Originaltitel: Jojo Rabbit
USA | 2019 | 108 Min. | FSK: ab 12
Komödie, Drama
Regie: Taika Waititi
Drehbuch: Taika Waititi
Besetzung: Roman Griffin Davis, Thomasin McKenzie, Taika Waititi, Scarlett Johansson, Sam Rockwell u.a.
Kinostart: 23.01.20
DVD/Blu-Ray VÖ: 04.06.20
Links zum Film:
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Worum geht’s?
Der zehnjährige Johannes alias Jojo freut sich riesig auf seine Ausbildung in der Hitlerjugend. Ein imaginärer Freund – Jojos eigene Version von Adolf Hitler – steht ihm beratend zur Seite. Doch selbst Adolf ist überfragt, als Jojo eine versteckte Jüdin kennenlernt.
Wie ist der Film?
Der Neuseeländer Taika Waititi landete mit der Vampir-Komödie „5 Zimmer Küche Sarg“ (2014) einen Überraschungshit, durfte mit „Thor: Tag der Entscheidung“ (2017) das Marvel-Universum bereichern und scheint jetzt seinen künstlerischen Zenit erreicht zu haben. Als Regisseur, Autor und Darsteller realisierte er mit Starbesetzung die aufwändige wie gewagte Romanverfilmung „Jojo Rabbit“. Das Projekt ist irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes, aber auf alles Fälle anders.
„Jojo Rabbit“ zeigt die Schlussphase des Zweiten Weltkrieges aus Sicht eines Kindes – farbenfroh, fast märchenhaft, und dabei, in gewisser Weise, wohl näher an der Realität als der Grauschleier, den Kinofans von Nazizeit-Filmen gewohnt sind. Immerhin handelt der Film von Hitlers greller Propaganda und den dadurch Verblendeten. Das platte Weltbild der Faschos wird mit reichlich Humor ad absurdum geführt, doch darunter schlummert auch ein feinfühliges Drama. Der starke Cast macht diese Kombination möglich. Bis in die Nebenrollen, die an dieser Stelle den Rahmen sprengen würden, ist „Jojo Rabbit“ gut besetzt, dazu elegant inszeniert.
Hauptdarsteller Roman Griffin Davis als Jojo ist ein liebenswerter Newcomer. Er bildet einen schönen Kontrast zur begnadeten Teenagerin Thomasin McKenzie („Leave No Trace“) in der Rolle der aufgeweckten Jüdin. Regisseur/Autor Waititi spielt selbst den Hitler, jedoch als Clown, nicht zu vergleichen mit dem Schauspielniveau der restlichen Besetzung. Und das passt, schließlich ist Adolf hier auch nur der imaginäre Freund eines Kindes, die Mischung aus Indoktrination und Vaterwunsch. Ungleich nuancierter spielen die Hollywood-Profis Scarlett Johansson und Sam Rockwell.
Johansson („Marriage Story“) gibt das Herz des Films, eine Ode an alle alleinerziehenden Mütter. Der großartige Sam Rockwell („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) als Hauptmann dient vor allem der Unterhaltung. Fragwürdig ist allerdings, dass auch seiner Nazifigur eine Gutmütigkeit zugeschrieben wird, wie sie die heimlich rebellierende Mutter bereits zur Genüge verkörpert.
Aus der eher dramatischen Romanvorlage machte Waititi eine kreative, elegant inszenierte Groteske mit rührenden Momenten (groß: die Schmetterlingsszene). In der Nazi-Veralberung liegt allerdings auch eine Vereinfachung und Verharmlosung, mit der „Jojo Rabbit“ das Publikum einlullt, um es mit einem wohligen Gefühl zu entlassen. Ein Vergleich mit Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ und Roberto Benignis „Das Leben ist schön“ bietet sich an. Während Tarantino das Dritte Reich konsequenter umformt, zeigt Benigni den Holocaust ernsthafter. „Jojo Rabbit“ sitzt in einem nebulösen Dazwischen. Unabhängig vom historischen Kontext funktioniert der Film zumindest als warmherzige Geschichte über den Umgang mit Verlusten und das Überwinden von Vorurteilen.
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