Originaltitel: Nebraska
USA | 2013 | 115 Min. | FSK: ab 6
Komödie, Drama
Regie: Alexander Payne
Drehbuch: Bob Nelson
Besetzung: Bruce Dern, Will Forte, June Squibb u.a.
Kinostart: 16.01.14
DVD/Blu-Ray VÖ: 30.05.14
Links zum Film:
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Bilder © Paramount
Worum geht’s?
Woody Grant fällt auf einen Werbebrief herein. Im Glauben, eine Million Dollar gewonnen zu haben, hat der alte Mann nur noch ein Ziel: von Billings, Montana nach Lincoln, Nebraska zu gelangen, um dort das Geld abzuholen. Woodys jüngster Sohn David kann ihm den Plan auch nicht ausreden und beschließt daher, mitzuspielen und Richtung Nebraska zu fahren, um mit seinem Vater Zeit zu verbringen. Auf dem Weg sorgen die beiden in Woodys altem Heimatort Hawthorne für Aufsehen.
Wie ist der Film?
Was fangen wir eigentlich mit unserem Leben an, welches Leben liegt hinter uns und mit wem wollen wir unser Leben verbringen? Darüber sinniert die Familiengeschichte „Nebraska“ auf eine höchst herzerwärmende, urkomische und authentische Weise. Ähnlich wie in seinem Vorgängerfilm „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“, wo das Urlaubsparadies Hawaii vom Alltag eingeholt wird, zelebriert Regisseur Alexander Payne im titelgebenden Bundestaat Nebraska den Charme der lebensnahen Nüchternheit.
Wem sich wirklich überhaupt nicht erschließt, warum „Nebraska“ gänzlich schwarzweiß ist, der wird den Reiz dieser Filmperle auch nicht voll auskosten können, dabei ist der Grund recht naheliegend: Die Schauplätze sowie die dort lebenden Menschen haben ihre Glanzzeiten überlebt und entsprechend ihre Farbe verloren – es gibt nicht mehr viel zu tun, außer herumzusitzen. Doch weil in diesen alten Heimatorten die Wurzeln des eigenen Seins verborgen liegen, die Dinge und Menschen, die den eigenen Lebensweg mitbestimmten, wohnt ihnen in all ihrer Trivialität auch eine gewisse Poesie inne, wie sie die farblose, sauber geführte Kamera nicht besser hätte einfangen können.
„Nebraska“ besitzt ein außerordentlich feines Gespür dafür, was Melancholie von Tristesse und was witzige Figuren von Karikaturen trennt. Leicht könnten die grauen Landschaften deprimierend geraten, doch sie bleiben auf ihre Art immer schön und nachdenklich stimmend. Fast treibt es das Drehbuch mit derben Sprüchen und ulkigen Situationen zu weit, bleibt aber letztlich stimmig und glaubhaft. Die Mischung aus Wehmut und Humor ist schlichtweg bezaubernd. „Nebraska“ ist urkomisch, das aber meist auf eine elegant-unterschwellige Art.
Schauspielerische Meisterleistungen sind in „Nebraska“ weniger zu erwarten, auch wenn Altstar Bruce Dern als leicht seniler Sturkopf großartig ist und Komödienspezialist Will Forte als sympathischer Verlierer mit ungeahnten Nuancen glänzt. Vielmehr gibt es einfach sehr dankbare Rollen, denn das Drehbuch versorgt das Ensemble mit geschliffenen Dialogen, die den Irrsinn des Lebens glänzend auf den Punkt bringen. „Nebraska“ ist wohl Alexander Paynes schönster Film – und seine bis dato einzige Regiearbeit, für die er das Drehbuch nicht selbst schrieb. Trotzdem passt das Vater-Sohn-Abenteuer gut in seine Filmografie.
Obwohl von Anfang an klar ist, dass Woody keine Million gewonnen hat, bleibt seine Reise spannend und erhält mit jedem Zwischenstopp mehr Bedeutung – was will man bei einem Roadmovie mehr? Von den Bildern über das Drehbuch bis hin bis zum Soundtrack ist „Nebraska“ kauzig wie bewegend und zeigt ganz ohne Kitsch, aber doch mit viel Herz, worin die wahren Gewinne des Lebens bestehen.
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