Originaltitel: Halloween II
USA | 2009 | ca. 112 Min. | FSK: ab 18
Horror, Thriller
Regie: Rob Zombie
Drehbuch: Rob Zombie
Besetzung: Malcolm McDowell, Sheri Moon Zombie, Tyler Mane, Scout Taylor-Compton, Brad Dourif u.a.
Kinostart: —
DVD/Blu-Ray VÖ: 12.03.10
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Bilder © Sunfilm
Worum geht’s?
Zwei Jahre nach dem Halloween-Massaker. Die von permanenten Albträumen geplagte Laurie Strode wohnt inzwischen bei ihrer Freundin Annie, die Tochter des Sheriffs, die wie sie den Angriff des maskierten Psychopathen Michael Myers knapp überlebte. Unterdessen versucht Psychologe Sam Loomis mit allen Mitteln sein Buch über Michael und seine Mordserie zu vermarkten. Doch das Schlimmste ist: Der für tot erklärte Michael lebt und schlägt härter zurück als je zuvor.
Wie ist der Film?
Obwohl Rob Zombies Neuverfilmung der Geschichte um Maskenmörder Michael Myers in den Lichtspielhäusern der kommerziell erfolgreichste „Halloween“-Film überhaupt war, ist seine Fortsetzung in Deutschland nun ausschließlich fürs Heimkino erschienen. Als Begründung wäre eine stark verminderte Qualität naheliegend, doch weit gefehlt! In Wahrheit hat sich Rob Zombie vom Posten des Remake-Beauftragten losgelöst und mit der Figur des Michael Myers einfach mal gemacht, was er wollte, indem er den wilden Künstler in sich (und damit die sprichwörtliche Sau) raus gelassen hat. Das Ergebnis ist schräg, wahnsinnig böse und für den Ottonormalkinogänger vielleicht tatsächlich zu irritierend.
Mit dem grellen „Haus der 1000 Leichen“ (2003) fing Zombies Karriere als Regisseur an, und mit „Halloween II“, besinnt er sich, drei Filme später, völlig unverhofft wieder darauf zurück. In den ersten 25 Minuten glaubt man, Zombie rollt die vermeintliche Vorlage „Halloween II – Das Grauen kehrt zurück“ von 1981 nochmal auf, doch er nutzt die Krankenhaus-Sequenz lediglich als überlangen Prolog in Form von blankem Terrorkino – old school, völlig humorlos und absolut brutal. Dann entfernt Zombie sich vollends von den „Halloween“-Vorlagen und zeichnet mit verspielter Montage und surrealen Elementen seine ganz eigene Michael-Myers-Geschichte.
Es gibt einen überraschenden Besetzungswechsel, der erst einmal für Unmut sorgt: Der Michael im Kindesalter wird plötzlich von einem ganz anderen Knirps gespielt, nur die blonde Mähne passt noch. Daeg Faerch, der vorige Darsteller, ist für die Rolle vermutlich schlichtweg zu groß geworden. Der neue wirkt zunächst viel zu brav für die Rolle, doch da der junge Michael Myers in „Halloween II“ meistens die Funktion einer Art Engelserscheinung innehat (wer jetzt perplex ist, muss es sich einfach selbst ansehen), passt es interessanterweise wieder.
In Anlehnung dazu muss noch erwähnt werden, dass die weibliche Hauptfigur zwar nach wie vor von Scout Taylor-Compton verkörpert wird, diese aber in der Fortsetzung deutlich ansprechender wirkt, da ihr die Rolle der traumatisierten, verwahrlosten, tief gebrochenen Frau viel besser zu Gesicht steht als die des überheblichen High-School-Gör aus Teil 1. Eine ähnlich drastische Wendung erfuhr die Figur des Dr. Loomis – Malcolm McDowell muss plötzlich die arrogante Rampensau geben, obwohl Loomis das in den früheren „Halloween“-Filmen nie war. Zombies fragwürdigste Entscheidung bei der Charakterzeichnung.
Michael Myers ist in „Halloween II“ nicht nur ein Mörder, er ist ein waschechter Sadist. Rob Zombie lässt es so ruppig zugehen, wie man es kaum für möglich gehalten hätte, garniert den Terror mit übersinnlichen, fast verstörenden Einschüben aus dem Reich der Toten (wo Zombies Gattin Sherri Moon nochmal einige hübsche Auftritte abstaubt) und pfeift bei der Musikauswahl bis zum Abspann sogar auf das normalerweise unverzichtbare „Halloween“-Thema. Spätestens als er einige Minuten lang eine detailverliebte Halloweenparty inszeniert, lässt „Haus der 1000 Leichen“ grüßen und man merkt, dass Zombie diesmal mit Leib und Seele sein Ding durchzieht.
Was positiv überrascht, kann einem aber auch gleichermaßen übel aufstoßen, nämlich wenn Metal-Freak Zombie seine persönlichen Vorlieben allzu offensichtlich in die Szenerie einfließen lässt. Da wird der Umgangston in den Dialogen geradezu absurd vulgär, da wird Michael Myers optisch plötzlich zum Alter Ego des Regisseurs, weil lange Haare und Bart nun mal rocken, und da fallen ein paar schrille Inszenierungsideen manchmal doch zu wirr aus. Das passiert eben, wenn so ein Künstler mal wieder gänzlich von der Leine gelassen wird. In „Halloween II“ trüben einige Nebenwirkungen das Gesamtbild beträchtlich. Jedoch: Wem Teil 1 von 2007 nicht ganz zusagte, sollte dieser Fortsetzung auf jeden Fall trotzdem eine Chance geben.
Diese Kritik bezieht sich auf den Director’s Cut, welcher sich teilweise erheblich von der Kinoversion unterscheidet. Leider gibt es selbst den Director’s Cut in Deutschland nicht ungeschnitten zu kaufen.
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