Zeugin der Anklage

Filmposter Zeugin der Anklage

10/10

Originaltitel: Witness for the Prosecution
USA | 1957 | 113 Min. | FSK: ab 12
Gerichtsfilm, Thriller, Theateradaption
Regie: Billy Wilder
Drehbuch: Larry Marcus, Billy Wilder, Harry Kurnitz
Besetzung: Tyrone Power, Marlene Dietrich, Charles Laughton, Elsa Lanchester, John Williams u.a.
Kinostart: 28.02.58
DVD/Blu-Ray VÖ: 22.06.04

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

Der bekannte Strafverteidiger Sir Wilfrid Robarts kehrt nach einem Krankenhausaufenthalt wegen eines Herzinfarkts in seinen Beruf zurück. Eigenwillig, wie der ältere Herr ist, nimmt er direkt einen heiklen Fall an, statt sich zu schonen. Es geht um einen Mann, der wegen Mord an einer reichen Witwe angeklagt wurde, aber fest auf seine Unschuld beharrt. Die Frau des Angeklagten bringt interessante Informationen ins Spiel.

Wie ist der Film?

Der Bann des Films geht verloren, wenn man die Handlung beschreibt, daher müssen an dieser Stelle Allgemeinheiten und vielleicht undurchsichtige Thesen genügen. Fest steht jedenfalls: „Zeugin der Anklage“ ist genial. Die aufgetischte Geschichte um einen mysteriösen Mord ist ausgefeilt, aber einfach zu verstehen. Hervorragend konzipierte und gespielte Charaktere binden das Publikum mit viel britischem Charme an den Fall, halten und steigern die Spannung. Billy Wilder stattete seine Figuren mit köstlichem Sarkasmus aus, was den ganzen Film zum Vergnügen, wenn auch nicht zur Komödie macht.

Bevor es unter Eid in die Vollen geht, nimmt sich „Zeugin der Anklage“ genügend Zeit, um das Publikum Sympathie und Misstrauen verteilen zu lassen. Mit der dann drängenden Frage, wie die Verhandlung wohl ausgeht, spielt das Drehbuch in Formvollendung. Wilders Verfilmung des Theaterstücks von Schriftstellerin Agatha Christie beschränkt sich nicht nur darauf, auf den einen Clou gen Ende hinzuarbeiten, sondern verblüfft gleich vielfach. Für ein Publikum mit Verstand und Lust auf Unterhaltung bleiben hier keine Wünsche offen.

Um doch wenigstens einmal konkret zu werden: Charles Laughton spielt den zynischen Star-Anwalt grandios und gilt völlig zu Recht als einer der führenden Charakterdarsteller seiner Zeit. Als Strafverteidiger stellt er jeden Matlock in den Schatten. Gleich danach ist die starke Leistung von Marlene Dietrich („Der blaue Engel“) zu nennen, die sich erst nach und nach entfaltet. Im Großen und Ganzen bewegt sich die gesamte Schauspielerei in „Zeugin der Anklage“ auf sehr hohem Niveau und lebt von wunderbar spritzigen Dialogen.

Über diesen einen Kniff kurz vor Abspann, der die Grenzen der tragbaren Theatralik ausreizt (hier bedenke man die Herkunft der Handlung) lässt sich streiten, doch für einen Punktabzug möge es hier nicht reichen. „Zeugin der Anklage“ ist als unschlagbares Gemisch von Schmunzel-Unterhaltung und kriminologischer Raffinesse ein perfekter Gerichtsfilm.

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