Originaltitel: The Devil’s Rejects
USA | 2005 | 109 Min. | FSK: ab 18
Horror, Splatter
Regie: Rob Zombie
Drehbuch: Rob Zombie
Besetzung: Sid Haig, Bill Moseley, Sheri Moon Zombie, William Forsythe, Ken Foree u.a.
Kinostart: 01.12.05
DVD/Blu-Ray VÖ: 07.04.06/08.05.09
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Bild © Sunfilm / Tiberius Film
Worum geht’s?
Im Mai 1978 kommt die Polizei der psychopathischen Familie Firefly endlich auf die Schliche und stürmt deren Farm, auf der sich unzählige bizarre Folterungen und Morde abspielten. Die beiden Familienmitglieder Baby und Otis können entwischen und flüchten gemeinsam mit dem Clown Captain Spaulding, der ebenfalls in die Mordserie verwickelt ist. Sheriff John Quincey Wydell startet seine ganz eigene Jagd auf das Trio, denn die Fireflys haben seinen Bruder auf dem Gewissen.
Wie ist der Film?
Wenn „Haus der 1000 Leichen“ ein bizarrer Albtraum ist, stellt „The Devil’s Rejects“ das böse Erwachen dar. Eine derart konsequent andersartige Fortsetzung muss Rob Zombie erst einmal jemand nachmachen. „The Devil’s Rejects“ mischt die Karten trotz gleicher Hauptfiguren völlig neu und wird somit zu einem der interessantesten zweiten Teile der Horrorfilmgeschichte. Wie der Regisseur und Autor seine psychopathischen Charaktere plötzlich in einen bodenständigen, ernsthafteren Grundton einbettet und vermenschlicht, ist ein bemerkenswert mutiges wie authentisch geratenes Experiment.
Das bereits bekannte, im Handlungsmittelpunkt stehende Trio, bestehend aus Sid Haig, Sheri Moon Zombie sowie Bill Moseley, blüht hier erst richtig auf und legt verschiedene Facetten an den Tag. Genrefans freut auch das Auftauchen von Ken Foree („Zombie – Dawn of the Dead“), Danny Trejo („From Dusk Till Dawn“) und Michael Berryman („Hügel der blutigen Augen“) in Nebenrollen – mehr als nur illustre Gastauftritte, nämlich stimmig besetzt. William Forsythe gibt gekonnt den coolen Sheriff mit Rachegelüsten. Das spannendste dabei: Im fortgeschrittenen Verlauf löst Rob Zombie die Verteilung von Gut und Böse völlig auf und verwischt alles zu einer regelrecht nachdenklich stimmenden Grauzone. Das Spiel mit den Figuren und den Publikumsemotionen für ebendiese ist ein besonderer Reiz an „The Devil’s Rejects“.
In seinem zweiten Spielfilm verzichtet Zombie weitgehend auf Schnitt- und Farbfilter-Exzesse; trotzdem zeichnet sich „The Devil’s Rejects“ durch formelle Kreativität aus. Dazu gehört auch der famose Soundtrack-Einsatz, diesmal nur mit externen Beiträgen aus den Sparten Rock, Country und Blues, die ganz den Geist der 70er atmen, in welchen der Film spielt. Als Höhepunkt hervorzuheben ist die selten coole, von Lynyrd Skynyrd begleitete Schlussszene, die „Butch Cassidy und Sundance Kid“ sowie „Bonnie und Clyde“ einen glorreichen Tribut zollt.
Obwohl sich „The Devil’s Rejects“ wesentlich reifer als der Vorgänger gibt, ist der Film nicht gleich auch wesentlich gehaltvoller, lediglich zugänglicher. Über kleine Zügellosigkeiten wie das Overacting von Leslie Easterbrook als neue Mutter Firefly und die lächerlich vielen Nahaufnahmen von Sheri Moons Hintern gilt es, hinwegzusehen. Es bleibt eine im Kern einfache Anlehnung an die rund 30 Jahre zuvor erschienen Exploitationfilme, nur mit ganz anderem Ansatz – als grimmiger Schrecken unter gleißendem Sonnenlicht und erfrischend ambivalenten Charakteren. Die meisten werden ihren klaren Favoriten haben, aber „Haus der 1000 Leichen“ und „The Devil’s Rejects“ ergänzen sich auch sehr gut. Daumen hoch für ein in so vielen Belangen überraschendes Double Feature.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar