Originaltitel: Frenzy
GB | 1972 | 111 Min. | FSK: ab 16
Thriller, Krimi
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Anthony Shaffer
Besetzung: Jon Finch, Alec McCowen, Barry Foster u.a.
Kinostart: 12.09.72
DVD/Blu-Ray VÖ: 11.01.01
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Worum geht’s?
London lebt in Angst vor einem Serienmörder, der seine Opfer vergewaltigt und dann mit einer Krawatte erdrosselt. Als ein Mann seine Ex-Frau besuchen will, die gerade ein Opfer des Krawattenmörders geworden ist, wird er plötzlich zum Hauptverdächtigten. Die Polizei findet gleich mehrere Indizien, die ihn tonnenschwer belasten. Dabei ist der wahre Täter ein guter Bekannter.
Wie ist der Film?
Bei seinem Spätwerk musste Hitchcock zunehmend auf die von ihm bevorzugten Bedingungen verzichten. Seine Stars waren fort, seine Stammcrew löste sich auf, das aktuelle Publikum entlarvte manche seiner Konventionen als überholt und lachhaft. Nach den Misserfolgen „Der zerrissene Vorhang“ und „Topas“ kehrte er dann noch einmal nach England zurück, wo er aufwuchs und seine Karriere begann, um einen von ihm ausgewählten Kriminalroman zu verfilmen, bei dem man nicht mehr so viel falsch machen konnte.
„Frenzy“ ist ein runder Krimi, der nicht durch eine Romanze verwässert wird und keine großen Fragen offen lässt. Hitchcock verzichtet auf einen MacGuffin aber vereint gleich zwei seiner immer wieder kehrenden Themen: Der Weg eines Mörders und der Weg eines verfolgten Unschuldigen. In der Besetzung ersetzen erstmals natürliche Frauen die glamouröse Hauptdarstellerin; die Alltäglichkeit hält Einzug in die Hitchcock-Welt.
Schauplatz des Alltags ist in diesem Fall London, hauptsächlich ein berühmter Obst- und Gemüsemarkt im Stadtteil Covent Garden. Hitchcocks Bildsprache lässt spüren, dass sich der Meister wirklich freute, wieder mal in seine alte Heimat zurück gekehrt zu sein, was sich natürlich positiv auf die Atmosphäre des Films auswirkt. Da verzeiht man auch, dass die Sets teilweise mehr von Hitchcocks Kindheitserinnerungen dominiert waren als von der Realität der 70er Jahre.
„Frenzy“ ist wohl Hitchcocks explizitester Film. Es kostete manchmal Mühe und Überredungskraft von außen, doch Hitchcock gelang schließlich weitestgehend die Anpassung an die neuen Sehgewohnheiten des Publikums. So überrascht der Film mit Nacktheit, Kraftausdrücken und wirklich abstoßenden Morden. Perfekt ausbalanciert ist der harte Stoff durch eine ordentliche Prise schwarzen britischen Humors, die den Unterhaltungsfaktor ankurbelt ohne die Kriminalgeschichte abzuschwächen.
„Frenzy“ birgt einen zweifelhaften Sympathieträger und einen Mörder, der nicht in die Geschichte der Hitchcock-Schurken eingehen wird, funktioniert aber trotzdem bzw. ist gerade deshalb eine Ecke glaubwürdiger als manch anderer Hitchcock-Stoff. Ein kleiner, brutaler aber angenehm humorvoller Krimi, der durch das öfter drohende Kippen der Handlung nicht eintönig wird, mit ein paar raffinierten Kameraeinfällen und nicht zuletzt einigen spannenden Szenen, die zum Mitfiebern einladen. So bekam Hitchcock mit seinem Spätwerk noch die Kurve.
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