Originaltitel: Dredd
USA | 2012 | 96 Min. | FSK: ab 18
Science-Fiction, Action, Comicadaption
Regie: Pete Travis
Drehbuch: Alex Garland
Besetzung: Karl Urban, Olivia Thirlby, Lena Headey u.a.
Kinostart: 15.11.12
DVD/Blu-Ray VÖ: 19.04.13
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © Universum Film
Worum geht’s?
Mitten im verwüsteten Amerika der Zukunft liegt ‚Mega City One‘. Die einzigen Ordnungshüter in der von Kriminalität vergifteten Stadt sind die gnadenlosen ‚Judges‘. Judge Dredd, der gefürchtetste seiner Art, bekommt für einen Arbeitstag die neue Rekrutin Cassandra zur Seite gestellt, damit sie und ihre besonderen Kräfte sich bewähren können. Die beiden kämpfen gegen die Drogenbaronin ‚Ma-ma‘, die mit ihrer Bande über einen ganzen, hochhausförmigen Slum herrscht und diesen auch zu nutzen weiß.
Wie ist der Film?
Rau, reduziert und näher an der Vorlage erschleicht sich „Dredd“ ein fast durchgehend positives Kritikerecho, nachdem die Erstverfilmung der Comicfigur – „Judge Dredd“ (1995) – mit ihrer völlig anderen Geschichte für Unmut sorgte, weil sie sich zu schrill gab und Sylvester Stallone seinen Helm abnahm. Der neue Kino-Dredd lässt seinen Helm an, genau wie es die Comics wollten. Und dafür soll man jetzt applaudieren?
„Dredd“ verankert den Schauplatz mehr in der Realität als der Vorgänger – wie mittlerweile quasi jedes Remake – und beschränkt sich bei der Wahl von Zeit und Ort auf einen Tag und einen Wohnkomplex. Schön geradlinig durchballern. Dass im Vergleich zur 90er-Version nur die Hälfte des Budgets zur Verfügung stand, ist ganz bestimmt nur Zufall und kam den Machern ganz bestimmt ohnehin gelegen, weil weniger ja mehr ist. Weil die Neuverfilmung nicht nur billiger aussieht, sondern auch billiger ist, versteckt sie sich hinter zelebrierter Gewalt und plakativen Superzeitlupen in 3D. Gerne wird darin eine Anlehnung an Paul Verhoeven („RoboCop“) hineininterpretiert, doch dafür braucht man schon die rosarote Brille, oder die Tönung des albernen Judge-Helms.
Um die Effekthascherei herum schmiert Drehbuchautor Alex Garland, der mit „28 Days Later“ und „Sunshine“ eigentlich viel Potential bewies, unmotivierte, pseudocoole Dialoge und einen zu stark an „The Raid“ erinnernden Plot, der so stumpf ist, dass man sich wenigstens Martial Arts-Kämpfe herbeiwünscht. Stattdessen machen protzige Waffen kurzen Prozess. Wer dabei draufgeht, spielt keine Rolle. Knarren statt Konturen ist die Devise, und das auch noch ernst gemeint. Nach einem doppelten Boden oder sonstigen Überraschungen sucht man vergebens.
Schon mit der Prämisse stellt „Dredd“ sich selbst ein Bein: Während knackige Bandenkämpfe im Hochhaus immerhin Pepp und Schauwerte liefern würden, rennt dieser eine fähige Gesetzeshüter mit zwei Klötzen am Bein vor der kriminellen Überzahl davon. Der verhaftete Handlanger (Wood Harris, „The Wire“) und die gedankenlesende Schlaftablette (Olivia Thirlby, „Darkest Hour“) halten in gemeinsamen Szenen für optische Spielereien hin, sind ansonsten aber in erster Linie Ballast. Der weibliche Reißbrettbösewicht (Lena Headey, „300“) kann da auch nichts mehr ausrichten, und dass dem Mund von Karl Urban („Priest“) schauspielerisch wenig abverlangt wird, bedarf wohl keiner Extraerwähnung.
Begleitet von monoton wabernder Elektromusik arbeitet ein kaum vorhandener Spannungsbogen auf Höhepunkte hin, die gar keine sind, um am Ende fast schon schulterzuckend festzustellen, dass die Welt immer noch ein Dreckloch ist, nur um einige Leichen reicher. Ja, die ‚Slo-Mo‘-Sequenzen inklusive unappetitlicher Verletzungsakte zeugen von einer gewissen Faszination sowie makabrem Humor und rufen ins Gedächtnis, warum man 3D-Zuschlag bezahlt hat, doch ein Film kann sich nicht ernsthaft darauf stützen. Das muss „Dredd“, denn darüber hinaus leidet dieses Sparpaket-Remake unter einer selten hohlen, lieblos erklärten, vor sich hin dümpelnden Handlung und mal mehr, mal weniger wortwörtlich gesichtslosen Charakteren. Düsternis und Härte, schön und gut, aber dann doch lieber die spaßige Variante von damals, selbst wenn sie dem Comic nicht gerecht wird.
Interessant – und schön – dass Geschmäcker so verschieden sind. Bei “der Konkurrenz” hat der Film mit 4.5 von 5 Punkten extrem gut abgeschnitten: http://www.fuenf-filmfreunde.de/2012/11/14/reviews-dredd-3d-cloud-atlas-argo-die-qual-der-wahl-inbred-reviews/
Und auch bei IMDB steht die 7,6 für eine recht gute Bewertung für einen simplem Action-Film. Im gegensatz zu den 5,1 für den Judge Dredd mit Sly.
Werde mir aber, wie es sich gehört, ein eigenes Bild machen. 🙂
Im ersten Satz meiner Kritik habe ich ja schon erklärt, dass die überwältigende Mehrheit einen anderen Eindruck hat als ich. Da braucht es dann keine expliziete Werbung für andere „Anbieter“ mehr.
Fand ich erstaunlich gut und konsequent. Dredd ist nicht besser als die anderen und das Gesetz bedeutet gar nichts.