Leviathan

Filmposter Leviathan

4/10

Originaltitel: Leviathan
USA | 2012 | 87 Min. | FSK: ?
Dokumentation, Experimentalfilm
Regie: Lucien Castaing-Taylor, Véréna Paravel
Drehbuch: Lucien Castaing-Taylor, Véréna Paravel
Besetzung:
Kinostart: 23.05.13
DVD/Blu-Ray VÖ: ?

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Bilder © Arsenal / The Cinema Guild

Worum geht’s?

Auf hoher See bei New England: Fischer fischen frische Fische.

Wie ist der Film?

Bewaffnet mit einer Vielzahl wasserfest präparierter, überall installierbarer Minikameras machten sich Lucien Castaing-Taylor und Verena Paravel auf, um die industrielle Fischerei viele Meilen vor der Küste Bostons hautnah erlebbar zu machen. Ein Jahr sollen sie dafür unterwegs gewesen sein. Warum so lange, bleibt angesichts des Endprodukts unklar. „Leviathan“ lässt sich am ehesten als experimentelle Dokumentation bezeichnen und löste beim Feuilleton Begeisterungsstürme aus. Ja, dieser Film ist mal etwas anderes. Ja, so etwas hat man noch nicht gesehen. Aber mit seiner neuartigen Herangehensweise weiß das Regie-Paar auch so gar nichts anzufangen.

Szenenbild LeviathanBewusst verweigert „Leviathan“ jeglichen roten Faden, sogar jegliches Konzept und verliert sich zwischen Zeit und Raum in gnadenlos realen und doch wieder unwirklichen Detailaufnahmen über und unter Wasser. Fertig ist ein pseudointellektuelles Fundament für Interpretationsstürme über den Kampf zwischen Mensch, Tier und Maschine. Interessant wäre es, ließe sich der Film als das authentischste Hochseefischerei-Portrait aller Zeiten bezeichnen, aber das ist er nicht, weil er seine extrem nahen Fisheye-Aufnahmen (wie zweideutig!) künstlich überhöht und damit nichts als ein anstrengendes formales Experiment bleibt.

Erst gegen Ende lichtet sich das Dunkel der visuellen Undurchdringlichkeit, nur damit die Kamera dann doch wieder im tiefschwarzen Meer verschwindet. Ein ungewöhnlicher Trip, der im einen Moment Respekt vor der lebensgefährlichen Fischereiarbeit einflößt und im nächsten Atemzug ermüdend selbstvergessen durch Tieransammlungen kriecht oder im Direct Cinema-Stil stur mit menschlicher Trivialität konfrontiert. Ein Schuss ins Leere, dessen Splitter von geduldigem Publikum individuell zusammengebaut werden wollen.

„Leviathan“ – offenbar nach dem biblischen Meeresmonster benannt und nein, die gleichnamigen Wale kommen nicht vor – ist durch die eigenartigen Perspektiven und die atmosphärisch einnehmende Tonspur in der Experimentalfilmszene sicherlich ein sehr respektables Werk. Man sollte es nur nicht in einen Zusammenhang mit narrativen Filmen bringen.

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