Originaltitel: Incendies
CA | 2010 | 133 Min. | FSK: ab 12
Drama
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Denis Villeneuve, Valérie Beaugrand-Champagne
Besetzung: Lubna Azabal, Mélissa Désormeaux-Poulin, Maxim Gaudette, Rémy Girard, Allen Altman u.a.
Kinostart: 23.06.11
DVD/Blu-Ray VÖ: 24.02.12
Links zum Film:
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Bilder © Arsenal Filmverleih
Worum geht’s?
Die Zwillinge Jeanne und Simon erfahren vom Erbe ihrer verstorbenen Mutter Nawal. Zwei Briefe sind zu überbringen, bevor ein Stein auf Nawals Grab gesetzt werden soll: einer für den Vater der beiden, den sie nie kennen lernten, und einer für ihren Bruder, von dem sie nichts wussten. Während Simon wütend ablehnt, begibt Jeanne sich zunächst allein auf die Suche, welche sie in den Nahen Osten führt. Dort offenbart sich Nawals grausame Vergangenheit, die sie immer verschwiegen hatte.
Wie ist der Film?
Was der Deutsche Florian Cossen etwa zur gleichen Zeit mit begrenzten Mitteln in „Das Lied in mir“ kryptisch andeutete, formuliert der renommierte Kanadier Denis Villeneuve in epischer Breite aus: Identitätssuche vor düsterem politischen Hintergrund; das Aufdecken eines Geheimnisses, vom dem man selbst ein Teil ist. „Die Frau die singt – Incendies“, bei der Oscarverleihung 2011 ein Kandidat für den besten fremdsprachigen Film gewesen, ist die Verfilmung eines Theaterstücks, was man aber nicht merkt – ein sehr gutes Zeichen. Die Geschichte schöpft das Medium Film bestens aus.
„Incendies“ (zu Deutsch: „Brände“) ist kunstvoll verschachtelt und erfordert eine gewisse Eingewöhnungszeit, vor allem weil die Gefahr, die Tochter und die junge Version der Mutter zu verwechseln, anfangs sehr hoch ist, denn ohne Vorwarnung wird zwischen den zwei Zeitebenen hin- und hergesprungen. Doch allmählich funktioniert alles sehr gut. Der Film hat durchaus seine Längen, ist dafür aber immer wieder mit sehr intensiven Momenten gespickt, hält zusätzlich durch aufgeweckte Kameraführung bei Laune und punktet insbesondere mit einem erschütternden Schlussakt.
Für seinen nüchternen, sehr ernsten Kern ist „Incendies“ zuweilen fast überinszeniert – etwa der Radiohead-Song hätte nicht sein müssen (passt dafür in einem Film wie „Geständnisse“ umso besser, nur zum Vergleich). Aber das sind Kleinigkeiten. Lubna Azabal und Mélissa Désormeaux-Poulin – im Film Mutter und Tochter – dominieren fast gleichermaßen das Ensemble und tragen die Geschichte. „Incendies“ ist ein kompliziertes, etwas löchriges, aber wuchtiges Drama, das in einer von Glaubenskrieg vergifteten Szenerie ein seltenes Maß an reiner, neutraler Menschlichkeit herausarbeitet.
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