Originaltitel: The Last Exorcism
USA | 2010 | 86 Min. | FSK: ab 16
Horror, Mockumentary
Regie: Daniel Stamm
Drehbuch: Huck Botko, Andrew Gurland
Besetzung: Patrick Fabian, Ashley Bell, Louis Herthum u.a.
Kinostart: 30.09.10
DVD/Blu-Ray VÖ: 03.03.11
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Szenenbild © Kinowelt
Worum geht’s?
Prediger Cotton Marcus half zahlreichen Gläubigen, indem er mit geschickten Taschenspielertricks Teufelsaustreibungen vortäuschte, um die vermeintlich Besessenen und deren Angehörige zu erleichtern. An Dämonen glaubt er nicht. Wegen Schuldgefühlen hängt er seinen Job an den Nagel. Bei seinem letzten Exorzismus lässt er sich von einem Filmteam begleiten, damit sein Schwindel aufgedeckt wird. Doch bei seinen Klienten, einem gottesfürchtigen Witwer mit Sohn und einer „besessenen“ Tochter, wird Cotton mit viel ernsteren Problemen konfrontiert, als er glaubte.
Wie ist der Film?
Mit „Der letzte Exorzismus“ schaffte der gebürtige Hamburger Daniel Stamm unter den Fittichen von Produzent Eli Roth („Hostel“) den Sprung vom Filmstudium auf die großen Kinoleinwände. Seine unheimliche Pseudodoku bringt insofern frischen Wind ins Genre, als sie das eigentlich abgegriffene Exorzismus-Thema auf ironische Weise behandelt und sich zudem weit mehr mit dem menschlichen Bösen als dem Übersinnlichen beschäftigt, ohne dabei waschechte Horror-Effekte außen vor zu lassen.
Die Mockumentary – also der inszenierte aber als real verkaufte Dokumentarfilm – gliedert sich in zwei Subgenres, nämlich das der nachträglich zum fertigen Film verarbeiteten Aufnahmen mit Toneffekten & Co („District 9“, „Brüno“) und das sogenannte „Found Footage“, wo alles aussieht, als würde man ein gänzlich unbearbeitetes Band direkt von der Kamera anschauen („Blairwitch Project“, „[•REC]“). „Der letzte Exorzismus“ bedient sich ersterer Variante, wirkt im weiteren Verlauf jedoch zunehmend wie letztere, um die Beklemmung zu steigern. Das geht in Ordnung. Stamms Film wirkt wirklich authentisch, ist gut besetzt, mit erfahrenem aber unverbrauchtem Ensemble, und respektiert sein Publikum, indem er wirklich auf einen prägnanten Höhepunkt hinarbeitet.
Dass es den Höhepunkt überhaupt gibt und dass man ihn nicht kommen sieht, ist letztendlich höher zu bewerten, als dass diese letzten Filmminuten sich sehr fragwürdig zum ganzen Rest verhalten. Stamm gibt den Leuten, was sie wollen, aber ist gleichzeitig gegen Vorhersehbarkeit gewappnet. Mit seinen markanten Charakteren – allen voran Patrick Fabian als hypercharismatischer Prediger –, dem Mut zu viel Improvisation, einer verhältnismäßig nachvollziehbaren Handlung und dem guten Gespür für vermeintlich zufällige Aufnahmen ist ihm der Pseudo-Real-Life-Horror wirklich gelungen.
In der Theorie klingt dieses Rezept super, doch in der Praxis bedeutet es in diesem Fall leider auch, dass sich die Spannung lange sehr in Grenzen hält, bis es zur Sache und zur Auflösung geht, welche effektiv aber nun auch alles andere als revolutionär ist. Und dass die (Hand-) Kamera ganz nah ran geht, ist leider nicht automatisch mit dem Mittendrin-Gefühl und erhöhter Intensität gleichzusetzen. Stamm erfrischt mit der durch den Pastor verkörperten ironischen bzw. hinterfragenden Haltung zum Christentum, erweist sich als sehr sorgfältiger Regisseur und liefert ansonsten übliche, wenn auch nicht überraschungsfreie Genreware. „Der letzte Exorzismus“ ist ein etwas gruseliger, etwas brutaler und angesichts der massiven Werbekampagne leicht „überhypter“ Film, der sich im Schwall der Mockumentarys allerdings nicht verstecken muss.
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