The Act of Killing

Filmposter The Act of Killing

7/10

Originaltitel: The Act of Killing
DK, NO, GB | 2012 | 122 / 159 Min. | FSK: ab 16
Dokumentation
Regie: Joshua Oppenheimer
Kinostart: 14.11.13
DVD/Blu-Ray VÖ: ?

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Szenenbild © Final Cut For Real APS, Piraya Film AS und Novaya Zemlya LTD, 2012

Worum geht’s?

Von 1965 bis 1966 zeichneten indonesische Streitkräfte im eigenen Land für einen gigantischen Massenmord an ihren Erzfeinden – Kommunisten und Chinesen – verantwortlich. Die Verbrechen wurden nie geahndet und die Angehörigen der Opfer leben bis heute in Angst. Joshua Oppenheimer befragt die Täter von damals, die in Indonesien wie Helden gefeiert werden. Sie sind nicht nur dazu bereit, ihre Taten detailliert nachzuerzählen, sondern sie auch filmisch zu inszenieren.

Wie ist der Film?

Szenenbild The Act of KillingMan stelle sich vor, heute nach Deutschland reisende Ausländer würden die NSDAP mit rund der Hälfte aller Sitze im Bundestag vorfinden, als hätte die Partei nie aufgehört zu existieren. Ungefähr so muss sich das Team um den in Dänemark geborenen, amerikanisch-britischen Regisseur Joshua Oppenheimer beim Dreh von „The Act of Killing“ in Indonesien gefühlt haben. Bereits 2003 nahm man das Projekt in Angriff, um zu erfahren, was zwischen 1965 und 1966 geschah. Doch die Regierung unterband den Kontakt mit den Opfern, bis Oppenheimer realisierte, dass die gealterten, frei herumlaufenden Mörder selbst bereitwillig Auskunft gaben. Als wäre dieses Szenario nicht erschreckend genug, geht Oppenheimer noch einen Schritt weiter und lässt die Verbrecher ihre Gräueltaten für ein Filmprojekt noch einmal nachstellen.

Über diesen Dokumentarfilm spricht die Welt, und das allein deshalb, weil er einen Skandal aufdeckt, wie er größer kaum sein könnte. Das einzig Entscheidende an „The Act of Killing“ ist die Wahrheit der Geschichte. Die unbestrittene Wichtigkeit des Themas macht den Film fast immun gegen Kritik. Er ist sehr nüchtern inszeniert und tritt nicht selten auf der Stelle, sollte aber unbedingt gesehen werden. „The Act of Killing“ zeigt immer wieder derart bizarre Situationen, dass man es nicht fassen will. Oppenheimer und seine Protagonisten arbeiten sogar mit viel Humor, denn sonst wäre die Thematik für die Beteiligten kaum zu ertragen. Und so bleibt einem oft ein Schmunzeln im Halse stecken.

Mit der Darstellung absurder Machtverhältnisse, ambivalenter Verbrecher und verkümmerter Selbstreflexionen lehrt „The Act of Killing“, dass es keine guten und keine bösen Menschen gibt, sondern nur Menschen. Oppenheimer gelang eine Dokumentation aus einer sehr ungewöhnlichen und daher spannenden Perspektive, die mit wenig Hintergrundwissen versorgt, dafür aber angenehm unpolitisch ausfällt und ganz nebenbei auch die Wirkung von Kino untersucht. Ein notwendiger Film.

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