Originaltitel: The Night of the Hunter
USA | 1955 | ca. 90 Min. | FSK: ab 12
Drama, Thriller, Horror, Romanadaption
Regie: Charles Laughton
Drehbuch: James Agee
Besetzung: Robert Mitchum, Shelley Winters u.a.
Kinostart: 16.03.56
DVD/Blu-Ray VÖ: 17.05.01
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Szenenbild © MGM Channel
Worum geht’s?
Ben Harper wird aus dem Gefängnis entlassen. Hinter seiner Fassade eines Predigers versteckt sich ein Psychopath und Mörder. Er heiratet die Witwe seines einstigen Zellengenossen, um an eine große Summe versteckten Geldes zu gelangen. Das Versteck kennen nur noch die beiden Kinder der Witwe, welche sich Harper alsbald vornimmt…
Wie ist der Film?
Schauspieler Charles Laughton („Zeugin der Anklage“, „Spartacus“) verdiente sich in einer langen Karriere auf Bühnen und Leinwänden den Ruf eines wahren Großmeisters seines Fachs. Grund Genug, sich mit reichlich Erfahrung im Rücken auch mal auf dem Regiestuhl zu versuchen. „Die Nacht des Jägers“ sollte jedoch für immer die einzige Filmregiearbeit des Mimen bleiben – zu abstrus waren die inszenatorischen Experimente für das zeitgenössische Publikum, zu entmutigend dementsprechend die Resonanz. Heute wird der Film als weitsichtiger und progressiver Klassiker gefeiert. Schließlich sollte sich die Frage gestellt werden: Wer hat nun den schärferen, ungetrübten Blick auf das Werk – die Unbefangenen der damaligen Gegenwart oder Historiker und Nostalgiker?
In den Kulissen sowie der raffinierten Licht- und Schattensetzung schlägt sich eine bewusste Überhöhung hin zum Unwirklichen nieder. Plakativ, aber gleichzeitig schleichend bedient sich Laughton bei Elementen des deutschen Expressionismus („Das Cabinet des Dr Caligari“), Film noir, biblischen Gleichnissen und Märchen à la „Hänsel und Gretel“, um mit Symbolcharakter menschliche Urängste in den Köpfen des Publikums zu kitzeln. Weil diese Unwirklichkeit aber auch auf Dialoge und allgemeine Erzählweise übergreift, erschwert sich der Zugang zur Handlung.
Die Romanverfilmung ist relativ fingerfertig und zweifellos originell inszeniert, im Tempo dafür etwas nachlässig weil ausschweifend, sodass trotz interessanter Ästhetik ein paar leicht zähe Passagen entstehen. Unter der kreativen Hülle steckt eine denkbar simple Geschichte mit kitschigem Ausgang, die bis auf zwei Ausnahmen auch kein nennenswertes Schauspiel liefert. Die erfahrene Lillian Gish bereichert die Einfühlsamkeit ihrer Rolle als Ziehmutter mit einem sicheren, erhabenen Auftreten. Robert Mitchum – das Markenzeichen des Films – gibt solide den zwielichtigen Bösewicht, mit Hang zum Grimassieren. Sein mittelmäßiges Umfeld wertet ihn von alleine auf; seine Aura wird indes vom nostalgischen Feuilleton zu gern völlig unverhältnismäßig aufgebauscht, weil die Andeutungen der Figur vom Publikum selbst weitergedacht werden wollen.
Alles in allem ist „Die Nacht des Jägers“ eine nette Versuchsanordnung mit starken Ansätzen, durchwachsenem Ensemble und guter Musik, die viel ausmacht. Durchaus ein wichtiger Anstoß zur Entstehung neuer Genres und einer der mutigen Beiträge, wie sie für die Weiterentwicklung der Filmkunst nötig sind, aber der Inhalt kommt der Form nicht hinterher. Wir wissen heute um die Bedeutung, aber in sich ist dieses Streifen von Drama, Psychothriller und Horror immer noch so wirr und schwammig wie zur Erstaufführung.
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