30 Days of Night

Filmposter 30 Days of Night

7.5/10

Originaltitel: 30 Days of Night
USA | 2007 | 113 Min. | FSK: ab 18
Horror, Comicadaption
Regie: David Slade
Drehbuch: Stuart Beattie, Brian Nelson, Steve Niles
Besetzung: Josh Hartnett, Melissa George, Ben Foster u.a.
Kinostart: 08.11.07
DVD/Blu-Ray VÖ: 02.04.08/28.03.08

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

In Barrow, Alaska, der nördlichsten Gemeinde der USA, geht die Sonne einmal pro Winter für 30 Tage am Stück unter. Stella Oleson verpasst das letzte Flugzeug, bevor Barrow einen Monat lang von der Außenwelt abgeschnitten ist. Also muss sie bei ihrem Mann Eben, dem Sheriff, bleiben. Die Ehe der beiden steckt in einer tiefen Krise. Doch alle müssen zusammenhalten, als die Stadt von blutrünstigen Besuchern heimgesucht wird, die den Strom abstellen und gnadenlos auf Menschenjagd gehen.

Wie ist der Film?

„30 Days of Night“ liefert eine perfekte, unverbrauchte Grundidee für einen Horrorfilm – 30 Tage ohne Sonnenlicht im ewigen Eis, aus ganz natürlich Gründen – sodass gar nicht mehr allzu viel schiefgehen konnte, da schon fast von alleine mehr Atmosphäre aufkommt als bei einem durchschnittlichen Slasher. Das Setting ist abgeschieden, trostlos, erbarmungslos kalt und deshalb besonders sensibel bei einer übermenschlichen Bedrohung von außen. Ob diese Bedrohung in Form der Blutsauger mit ihrer Fantasiesprache furchteinflößend und verstörend oder eher unfreiwillig komisch ist, kommt ganz auf die eigenen Empfindungen und Sehgewohnheiten an. Die Vorlage erlaubt sich zumindest eine eigene Interpretation des Mythos namens Vampir, und das ist legitim.

Auf der Seite der Menschen sind die schauspielerischen Leistungen durch die Bank zufriedenstellend, und das bei Darstellerinnen und Darstellern in fast allen Altersklassen. Der bodenständig charmante Josh Hartnett und Kussmund Melissa Leo führen die Clique an, die Nebenfiguren sind dafür weitgehend stiefmütterlich behandelt. Mehrmals drohen während verbaler Auseinandersetzungen zwischen den Charakteren gewisse Durchhänger, doch es gelingen auch immer wieder psychologisch dichte Szenarien, bei denen man sich sogar entfernt an den Klassiker „Die Nacht der lebenden Toten“ erinnern darf, und vor allem auch starke visuelle Einfälle.

Was modernen Horror ausmacht, kommt bei „30 Days of Night“ so gut zur Geltung wie das Blut auf dem Schnee. Man scheut nicht vor kompromissloser Brutalität, die Optik ist durchgestylt – irgendwo muss man dem Film ja die Comicvorlage anmerken – aber übertreibt es auch nicht. Der Schwerpunkt liegt klar auf einer stimmungsvollen Atmosphäre, und die ist Regisseur David Slade gelungen, ordentlich unterstützt durch die subtile Musik. Warum der Film von David Slade ist und nicht von Sam Raimi („Tanz der Teufel“), wie es das Filmposter behauptet? Raimi war nur einer der Produzenten, hatte also kaum künstlerischen Einfluss auf das Projekt.

Es ergeben sich so manche Fragen oder fragwürdige Begebenheiten, z.B. ob zwischen den teils recht großen Zeitsprüngen tatsächlich nichts Nennenswertes passiert oder warum es immer so hell ist, als wäre jede Nacht Vollmond, aber die inspirierte Inszenierung macht es einem nicht schwer, darüber hinweg zu sehen. Dass die Hintergründe der Blutsauger völlig offen bleiben, darf man der Geschichte sogar als Stärke auslegen, denn aus der Ungewissheit Schöpft der Horror seine Kraft, wie so mancher Horrorfilm, bevor die Fortsetzungen kommen.

Verglichen mit seinem originellen und wirklich starken Erstling „Hard Candy“ beweist Regisseur David Slade bei „30 Days of Night“ Mut zum Klischee. Das sollte man ihm nicht übel nehmen. Der Film spielt mit Konventionen, bricht diese aber teilweise auch. Bei all der Action bleibt eben nicht mehr so viel Platz für intensive zwischenmenschliche Spannungen, wobei diese durchaus auch vorhanden sind. „30 Days of Night“ ist schön brutaler, gut gespielter, gekonnt fotografierter, zeitgenössischer Horror mit einer tollen Grundidee und einer Geschichte, die nicht auf ganzer Linie überzeugt, aber so einiges durch Atmosphäre wieder wett macht. Die guten alten Vampire haben lange nicht mehr so eiskalt eingeheizt.

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