Das Fenster zum Hof

Filmposter Das Fenster zum Hof

8.5/10

Originaltitel: Rear Window
USA | 1954 | 112 Min. | FSK: ab 12
Krimi
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: John Michael Hayes
Besetzung: James Steward, Grace Kelly, Thelma Ritter u.a.
Kinostart: 08.04.55
DVD/Blu-Ray VÖ: 03.02.03

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

Ein abenteuerlustiger Pressefotograf ist durch ein gebrochenes Bein für über einen Monat an den Rollstuhl gebunden und hat nichts zu tun, als von seiner Zweizimmerwohnung aus durch das Hinterhof-Fenster das Treiben der Nachbarn zu beobachten. Bald glaubt er, aufgrund des höchst verdächtigen Verhaltens des Herrn von gegenüber, einem Mörder auf der Spur zu sein. Seine Geliebte, seine Krankenpflegerin und sein Freund von der Polizei tun den Verdacht zunächst als Spinnerei ab, werden schließlich aber ebenfalls misstrauisch.

Wie ist der Film?

„Das Fenster zum Hof“, inspiriert von einer Kurzgeschichte, zieht den Zuschauer auf eine spezielle Art in seinen Bann. Man setzt sich praktisch neben die Hauptfigur, man wird fast zur Hauptfigur und damit zum Voyeur, und nimmt die gleiche Schuld wie der Protagonist auf sich. Das ist der Reiz des Films. Dafür ließ Hitchcock mit einer sensationellen Detailverliebtheit im Studio eine schnuckelige Innenhof-Kulisse bauen, die dank beigefügter Straßengeräusche echt wirkt und einen tatsächlich vergessen lässt, dass die Kamera bis zum Finale nur von einem einzigen Zimmer aus die Geschichte bebildert.

Neben dem grandiosen Bühnenbild und der lebhaften Musik sind es die sympathischen Schauspieler, die bei der simplen Grundidee eine aufkommende Eintönigkeit im Keim ersticken. James Steward hat als Hauptfigur im moralischen Zwiespalt so einige Ecken und Kanten, bleibt aber immer nachvollziehbar. Grace Kelly wurde hier mit einer überzeugenderen und tiefergehenden Rolle ausgestattet als im vorangegangenen „Bei Anruf: Mord“, worin sie gekonnt verschiedene Eigenschaften entfaltet. Ein weiterer Höhepunkt ist Thelma Ritter, die als Pflegerin mit trockenem Sarkasmus die Geschehnisse kommentiert. Die Dialoge, voll von subtilem Witz, wissen in diesem Hitchcock besonders zu gefallen.

Zwar liegen Spannung und Beklemmung lange nicht so deutlich in der Luft wie in einigen anderen Hitchcock-Thrillern, doch zählt hier eben die Grundidee und deren reichhaltige Hintergründe. Die Auflösung des Krimis gibt weniger her als man es erwarten darf, dafür aber bildet die letzte Einstellung einen eleganten und erneut humorvollen Schluss des Kreises. „Das Fenster zum Hof“ ist eine gewitzte psychologische Studie, reich an Interpretationsmöglichkeiten und gleichzeitig auch einfach nur ein netter Thriller mit Humor. Brillant bebildert, einfach originell und ohne Durchhänger unterhaltsam.

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4 Kommentare

  1. Der Klassiker von Alfred Hitchcock (keine Zeit für ein Cameo des Masters of Suspense!) geht heute eventuell noch als Attraktion für einem Kindergeburtstag durch. Zu schön aufbereitet sind alle Detailfakten wie Perlen auf einer Schnur. Es darf mitgeraten werden. Am Ende weiß man gar nicht, was der grimmig dreiblickend Thorwald (Raymond Burr) genau getan hat. Der Held der Gerichtsserie hat als Perry Mason in den 50er und 60er Jahren jede Woche mehrere hundertmal einen schier unlösbaren Fall mit Erfolg verteidigt. Hier glaubt sein Nachbar James Stewart, dass er seine Frau ermordet und zerstückelt abtransportiert hat. Freundin, Society Girl, Grace Kelly, und Krankenpflegerin Selma Ritter helfen ihm dabei. James Stewart ist mit seinem Gipsbein an den Rollstuhl gebunden und beobachtet Sonderbares in der Wohnung gegenüber. Den Bilderbuchhof grast immer wieder eine neugierige Kamera ab. Der Zuschauer lernt sie alle der Reihe nach kennen: das attraktive Ballettgirl ‘Miss Torso‘ (Georgine Darcy), den Pianisten, die einsame ältere Dame mittleren Alters oder das Ehepaar mit Yorkshire Terrier, der via Körbchen am Seil zum Gassigehen geschickt wird.
    Sie alle werden in die Handlung mit einbezogen. Als im Finale der finstere Thorwald in James Stewarts Wohnung kommt, attackiert der Fotograf ihn mit seinem Blitzlicht. 1954 kam der grelle Blitz noch aus einem Einwegbirnchen. Die neugierige Kamera verabschiedet sich mit einem letzten Rundgang, wobei der Pianist auf das Einsame Herz trifft und James Stewart mit zwei Gipsbeinen im Rollstuhl sitzt. Kultig.

  2. Nur mal ein kleiner Hinweis an Martin Zopick: ich finde die Inhaltsangabe auch ganz nett, aber man sollte dann doch Cast-Namen richtig schreiben. Die Darstellerin der Krankenpflegerin heisst nicht Selma…sondern…Thelma, gelle? Schon ein kleiner Untschied..

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