Originaltitel: Blackfish
USA | 2013 | 83 Min. | FSK: ab 12
Dokumentation
Regie: Gabriela Cowperthwaite
Drehbuch: Gabriela Cowperthwaite, Eli Despres, Tim Zimmermann
Kinostart: 07.11.13
DVD/Blu-Ray VÖ: 27.02.14
Links zum Film:
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Worum geht’s?
2010 wird Dawn Brancheau, Mitarbeiterin des Erlebnisparks SeaWorld, von einem Schwertwal – auch bekannt als Orca oder Killerwal – gepackt, ins Wasser gezogen und getötet. Offizielle Stellungnahmen finden fadenscheinige Begründungen für die Tragödie um die erfahrene Trainerin. Ein Anlass, um die Geschichte des verantwortlichen Wals namens Tilikum zu erzählen und die Lebensbedingungen der gefangenen Meeresriesen genau unter die Lupe zu nehmen.
Wie ist der Film?
Fiktive Spielfilme haben je nach Genre ganz klare Ziele, in erster Linie pure Unterhaltung; die Ansprüche an Dokumentarfilme jedoch müssen immer wieder neu festgelegt werden. An dieser Stelle soll Folgendes gelten: Dokumentarfilme sind kein Wettbewerb, wer das erschütterndste Ereignis aufdeckt, sondern immer noch Filme, die ansprechend gestaltet, packend und obendrein informativ, nicht aber allzu manipulativ sein sollen. „Blackfish“ gelingt diese Gratwanderung einfach hervorragend.
In der Filmpreissaison 2014 wird es für alle anderen Dokumentationen schwierig werden, an den gefeierten „The Act of Killing“ heranzukommen. Aber „Blackfish“ ist durch seine sehr kurzweilige und einfühlsame Machart auf seine Weise ein Gewinner. Diese zweite abendfüllende Dokumentation von der ansonsten für das Fernsehen tätigen Regisseurin Gabriela Cowperthwaite ist ein Film, dem man am Ende gern noch länger zugesehen hätte. Zugegeben: Er ist auch einfach sehr kurz, dafür aber auf den Punkt gebracht.
Die Vielzahl engagierter Interviewpartner, Jeff Beals gefühlvolle, aber nicht kitschige Musik und allgemein die Aufnahmen dieser majestätischen Kreaturen, um die es hier geht, erlauben eine starke emotionale Bindung zur Geschichte. Das Ass im Ärmel sind schließlich die Originalbilder von Walangriffen auf Menschen, die Cowperthwaite zwar nicht reißerisch, aber mit einem intensiven Spannungsaufbau präsentiert. In den Momenten, in denen Mensch und Tier mit tragischem Ausgang aufeinandertreffen, geht „Blackfish“ einem sehr nahe, denn dann kommt alles zusammen – Täter und Opfer, wobei beide Parteien beides in einem sind, wie wir durch den Film lernen. Gibt es zu einem wichtigen Ereignis mal kein Bildmaterial, findet „Blackfish“ stets eine kreative grafische Lösung.
2009 erzählte die mit dem Oscar bedachte Dokumentation „Die Bucht“ eine ähnliche Geschichte, nur über Delfine statt Wale. Es ist letztlich Geschmackssache, welcher der beiden Filme besser gefällt. Als Vorteil von „Blackfish“ kann genannt werden: „Blackfish“ ist reduzierter, klarer, leichter zu goutieren und dadurch auch besonders einnehmend. Vorwerfen kann man dem Film die einseitige Darstellung von SeaWorld als Bösewicht, zumal die zahlreichen Hilfsprogramme für Tiere, die der Themenpark ins Leben rief, unterschlagen werden. Allerdings stünde SeaWorld andernfalls auch nur mit einer Doppelmoral da. „Blackfish“ ist eine ästhetische, packende Dokumentation, die das Bewusstsein für die Rollen von Mensch und Tier auf der Erde schärft. Aufklärungsarbeit der spannendsten Sorte.
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