Lohn der Angst

Filmposter Lohn der Angst

7/10

Originaltitel: Le Salaire de la peur
FR, IT | 1953 | ca. 148 Min. | FSK: ab 16
Drama, Thriller, Action
Regie: Henri-Georges Clouzot
Drehbuch: Henri-Georges Clouzot, Jérôme Géronimi
Besetzung: Yves Montand, Charles Vanel, Peter van Eyck u.a.
Kinostart: 11.09.53
DVD/Blu-Ray VÖ: 01.12.04

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Bilder © Concorde Home Entertainment

Worum geht’s?

Ein südamerikanisches Dorf beherbergt zahlreiche Gestrandete aus Europa und den USA. Viele kommen rein, doch durch die vorherrschende Armut schafft es niemand mehr hinaus. Mario aus Korsika und sein französischer Freund Jo beschließen, sich um den einzigen verbliebenen lukrativen Job in der Gegend zu bewerben. Dieser ist allerdings lebensgefährlich. Zwei ungesicherte Laster voll von hochexplosivem Nitroglyzerin müssen zu einer 500km entfernten Erdölquelle gebracht werden.

Wie ist der Film?

Eigentlich ist „Lohn der Angst“ nur ein Film über ein paar leicht verzweifelte Männer, die in vielen knappen Situationen unter einer explosiven Fracht zittern. Die Art, wie Regisseur Henri-George Clouzot das inszeniert, verhalf dem Film aber nicht zu Unrecht zum Riesenerfolg und Klassikerstatus. Ähnlich wie Stanley Kubrick hat Clouzot trotz jahrzentlanger Karriere eine recht überschaubare Zahl an Filmen herausgebracht, dafür aber eben außergewöhnlich viel Kraft in einzelne Projekte gesteckt. Bei „Lohn der Angst“ wird diese Kraft sehr deutlich.

Szenenbild Lohn der AngstObwohl komplett in Frankreich gedreht, entwirft die Romanadaption authentisch, mit viel Liebe zum Detail das Bild eines südamerikanischen Dorfes, in dem verschiedenste Nationalitäten und Kulturen aufeinandertreffen. Die Exposition ist arg lang geraten, auch wenn sie in weiten Teilen der Zeichnung der Figuren dient, mit denen man sich schließlich auf die Reise begeben muss. Dafür ist in dem für einen Schwarzweißfilm sehr bunten Anfangsschauplatz immer etwas los, und das bisschen Geduld, was es in der ersten Stunde aufzubringen gilt, wird mit meisterlichem Spannungskino belohnt.

Die Hindernissituationen auf dem zweifelhaften Road Trip sind recht banal, besitzen aber eine starke emotionale Sogwirkung und lassen nicht selten den Atem stocken. Von dieser Kraft hat der Film über all die Jahre erstaunlicherweise so gut wie nichts verloren und kann sich in dieser Hinsicht ohne weiteres mit den besten zeitgenössischen Genrevertretern messen. Auf einer höheren Ebene erzählt „Lohn der Angst“ mit seinen doppelbödigen Charakteren auch von der Unmenschlichkeit in der Menschlichkeit. Verzweiflung, Hoffnung, Leichtsinn, Liebe und Hass treffen aufeinander und explodieren, wie es das Nitroglyzerin hoffentlich nicht zu früh tut.

In dieser Explosion der Gefühle verschwindet leider auch das psychologische Ziel der Reise, bis man sich etwas ratlos wiederfindet, denn das Drehbuch stößt das Publikum bewusst vor den Kopf, um eine nachhaltige Wirkung sicherzustellen. Auch eine Methode. Es bleibt ein mitreißendes, gut gespieltes, dreckiges, ausschweifend, aber präzise inszeniertes Abenteuer, bei dem man die große Anstrengung sowohl vor als auch hinter der Kamera spürt. Echtes Männerkino, das sich mit der Männlichkeit auch kritisch auseinandersetzt.

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