Originaltitel: The Sopranos
USA | 1999–2007 | ca. 55 Min. | FSK: ab 16
Drama, Krimi
Idee: David Chase
Drehbuch: David Chase, Terence Winter u.a.
Besetzung: James Gandolfini, Lorraine Bracco, Edie Falco, Michael Imperioli, Dominic Chianese, Steven Van Zandt u.a.
DVD/Blu-Ray VÖ: 16.05.08/23.10.14
Links zur Serie:
IMDb | Wikipedia
Bilder © Warner Home Video Germany
Worum geht’s?
Der Italoamerikaner Anthony „Tony“ Soprano steigt zum Boss einer kriminellen Organisation in New Jersey auf. Seine Frau Carmela, Tochter Meadow und Sohn A.J. können seine Mafia-Tätigkeiten nur erahnen. Weil ihn geschäftliche sowie private Probleme zunehmend belasten, erleidet Tony Panikattacken. Daraufhin wendet er sich heimlich an die Psychiaterin Dr. Jennifer Melfi.
Wie ist die Serie?
Mit „Six Feet Under“, „The Wire“, „The Shield“ & Co begann Anfang der Nullerjahre der Boom romanhafter Drama-Fernsehserien, an welchem David Chase eine erhebliche Mitschuld tragen dürfte. Chase, eigentlich ein Filmemacher, schickte 1999 über HBO „Die Sopranos“ ins Rennen und sorgte für eine narrative TV-Revolution. Die Serie nimmt sich den Luxus, zu atmen, sich langsam zu entfalten und sich nicht der Emotionserzeugung zu unterwerfen.
Eine Mischung aus Mafia-Krimi à la „GoodFellas“ und den Problemen moderner Familien machte „Die Sopranos“ in den USA zum sofortigen Hit; etwas verspätet auch im Rest der Welt. Doch das Geheimnis sind keine Cliffhanger, und auch nur selten kommt es auf inszenatorische Spielereien an. Diese Serie funktioniert nur, wenn man die herausragenden Dialoge und Schauspielleistungen zu schätzen weiß. Der Ehekrach ab der Episode „Whitecaps“ etwa besitzt eine Authentizität, die durch Mark und Bein geht.
Chase etabliert seine Figuren unscheinbar und sorgfältig, sodass man ihnen schrittweise, praktisch unbemerkt verfällt. Dazu braucht es kaum Rückblenden, nur einen natürlichen Gesprächsfluss. Wiederkehrende Floskeln, schmutziger Witz und für damalige Verhältnisse beachtlich viele Kraftausdrücke verleihen der Serie wichtige Markenzeichen. Wie Bonbons streuen die Autoren schließlich Gewaltspitzen ein, die wunderbar aufrüttelnd wirken. Nebenfiguren kommen und gehen auf diese Weise – und manchmal werden auch zentrale Charaktere dem Publikum entrissen.
Ein besonderer Anstrich entsteht durch die durchdachte Songauswahl, die Eigenkompositionen vollständig ersetzt. Außerdem leisten die extravaganten Gangster-Outfits und die Inneneinrichtungen der obersten Mittelschicht entscheidende Beiträge zur Atmosphäre. Die Mafiosi leben in ihrer eigenen Welt. Andererseits sorgen die Schauplätze rund um New Jersey für Lebensnähe.
„Die Sopranos“ erzählt folgenübergreifend eine große Geschichte über Familie, Freundschaft, Dominanz und Schwäche, jedoch erhält jede Episode ihr eigenes kleines Thema. Ein schwarzhumoriger Höhepunkt ist „Pine Barrens“ (Staffel 3, Folge 11), in dem sich Tonys Schergen Christopher und Paulie in einem verschneiten Wald verirren. Als Highlight muss auch „College“ (Staffel 1, Folge 5) erwähnt werden. Jene Episode bringt den Kontrast von Tonys Rollen als Vater und Mörder auf den Punkt, während seine Frau Carmela ausgerechnet einem Priester näherkommt.
In der sechsten und letzten Staffel schleichen sich in puncto Unfälle und On-Off-Beziehungen Wiederholungen ein; die Handlung beginnt, sich im Kreis zu drehen. Glücklicherweise steht dann auch bald das Finale an und es kommt zum heißdiskutierten Ende. Je länger man darüber nachdenkt, desto sinnvoller erscheint der Abschluss, den David Chase nach 86 Episoden wählte und in dem er nochmal die eigenen, unangepassten Prioritäten seines Werks betont.
„Die Sopranos“ ist keine durchgehend packende Serie und benötigt gewisse Anlaufzeiten, besticht aber durch immense Drehbuch-Qualitäten mit vielen intensiven Momenten und eine grandiose Besetzung, angeführt vom hochcharismatischen James Gandolfini (2013 leider verstorben). Genussfernsehen eben – der teure Rotwein unter den TV-Formaten, ohne dessen Einfluss es spätere Megahits wie „Breaking Bad“ wohl nicht gegeben hätte.
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