fans viele unterschiedliche Antworten. Doch eine der besten Eröffnungen liefert sicherlich „Casino Royale“, das furiose Bond-Comeback mit Daniel Craig in der Hauptrolle. Gesichtslose Figuren fliegen durch ihr eigenes, traumartiges Jackpot Casino voller Farben, Symbole und Gefahr. Ein kleines Meisterwerk.
10. Eine total, total verrückte Welt (1963)
Der Designer Saul Bass ist der König der Titelsequenzen. Durch seine Arbeit ab den 50er Jahren begann das Kinopublikum, den Vorspann bewusst zu erleben, statt im Popcorn-Geraschel zu ignorieren. Mit seinem markanten, wegweisenden Stil übersetzte Bass die Kernthemen eines Films in ein grafisches Konzept. Sein berühmtester Auftraggeber war Alfred Hitchcock. Der Vorspann zu „Eine total, total verrückte Welt“ steht hier auch nur stellvertretend für ein virtuoses Gesamtwerk.
Welche genialen Titelsequenzen wurden hier vergessen?
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