Originaltitel: The Room
USA | 2003 | 99 Min. | FSK: ?
Drama, Komödie
Regie: Tommy Wiseau
Drehbuch: Tommy Wiseau
Besetzung: Tommy Wiseau, Juliette Danielle, Greg Sestero, Philip Haldiman u.a.
Kinostart: —
DVD/Blu-Ray VÖ: —
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Worum geht’s?
Der Banker Johnny lebt in einem Haus in San Francisco, wo er mit seiner Verlobten Lisa eine leidenschaftliche Beziehung führt. Doch hinter seinem Rücken entscheidet Lisa, dass sie Johnny nicht mehr liebt und stattdessen Johnnys besten Freund Mark verführen will. Lisas Mutter sowie ihre beste Freundin wollen sie zur Vernunft bringen, doch die Katastrophe nimmt ihren Lauf.
Wie ist der Film?
Tommy Wiseaus Vision bestand offensichtlich darin, einen Film zu schaffen, der alles hat: Drama, Sex, Humor und vor allem Tommy Wiseau. Tatsächlich ging „The Room“ in die Geschichte ein, allerdings aus völlig anderen Gründen als erhofft. Der Film ist dermaßen schlecht geschrieben und gespielt, dass er eine immense unfreiwillige Komik birgt. Dank Mundpropaganda genießt „The Room“ heute Kultstatus und wird bei rituellen Public-Viewing-Veranstaltungen zum Meisterwerk verklärt. Schier unfassbare Dialogzeilen und Regieentscheidungen kreieren einen Trash-Faktor, an dem eine riesige Fangemeinde immer wieder Freude hat. Ein Film zum Staunen, Lachen und Lernen, gespickt mit zahlreichen Zitaten für die Ewigkeit.
Was einen gelungenen Film ausmacht, versteht man am besten durch Machwerke wie „The Room“, die grandios scheitern. Es beginnt unscheinbar: Musik, Kamera und Schnitt sind passabel; der Schock offenbart sich auf der inhaltlichen Ebene. Dass Wiseau allein in der ersten halben Stunde zweieinhalb Sexszenen abfeuert, ist noch das kleinste Übel. „The Room“ verwirrt durch Charaktere, die die ständig gleichen Floskeln verwenden und sich willkürlich wandeln. Hinzu kommen mehrere bizarre Nebenhandlungsstränge, die nie aufgelöst werden. Über allem thront Hauptdarsteller Wiseau mit seiner grotesken Mimik und Gestik. Als wirkte sein Schauspiel nicht schon grausig genug, synchronisierte er sich selbst nach – und das schlecht –, wodurch seine seltsame Art zu sprechen (und zu lachen) noch markanter herauskommt.
Ein Phänomen, dieser stolze Produzent, Drehbuchautor, [Regisseur] und Hauptdarsteller, der einen auf dem völlig unpassenden Filmplakat anstarrt. Die restliche Besetzung besteht ebenfalls aus Laien oder ‚Nachwuchstalenten‘, die sich zumindest bemühen. Zu bemängeln ist letztlich weniger die Schauspielkunst als der Drehbuchstil, der den Figuren keine eigene Identität gewährt. Hauptsächlich krankt „The Room“ an Wiseaus Unverständnis für plausible Antriebe und Hinführungen. Was bleibt, ist erzwungene Theatralik – wahlweise erzwungener Witz – ohne klare Zusammenhänge. Wiseau will die großen Emotionen, ohne zu wissen, wie man sie erzeugt. Tragisch, und sehr, sehr komisch.
In einem Interview enthüllt der erfahrene Hollywood-Regisseur Sandy Schklair, dass er Wiseau am Set nicht nur unterstützte, sondern in nahezu jeder Szene allein Regie führte, was ein anderes Licht auf die Produktion wirft. Da Schklair den Sinn der Drehbuchfragmente, für deren Verfilmung er angeheuert wurde, selbst nicht verstand, machte er sich einen Spaß draus – im Glauben, „The Room“ würde sowieso niemand sehen. Letzten Endes ist es trotzdem nicht Sandy Schklairs vertuschte Spaß-Regie, sondern Wiseaus exzentrische Persönlichkeit, die dem Endprodukt den besonderen Stempel aufdrückt. Wiseau, der aus ungeklärten Gründen reich ist, investierte sein Privatvermögen und sein gesamtes Herzblut, um mit mehr oder weniger ahnungslosem Personal Kino-Magie zu schaffen.
„The Room“ ist ein einzigartiges Low-Budget-Experiment über Liebe, Freundschaft, Betrug und Ballwerfen, völlig missraten und genau deshalb ein Muss. (Erhältlich als englische Blu-ray ohne Regionalcode-Begrenzung.)
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