No Turning Back

Filmposter No Turning Back

7.5/10

Originaltitel: Locke
USA, GB | 2013 | 85 Min. | FSK: ab 0
Drama, Thriller
Regie: Steven Knight
Drehbuch: Steven Knight
Besetzung: Tom Hardy u.a.
Kinostart: 19.06.14
DVD/Blu-Ray VÖ: 23.10.14

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bild © STUDIOCANAL

Worum geht’s?

Der angesehene Baustellenleiter Ivan Locke steht kurz vor dem wichtigsten Auftrag seiner Karriere. Doch statt den letzten Feierabend vor dem großen Tag wie gewohnt mit seiner Familie zu verbringen, tritt Locke kurzentschlossen eine Langstreckenfahrt nach London an, um dort gerade noch rechtzeitig für einen fatalen Fehler geradezustehen. Über die Freisprechanlage muss er sich verschiedenen Menschen erklären. Während Lock vom Auto aus unter Zeitdruck letzte Vorkehrungen für ein riesiges Gebäudefundament trifft, droht das Fundament seines Alltags, zusammenzubrechen.

Wie ist der Film?

Auf engstem Raum mit nur einem sichtbaren Darsteller dauerhafte Spannung zu erzeugen ist per se schon ein kniffliges Vorhaben, funktioniert aber sogar ohne jegliche Krimi-Elemente. Das zeigt „No Turning Back“, dessen Originaltitel „Locke“ schlicht dem Nachnamen der Hauptfigur entspricht, mit der wohl cleversten Untertreibung des Kinojahres. Hiermit hat der vorrangig als Drehbuchautor („Tödliche Versprechen“) bekannte Regisseur Steven Knight ein intimes wie packendes Kammerspiel gezaubert.

Weniger ist erst recht dann mehr, wenn es sich um einen der vielversprechendsten Kinostars Europas handelt, dem man da rund anderthalb Stunden beim Autofahren und telefonieren beiwohnen darf. Das aufs Kleinste reduzierte Konzept steht und fällt mit seinem Hauptdarsteller, und Tom Hardy („The Dark Knight Rises“) trägt es bravurös. Der vielseitige Brite hat wohl nie zuvor eine derart bodenständige, lebensnahe Hauptrolle gespielt, und doch erweist er sich als Idealbesetzung. Hardy gelingt das Kunststück, mit ganz dezenter Gestik ein großes Emotionsspektrum zu transportieren, während Knights Drehbuch den folgenschweren Fehler der Hauptfigur so erörtert, dass sie dadurch nur noch menschlicher und sympathischer wird.

Anders als vergleichbare Genrebeiträge wie „Nicht auflegen!“, „Buried – Lebend begraben“ oder „Brake“ nutzt „No Turning Back“ den Minischauplatz nicht für klaustrophobischen Nervenkitzel, sondern vielmehr als Bild der Einsamkeit und inneren Auseinandersetzung. Das unterstreicht auch die vornehm zurückhaltende, melancholische Musik. Nichtsdestotrotz weiß „No Turning Back“ durchgehend zu fesseln, da das vermeintliche Chaos aus Anrufenden einem dramaturgisch formvollendeten Timing folgt und auch gerade weil es um Probleme aus dem wahren Leben geht. Als zweiter essentieller Aspekt neben Tom Hardys Darbietung sorgt die kreative Schnitt- und Kameratechnik dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Zahlreiche Blickwinkel lockern das Setting auf. Reflektionen, Lichtspiele, Unschärfe und Blenden fließen in eine sehr lebendige Bildkomposition.

Schließlich verwendet „No Turning Back“ noch einen weiteren entscheidenden Trick, um unterhaltsam zu bleiben. Denn die Stimmen am anderen Ende von Locks Leitung – allen voran Olivia Coleman („Das hält kein Jahr..!“), Ruth Wilson („Lone Ranger“) und Andrew Scott („Sherlock“) – lassen einen zweiten Film komplett im Kopf des Publikums entstehen. Die verschiedenen, glaubhaft begründeten Gespräche balancieren gekonnt zwischen Galgenhumor und tiefer Trauer und entwickeln eine hervorragend treibende Dynamik – ohne dass etwas Aufregendes zu sehen ist.

Das Zusammenspiel aus aufrichtigen Dialogen, hochklassigem Schauspiel und aufgewecktem Handwerk holt aus der Idee des geerdeten Echtzeit-Kammerspiel-Dramas die bestmögliche Wirkung heraus. Es liegt in der Natur der Sache, dass „No Turning Back“ kein Spektakel ist. Abenteuerliche Wendungen finden da keinen Platz. Doch im Rahmen der wahnsinnig limitierten Möglichkeiten leistet die Geschichte Beeindruckendes. Eine bewegende Studie über die Baustelle namens Leben und eine willkommene Auszeit von gängigen Hollywood-Sehgewohnheiten.

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Buried – Lebend begraben
Nicht auflegen!
Brake

3 Kommentare

    • Irgendwie schon, aber da gibt es ja weitaus schlimmere Beispiele. „Locke“ finde ich als Originaltitel bereits etwas unglücklich bzw. arg schleierhaft, und in Deutschland wird daraus dann die Bezeichnung eines gekräuselten Haarbündels, oder das Spin-off einer Figur aus „LOST“, oder der ironische Spitzname meines Onkels mit Haarausfall. Der Titel „No Turning Back“ vermag es dann wenigstens ein bisschen, das völlig unbedarfte Publikum neugierig zu stimmen, um nicht zu sagen anzuLocken, ha.

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