Originaltitel: Beasts of the Southern Wild
USA | 2012 | 93 Min. | FSK: ab 12
Drama
Regie: Benh Zeitlin
Drehbuch: Lucy Alibar, Benh Zeitlin
Besetzung: Quvenzhané Wallis, Dwight Henry u.a.
Kinostart: 20.12.12
DVD/Blu-Ray VÖ: 07.05.13
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © Arne Höhne Presse
Worum geht’s?
In einem vom Rest der Menschheit abgeschnittenen Sumpfgebiet liegt eine Kommune namens ‚Bathtub‘, wo die sechsjährige Hushpuppy mit ihrem Vater Wink wohnt. Hushpuppy hat ein unbeschwertes Leben in ihrer Heimat, die sie noch nie verlassen hat. Doch nachdem Wink beginnt, sich seltsam zu verhalten und ein großer Sturm heraufzieht, muss Hushpuppy so tapfer sein wie noch nie.
Wie ist der Film?
Nach großer Wertschätzung der Jurys von Cannes und dem Sundance Film Festival 2012 hat sich „Beasts of the Southern Wild“ gar zum Underdog der Oscarverleihung 2013 gemausert. Die Nominierungen des Langfilm-Debütanten Benh Zeitlin in der Kategorie ‚Bester Regisseur‘ und vor allem die der gerade mal neunjährigen(!) Quvenzhané Wallis in der Kategorie ‚Beste Hauptdarstellerin‘ sind natürlich völlig übertrieben und kaum mehr als ein scherzhaftes Zwinkern in Richtung Medienrummel, verdeutlichen aber das Potential dieses außergewöhnlichen Streifens.
Die körnigen, wackeligen, schwammig fokussierten Bilder unterstreichen es: Was „Beasts of the Southern Wild“ eigentlich erzählt, ist nicht so ganz klar. Die Handlung ist ein Balanceakt, den es erst einmal zu durchschauen gilt. Auf der einen Seite steht der fiktive Schauplatz ‚Bathtub‘ mit der kleinen Protagonistin, die sich die Welt mit ihrer Fantasie zusammenreimt, aus deren Perspektive die Geschichte erlebt wird. Auf der anderen Seite steht der politische Kommentar über einen geteilten Staat rund um Hurrikan ‚Katrina‘, zumal man sich recht offensichtlich im sumpfigen Louisiana befindet. So ist Zeitlins Erzählweise etwas befremdlich und undurchsichtig, allerdings auf eine faszinierende Weise. Zum Glück treffen sich die verschiedenen Komponenten und enthüllen schließlich eine einfühlsame Studie über materiellen und menschlichen Verlust.
Weil „Beasts of the Southern Wild“ auf einem surrealistischen Theaterstück basiert, versucht Zeitlin in seinem Drehbuch – in Zusammenarbeit mit der Schöpferin des Stücks – eine greifbarere Handlung zu entwerfen und schafft dabei einen sehr ungewöhnlichen, originellen Mix, umgeben von einer Magie, wie sie wohl fast nur Debütfilme besitzen. Dazu trägt auch die gefühlvolle, doch nie klischeehafte Musik bei, bei welcher der Regisseur ebenfalls seine Finger im Spiel hatte.
Erstaunlich ist, wie viel die Crew aus dem schmalen Budget von rund 1,5 Millionen Dollar herausgeholt hat. Dafür verdient der Film einen kleinen Extrapunkt. Am verblüffendsten ist jedoch: Das Ensemble besteht ausschließlich aus Laien, und in keiner Minute fällt es auf. Das mühsame Casting, bis Hauptdarstellerin Quvenzhané Wallis gefunden war, hat sich ausgezahlt, denn das Mädchen überzeugt mit einer beeindruckenden Ausstrahlung und Intensität. Ihr Filmvater Dwight Henry ist im wahren Leben Bäcker – und spielt seine Szenen mit einer Überzeugung und Natürlichkeit, wie es Profis nicht besser könnten. Ein starker Charakter.
„Beasts oft he Southern Wild“ ist eine beeindruckend besetzte, überaus effizient produzierte, seltsame, aber bemerkenswerte Verschmelzung von Mystik und Realität. Übrigens keine Kreuzung von Drama und Monsterfilm, wie es die Vorschau glauben lässt, sondern einfach eine kreativ aufbereitete Geschichte über das Wappnen für das Abenteuer Leben.
Ähnliche Filme
—
Bei Filmen, die eine dichte Handlung vermissen lassen, hab ich immer so meine Probleme – und deshalb hab ich auch bei “Beasts” ein bißchen gebraucht, bis ich mich auf ihn einlassen konnte und die auch von dir erwähnte Magie gespürt habe. Dennoch hat er mir überraschend gut gefallen, vor allem wegen Hushpuppy (welch süßer Name!). Spannend fand ich insbesondere zu sehen, dass ein Kind nicht unbedingt, wie oftmals von der Gesellschaft suggeriert, geordnete Bedingungen und ein Leben wie der Großteil der Gleichaltrigen braucht, um gedeihen zu können und glücklich zu sein, sondern auch in der Wildnis, in ungeordneten Bedingungen, mit eigensinnigem Erziehungsstil, glücklich sein kann. Sicherlich nicht für jedes Kind das Richtige, doch bei Hushpuppy funktioniert es.
Ein Film, der mich auch im Nachhall noch beschäftigt hat.
Interessanter Blickwinkel, auf den ich jetzt nicht so geachtet hätte. 🙂