In ihren Augen

Filmposter In ihren Augen

7.5/10

Originaltitel: El Secreto de Sus Ojos
AR, ES | 2009 | 129 Min. | FSK: ab 12
Krimi, Drama
Regie: Juan José Campanella
Drehbuch: Juan José Campanella, Eduardo Sacheri
Besetzung: Ricardo Darín, Soledad Villamil, Guillermo Francella, Pablo Rago, Javier Godino u.a.
Kinostart: 28.10.10
DVD/Blu-Ray VÖ: 14.04.11

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter | film zeit

Worum geht’s?

1999 beschließt der pensionierte Gerichtsbeamter Benjamín Esposito einen Roman über ein nie wirklich aufgeklärtes Verbrechen zu schreiben. Damals, 1974, wurde eine junge Frau vergewaltigt und ermordet. Benjamín war einer der Ermittler. Als der Fall bereits als geschlossen galt, konnte Benjamín seine Vorgesetzte, für die er starke Gefühle entwickelte, davon überzeugen, weiter nach dem Mörder zu suchen. Der Witwer brachte Benjamín auf eine entscheidende Spur, die er mit seinem Kollegen Pablo verfolgte. Doch jemand machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Wie ist der Film?

Dass „El Secreto de Sus Ojos“ 2010 überraschend mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde und damit die Favoriten „Das weiße Band“ aus Deutschland sowie „Ein Prophet“ aus Frankreich hinter sich ließ, ist bezeichnend für die vermeintliche Unscheinbarkeit des Films, hinter der sich so einiges verbirgt. In aller Ruhe präsentiert sich die auf zwei Zeitebenen erzählte Kriminalgeschichte, die sich immer wieder auch besonders auf zwischenmenschliche Beziehungen konzentriert. Es ist weder ein richtiger Krimi, wie man ihn sich vorstellt, noch eine richtige Liebesgeschichte. Aber diese beiden Fast-Komponenten treiben sich gegenseitig an und werden zu einem stimmigen, ergreifenden Ganzen.

Ein Verbrechen in Rückblenden zu erzählen und zu erforschen ist natürlich nichts Originelles mehr, aber der Film beherrscht diesen Stil, und darauf kommt es an. Ob „In ihren Augen“ rückblickend der verdiente Oscargewinner ist, soll an dieser Stelle offen bleiben. Auf alle Fälle hätte er durchaus auch in der Kategorie ‚Kamera‘, wo ebenso „Das weiße Band“ vertreten war, nominiert sein dürfen. Denn Kameramann Félix Monti kreiert für die rund zweistündige Laufzeit wunderbar inspirierte Bilder, mit originellen aber auch nicht zu verspielten Perspektiven, lebendigen aber nie zu unruhigen Bewegungen und einem Faible für Schärfe und Unschärfe. Da die Handlung nicht durch Action glänzt, ist dieses besondere Markenzeichen klar hervorzuheben.

Doch bei all dem Lob für das Drumherum besitzt „In ihren Augen“ durchaus auch Tiefgang. Dank interessanter Nebenfiguren ergeben sich mehrmals schöne Lehrsätze wie (sinngemäß) „Ein Mann kann alles an sich ändern, nur nicht seine Leidenschaft“ oder „Wähle deine Erinnerungen sorgfältig, denn irgendwann endest du mit nichts als deinen Erinnerungen“. Aus der Geschichte von „In ihren Augen“, basierend auf einem Roman, spricht viel Symbolik. Daraus ergibt sich auch der größte Kritikpunkt: Einige Handlungspunkte, die das Aufspüren des Mörders betreffen, sind unglaubwürdig, weil sie zu leichtfertig in die Geschichte integriert wirken und/oder sich bei ihrer Rechtfertigung mit einem riesigen Zufall zufrieden geben.

Formal (die dezente, emotionale Streichmusik erfüllt ihren Zweck; der Rest ist deutlich über dem Durchschnitt) und schauspielerisch ist „In ihren Augen“ so gelungen, dass man sich dazu hinreißen lässt, über die Schwächen in der Handlung hinweg zu sehen. Gegen Ende wird man noch mit diversen Überraschungen belohnt – im Sinne eines Plottwists, aber eleganter und weniger bemüht als der selbige – und gerade als man denkt, der Film wisse nicht so recht, wie er enden solle, wird ein wirklich hübscher Schluss gefunden. Schließlich erweist sich „In ihren Augen“ als teilweise spannende Mörderjagd, die auf legitime Weise dafür benutzt wird, Menschen zueinander finden zu lassen, und als eine anschauliche Studie über Vergangenheitsbewältigung. Von außen unscheinbar, aber durchzogen von feinsinniger Raffinesse.

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