Originaltitel: Nattevagten
DK | 1994 | 107 Min. | FSK: ab 16
Thriller, Horror
Regie: Ole Bornedal
Drehbuch: Ole Bornedal
Besetzung: Nikolaj Coster-Waldau, Sofie Gråbøl, Kim Bodnia u.a.
Kinostart: 02.02.95
DVD/Blu-Ray VÖ: 22.04.03/21.08.14
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Bilder © STUDIOCANAL
Worum geht’s?
Student Martin brockt sich Beziehungsprobleme ein, weil ihm sein bester Freund Jens ständig Flausen in den Kopf setzt. Um das Studium zu finanzieren, übernimmt er die Nachtwache in der Pathologie-Abteilung eines Krankenhauses. Gruseliger Höhepunkt der einsamen Rundgänge ist die Leichenhalle, wo die Opfer eines aktuell gesuchten Serienmörders liegen. Schließlich wird Jens mit in die Tätersuche verwickelt.
Wie ist der Film?
Ole Bornedals Erstling „Nightwatch“ gehört zu den beliebtesten dänischen Filmen aller Zeiten, und dennoch schlummern in diesem Überraschungserfolg viele verschenkte Chancen. Die tolle Grundidee vom Nachtwächter im verlassenen Krankenhaus eröffnet einen fantastischen Spielplatz, um dem Publikum einen Schauer nach dem anderen über den Rücken zu jagen. Stattdessen hält sich Bornedal mit deplatzierten Komik-Elementen auf.
Es ist nichts dagegen einzuwenden, unheimliche und witzige Zutaten zu vermischen – wenn dabei eine stringente Geschichte herauskommt. „Nightwatch“ allerdings springt ziellos zwischen den Genres hin und her und bremst sich selbst. Der Humor fällt entweder platt-pubertär oder bemüht selbstreferenziell aus. Aus Skandinavien ist man Feinsinnigeres gewohnt. Parallel beweist der Regisseur ein solides Gespür für Spannungserzeugung und punktet mit diversen beklemmenden Momenten. Schade, dass er den Thriller-Aspekt nicht weiter ausbaut.
Hauptdarsteller Nikolaj Coster-Waldau (später: „Game of Thrones“) spielt charmant gegen seine teils befremdlichen Dialogzeilen an und zeigt in einer unglaublich überflüssigen Nackt-Einstellung seinen Penis. Kim Bodnia (später: „In China essen sie Hunde“) etabliert hier seine Paraderolle des enervierenden Arschlochs und lenkt unnötig oft vom Hauptgeschehen ab. Alle weiteren Figuren bleiben blass, sodass ein heiteres Ratespiel für die Tätersuche ausbleibt. Die Auflösung des Mörder-Rätsels wirkt schließlich wenig durchdacht. Für die versöhnliche Schlussszene vergreift sich Bornedal dann gleich nochmal im Ton. Achtung: jegliche Schwäche des Films wird durch die deutsche Synchronisation noch verstärkt.
„Nightwatch – Nachtwache“ erweist sich als gewöhnungsbedürftiges Experiment. In den guten Momenten ein böser Horror-Thriller, in den weniger guten eine frauenfeindliche Kumpel-Komödie. Angesichts dessen eine durchaus interessante Idee, dass Bornedal den Film drei Jahre später mit Hauptdarsteller Ewan McGregor in den USA noch einmal neu drehte. Leider mit mäßigem Erfolg.
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