Der Deutsche Film genießt (auch) in seinem Herkunftsland keinen guten Ruf, verglichen mit den omnipräsenten US-Produktionen. Deutsche Filme werden häufig als minderwertig abgetan. Ein Trugschluss. Was ist mit „Absolute Giganten“? „Shoppen“? „Auf der anderen Seite“? So viele Perlen – oft klein, aber fein – kursieren da draußen, doch bevor sie größere Bekanntheit erlangen, fällt aus dem Publikum der häufig gehörte Satz „Ich mag keine deutschen Filme“. Wie kommt es zu dieser verallgemeinerten Annahme? Und was ist in diesem Fall eigentlich mit „deutsche Filme“ gemeint?
Es gibt die berüchtigten wie erfolgreichen Schweiger-/Schweighöfer-Romanzen, an denen sich die Geister scheiden. Viele Deutsche denken hingegen als erstes an semispektakuläre Fernsehkrimis, die jede Woche für die Öffentlich-Rechtlichen produziert werden. Oder aber an die ganz großen Kassenschlager-Komödien von Otto Waalkes, später Michael ‚Bully‘ Herbig und jüngst Bora Dagtekin („Türkisch für Anfänger“, „Fack ju Göhte“). Vielleicht ist es stattdessen die x-te Aufarbeitung der Nazizeit, welche die Lust auf heimische Produktionen verdirbt. Möglicherweise herrscht in den Köpfen auch das Bild von langatmigen, verschrobenen Kunstfilmen, die nur für Intellektuelle gemacht scheinen, wenn es um den Begriff ‚deutsches Kino‘ geht.
Fest steht: Verallgemeinern wird dem Thema nicht gerecht. Deutscher Film ist nicht gleich deutscher Film. Doch was sind die häufigsten Gründe für dessen Ablehnung? Das vom dominanten Hollywood verwöhnte Publikum bemängelt an deutschen Filmen geringe Produktionsstandards, einen ‚billigen‘ Look, oder schlichtweg schlechtes Schauspiel. Doch das ist in erster Linie eine Frage der Sehgewohnheiten. Immerhin treffen hiesige Multiplex-Ketten für ihr Programm eine harte Vorauswahl, in die es selten etwas anderes als sogenanntes Blockbuster- beziehungsweise Popcornkino hineinschafft. Und die Gunst der breiten Masse gewinnen zunächst die Filme mit den teuersten Marketingkampagnen, nicht etwa die kreativsten Ideen.
In den 20er Jahren, als das Medium Film noch in den Kinderschuhen steckte, galt Deutschland als international führende Traumfabrik. Erst später liefen ferne Nationen uns den Rang ab. Seither orientieren sich deutsche Filme tendenziell am Hollywood-Vorbild. Doch am stärksten sind deutsche Produktionen vielleicht doch dann, wenn sie ganz konkret deutsche Geschichten erzählen, statt einen fremden Kulturkreis nachzuahmen. Andreas Dresen etwa („Wolke 9“, „Halt auf freier Strecke“) gelingt dieses Kunststück immer wieder, auch ohne Nazi-/Stasi-Rückblick. Während innerhalb Europas das Trocken-Britische, das Spritzig-Französische und das Makaber-Skandinavische Anklang finden, muss doch auch das Deutsche irgendwo seinen Charme besitzen.
Dass Deutschland, speziell die Hauptstadt Berlin, auf viele Filmschaffende reichlich Faszination ausübt, zeigt sich in ausländischen Werken wie etwa „Possession“ oder „Wer ist Hanna?“ ebenso wie in „Lola Rennt“ oder „Oh Boy“. Schön, dass es sogar einen Berlin-Film-Shop gibt, der dieser Gattung Tribut zollt. Es lohnt sich eben, auch mal das kleine Programmkino aufzusuchen und Namen wie Murnau, Fassbinder oder Herzog zu recherchieren. Die schönsten Filme kommen nicht immer von alleine. Man muss sie suchen. Und so ein Schatz wirkt umso wertvoller, wenn man ihn selbst entdeckt hat. Warum nicht im eigenen Land mit dem Buddeln beginnen?
Nicht schlecht in Worte gefasst. Ich weiß manchmal selber nicht was ich vom deutschen Film halten soll. Einerseits hat man schon so viel Müll gesehen, aber andererseits sind da auch die Perlen, wie eben “Oh Boy” oder auch “Vincent will Meer” die es mir angetan haben. Und auch an gute deutsche Schauspieler wie Karoline Herfurth, Florian David Fitz oder Frederick Lau habe ich mich immer mehr gewöhnt. Es wird wohl trotzdem noch ein bisschen Zeit brauchen, bis ich mir einen deutschen Film ansehen kann, ohne erstmal etwas sekeptisch zu sein.